#briefwechsel
Ich bin dann mal offline...
Wertgeschätzte Kollegin, liebe Frau Schwitalla,
Sie müssen jetzt sehr stark sein! Und ich auch. Dies ist mein vorerst letzter Brief an Sie - für einen Zeitraum von mindestens vier Wochen. Ich nehme mir Ihren Rat nämlich sehr zu Herzen - und chille jetzt erstmal. Den kompletten April. Obgleich ich mir eine sehr lange Liste (!) für die Zeit gemacht habe, sorgt die Vorstellung bei mir doch für leichte Beklemmungen. Vier Wochen in quasi verschärfter häuslicher Isolation und ohne die Ablenkungen der Heimarbeit - das dürfte spannend werden.
Zumindest hoffe ich darauf, dass die Trennung vom Informationstropf dazu führt, dass ich mal vom Gedankenkarussell absteige. Das fällt mir schwer, solange Nachrichten aus möglichst vielen unterschiedlichen Quellen zu meinem Tagesgeschäft gehören. Sowas wie: Die Wirtschaftsweisen prognostizieren wirtschaftliche Einbußen. Die Schnellmerker. Vor diesem Hintergrund finde ich es umso wichtiger, dass wir die Zeit, die wir jetzt gerade alle im Internet sind, auf keinen Fall mit beliebigem Online-Shoppen verbringen. Auch wenn die Versuchung groß ist. Lieber alle Möglichkeiten ausloten, die der örtliche Handel und die Gastronomie vor Ort für uns bereit halten. Da sind einige wirklich sehr kreativ geworden. Das muss unterstützt werden, oder was meinen Sie? Sonst verschwinden mit der Bedrohung durch das Coronavirus vielleicht auch unsere liebsten Läden und Restaurants.
Ich bleibe jetzt also vier Wochen zuhause, backe Kuchen und schrubbe die Badezimmerfugen mit der Zahnbürste. Dann ist da noch ein Schrank zu streichen und der Keller aufzuräumen. Gerade kam allerdings die Meldung man solle die Entsorgungssysteme nicht durch allzu große Entrümpelungsaktionen überfordern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Keller in diese Kategorie fällt.
Die machen es mir aber auch wirklich schwer. Was bleibt dann noch? Spargelstechen vielleicht? Davon habe ich noch weniger Ahnung als vom Schrankstreichen. Mit irgend etwas Sinnvollem würde ich meine freie Zeit in diesen schwierigen Tagen gerne füllen. Liebe Frau Schwitalla, ich bin offen für Ihre Vorschläge! Auch wenn ich diesen Brief ganz groß mit der Offline-Ankündigung überschreibe, linse ich vielleicht doch mal aufs Portal und schaue, ob sie mir eventuell zurückgeschrieben haben. Oder ich greife zu Füller und Papier und schreibe Ihnen einen echten Brief. Würde Ihnen das gefallen?
Ich grüße Sie sehr herzlich - fast schon aus dem Urlaub. Und nicht ohne Ihnen noch eine letzte Information da zu lassen: Außer "Fenster zum Hof" hat Hitchcock 52 weitere Spielfilme gedreht. Durchaus möglich, dass ich mir die alle anschaue, bevor wir uns im Mai dann hoffentlich wieder sehen. Mal ehrlich: Dieses Coronavirus - so langsam nervt es.
Ihre, Cornelia Bauer
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