Polizisten üben mit Senioren des Caritas-Altenzentrums die Benutzung von Rollatoren
Rollatoren von der Kasse haben keine Kipphilfe
Speyer. Gertraude Kerner ist überglücklich. Die 95-Jährige traut sich nun allein mit ihrem Rollator hinaus in den Garten des Caritas-Altenzentrums St. Martha. Bisher hatte sie immer Angst, auf dem Weg ins Grüne zu stürzen.
Polizeihauptkommissar Matthias Michel hat ihr die Angst genommen und mit ihr geübt, wie sie sicher nach unten kommt, indem sie die Bremsen ihres Rollators richtig betätigt.
Zusammen mit seiner Kollegin Polizeihauptkommissarin Emine Etyemez kommt Michel ein- bis zweimal pro Jahr ins Altenzentrum und übt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in einem kleinen Parcours, Herausforderungen im Alltag sicher zu meistern.
Ilse Simon (82) zieht los mit den beiden Polizisten. „Sie sind aber flott unterwegs“, sagt Michel, als die Seniorin zügig die Rampe hinuntereilt. Fast schon schneller als die Polizei erlaubt.
Michel bittet sie anzuhalten und erklärt ihr die verschiedenen Funktionen der Bremsen an ihrem Rollator. „Wichtig ist es, beim Herunterlaufen leicht zu bremsen und dicht am Rollator zu bleiben“, erklärt Emine Etyemez. Wenn die Arme immer länger werden, können sich die Senioren nicht mehr richtig auf den Rollator stützen. Das ist nicht ungefährlich.
Im Garten angekommen zeigt Ilse Simon den Polizisten erst einmal das Hochbeet, bevor sie mit dem Rollator durch die mit Schnüren, Pappkarton und Pfosten errichtete „Tür“ geht. Für sie ist es kein Problem, auch wenn es ihr einiges an Koordination abverlangt, die Tür zu öffnen, durchzugehen und sie wieder zu schließen, und dabei immer eine Hand am Rollator zu haben. Auch den Slalom meistert sie mit Bravour, obwohl die Abstände zwischen den Hütchen, um die sie laufen muss, immer enger werden.
Emine Eyemez rät: „Erst wenn die hinteren Räder des Rollators beim Hindernis sind, darf man einschlagen. Wenn man das eher macht, bleibt man hängen“. Vorwärts in den „Aufzug“, eine mit Hütchen abgesteckte Fläche, hinein- und rückwärts wieder hinauszugehen, ist noch einmal eine einfach Übung, bevor es zur Königsdisziplin kommt: Die Bordsteinkannte.
Hier nachgestellt mit einer Palette, auf die die Senioren hinaufsteigen und von der sie auf der anderen Seite wieder hinuntersteigen sollen. Eine sehr wichtige Übung, erklärt Michel, denn gerade an Bordsteinkannten besteht die Gefahr, zu stürzen. Ilse Simon entdeckt mit Michels Hilfe, dass ihr Rollator eine Kipphilfe hat, ein Hebel, auf den sie mit dem Fuß treten kann, um die Vorderräder anzuheben.
Auch bei dieser Übung ist es das A und O, dicht am Rollator zu bleiben. Das ist gar nicht so einfach.
Bei dieser Übung zeigt sich auch, welche Unterschiede es zwischen Kassenmodellen der Rollatoren und privaten, teureren Modellen gibt. „Kassenmodelle haben keine Kipphilfe und sie sind viel schwerer“, erzählt Michel. Die Senioren bräuchten viel Kraft, um Hindernisse wie Bordsteinkanten zu meistern. Außerdem seien die privat gekauften Modelle wesentlich leichter und kleiner zusammenzulegen und man könne bequem darauf sitzen, um eine Pause einzulegen.
„Für einige Senioren war das Training heute schon sehr anstrengend. Sie waren froh, sich zwischendurch kurz ausruhen zu können“, sagt Emine Etyemez.
Die beiden Polizisten wissen aus der eigenen Familie, dass die Hürde oft recht hoch sei, einen Rollator zu nutzen. „Manche schämen sich, damit gesehen zu werden“, sagt Michel. Wenn sie den Rollator erst einmal hätten, seien sie aber meist glücklich. Das bestätigt auch Bewohnerin Rita Mönig (83), die den Rollator von ihren Kindern geschenkt bekommen hat.
„Das ist eine große Erleichterung, wenn ich fort gehe. Ich fühle mich damit sicher“, sagt sie. Einige der Teilnehmer machen das Rollatorentraining jedes Mal wieder mit, wenn die Polizisten zu Besuch sind. „Wir freuen uns zu sehen, dass sie immer sicherer im Umgang damit werden“, sagt Emine Etyemez.
Das Rollatorentraining war ein Teil des Aktionstages „Fit in den Sommer“ des Caritas-Altenzentrums St. Martha. Zuvor hat Gerhard Seither vom Sanitätshaus Römer die Rollatoren auf ihre Sicherheit überprüft, Bremsen nachgestellt, die Höhe der Griffe angepasst, lockere Handstücke wieder befestigt und geguckt, ob Rollatoren eventuell ausgetauscht werden sollten.
Am Nachmittag, nach dem Fitness-Menü, stand eine Gymnastikstunde für Senioren auf dem Programm. „Denn mit Beweglichkeit altert man gesünder“, erklärt Jana Herbert, die Leiterin der sozialen Betreuung. ps
Autor:Wochenblatt Archiv aus Ludwigshafen |
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