Was hilft wirklich gegen Stechmücken?
Hilfe, die Blutsauger kommen
Speyer. Aufstöhnen in den Rheinanliegergemeinden: Die Blutsauger kommen. Und hinterlassen juckende Schnakenstiche. Nachdem gleich zwei Hubschrauber der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) ausgefallen waren, rechnet man vielerorts für die Dauer von zirka sechs Wochen mit einer Schnakenplage.
Solange es noch etwas kühler war, war die gemeine Stechmücke noch wenig flugaktiv, doch das wird sich ändern, sobald es schwül und windstill ist. Besonders schlimm wird es dort werden, wo es große Überschwemmungsgebiete gibt und die Schnakenbekämpfer zu Fuß nicht hingelangen konnten. Dort ist ein großes Hauen und Stechen zu erwarten.
Stechmückenweibchen brauchen für die Entwicklung ihrer Eier eiweißreiches Blut, bevor sie sie ablegen können. Die Männchen stechen nicht. Die Weibchen platzieren ihre Eier je nach Art entweder auf der Wasseroberfläche oder an eingetrockneten Stellen ehemaliger Brutstätten. Etwa an Ufern und Auen – aber auch in Vogelbädern, Blumentöpfen, Regentonnen oder Gartenteichen. Die abgelegten Eier können längere Zeit einer Trockenheit widerstehen. Wenn dann aber das Wasser steigt und die Eier überspült, schlüpfen die Larven.
Doch was hilft gegen die lästigen Viecher, warum greifen sie scheinbar nur bestimmte Menschen an - und welche Tipps gehören in den Bereich der Mücken-Mythen?
Manche Menschen sind für Mücken einfach attraktiver als andere. Das hat mit dem Geruch der Haut zu tun. Es ist der Mix von Stoffen wie Milchsäure, Ammoniak und Fettsäuren, der darüber entscheidet, ob Menschen bevorzugt gestochen werden oder nicht. Machen kann man dagegen nichts.
Das heißt aber nicht, dass manche Menschen quasi gegen Mücken immun sind. Wählerisch sind Mücken nur innerhalb von Menschengruppen, der Einzelne hat keine Chance - ganz gleich, wie er für die Mücke duftet. So ist es zum Beispiel der CO2-Gehalt im Atem, der Mücken anlockt. Die blutdürstigen Weibchen orientieren sich daran. Schwangere atmen besonders viel CO2 aus - und sind dadurch besonders attraktiv für die stechenden Biester.
Außerdem mögen Stechmücken Parfüm, Wärme und Feuchtigkeit. Besonders in Acht nehmen müssen sich Menschen mit einem hohen Cholesterinspiegel, denn Mücken scheinen "fettes" Blut zu lieben. Auch der Östrogenspiegel der Frau scheint eine Rolle zu spielen, wenn es darum geht, ob frau gestochen wird oder nicht.
Die Tiere injizieren mit ihrem Speichel einen Blutgerinnungshemmer, um überhaupt Blut saugen zu können. Unser Körper reagiert darauf allergisch: mit Schwellung, Rötung und Juckreiz. Kratzen macht es tatsächlich schlimmer, denn der Stoff wird dadurch verteilt. Außerdem können durch das Kratzen Bakterien in tiefere Schichten gelangen und eine Infektion hervorrufen. Wenn die klassischen Entzündungsmerkmale - Wärme, Schmerz, Rötung, Schwellung - auftreten, wird es Zeit, den Arzt aufzusuchen.
Bei einem normalen Stich hilft kühlen, sogar Spucke lindert den Juckreiz ein wenig. Hausmittel wie Quark oder rohe Zwiebel können ebenso helfen wie ein heißer Kaffeelöffel. Letzterer aber nur, wenn er direkt nach der Attacke auf den Stick gedrückt wird.
Aber wie lässt sich verhindern, dass man überhaupt gestochen wird? So genannte Repellents schrecken Mücken ab. Stiftung Warentest hat zahlreiche Mittel getestet. „Anti Brumm“ und „Nobite“ nutzen den Wirkstoff Diethyltoluamid (Deet). Er wirkt gut, reizt aber eventuell die Schleimhäute. Sensiblen Menschen könnten davon die Augen tränen. „Autan“ setzt je nach Produkt ebenfalls auf Deet, vorwiegend aber auf Icaridin. Das ist milder, dafür ist die Wirkdauer etwas kürzer.
Damit Repellents auch wirklich etwas bringen, muss man sie lückenlos auftragen. Unbedeckte Stellen nutzen Mücken sofort aus. Repellents sollten auch immer zuletzt aufgetragen werden, also etwa nach dem Sonnenschutz. Ultraschallgeräte, UV-Licht-Fallen, Gartenfackeln und Teelichter bringen laut Stiftung Warentest dagegen wenig bis nichts. Auch Mückenarmbänder mit ätherischen Ölen wie Citronella, Geraniol oder Lavendelöl halfen im Test nicht.
Die guten alten Hausmittel wie Knoblauch, Lavendel und „Licht aus“ gehören wohl allesamt in den Bereich der Mücken-Mythen. Weder Knoblauch, noch Lavendel, Zitronenmelisse, Tomaten- oder Basilikumpflanzen auf dem Fensterbrett beeindruckten in Tests die Stechmücken. Und das Licht im Haus zieht nicht Mücken, sondern Motten an.
Helfen kann es allerdings, alle Wasserstellen im Garten täglich frisch zu füllen, um Stechmücken keine zusätzlichen Brutstellen zu bieten. Wer sich im Freien aufhält, trägt am besten helle, langärmelige Kleidung und verzichtet auf Parfüms und duftende Cremes. Und was in den Tropen hilft, beschert auch im heimischen Schlafzimmer ruhige Nächte: das Moskitonetz. Eine Alternative sind Moskitogitter am Fenster.
In den vergangenen Jahren machen sich neben den Flussmücken auch Exoten breit. Die Tigermücke zum Beispiel, die 23 Virusarten übertragen kann. Darunter das Dengue-Fieber. Das Risiko dafür sei allerdings eher gering. Größer ist die Gefahr einer Übertragung von West-Nil-Viren. Im vergangenen Jahr gab es in Europa mehr als 1.000 Infektionen, von denen mehr als 100 tödlich endeten. Dieses Virus kann von der Nördlichen Hausmücke "Culex pipiens" übertragen werden.
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