Frauenselbsthilfe Krebs Speyer
„Wir sind keine Schön-Wetter-Truppe“
Speyer. Nach einer Mammographie ist für Anja Mayer (Name von der Redaktion geändert) aus Speyer nichts mehr, wie es vorher war. Ein Knoten wird festgestellt, eine Gewebeprobe entnommen. Die Diagnose: Krebs. Die 55-Jährige fühlt sich von der Situation überfordert. „Da geht einem so vieles durch den Kopf“, sagt sie. Im Krankenhaus entdeckt sie den Flyer der Frauenselbsthilfegruppe Krebs. Noch vom Krankenbett aus telefoniert sie mit Monika Willeke, die die Speyerer Selbsthilfegruppe leitet. Und fühlt sich gleich aufgefangen.
Heute ist die Mutter zweier erwachsener Kinder zum ersten Mal bei einem der monatlichen Treffen dabei. Im Biergarten des Pfalzgraf - Flaming Star hat die Gruppe Asyl gefunden, denn die Gemeindesäle sind unter Corona dicht. Obwohl alle Damen zur Hochrisikogruppe gehören, überwiegt die Freude am Wiedersehen, daran sich endlich wieder treffen zu können.
Viele kommen schon seit Jahren, freuen sich auf einen schönen Nachmittag mit vertrauten Wegbegleiterinnen, schwelgen in Erinnerungen an gemeinsame Unternehmungen, wie den Ausflug ins Dahner Felsenland oder das gemeinsame Theaterspiel. Gerade planen die Damen ihren jährlichen Wohlfühltag.
„Das ist ein wichtiger fester Bestandteil in meinem Leben“, sagt eine der Damen. Eine andere ergänzt: „Die Gruppe hat mir Trost gegeben.“ Der Zusammenhalt untereinander sei stark. „Das ist keine Schön-Wetter-Truppe“, sagt eine der Teilnehmerinnen. „Hier fühlt man sich gut aufgehoben, auch wenn es einem mal nicht so gut geht.“ Viele Freundschaften sind in der Gruppe entstanden.
Monika Willeke kam selbst als Teilnehmerin zur Gruppe, hat hier Unterstützung erfahren und gibt sie jetzt an andere weiter. Gemeinsam mit ihren beiden Mitstreiterinnen im Leitungsteam: Ursula Belet und Gaby Schneider. Nicht nur an Krebs Erkrankte sind Willkommen, auch Angehörige dürfen zu den Treffen kommen oder per Telefon Kontakt aufnehmen. „Wir schicken niemanden weg“, sagt Monika Willeke.
Eine Frauenselbsthilfegruppe Krebs gibt es in Speyer bereits seit 41 Jahren. Neben den monatlichen Treffen am Nachmittag gibt es noch die Gruppe Speyer Abend-Aktiv, die sich vor allem an berufstätige Frauen richtet. Die Selbsthilfegruppe ist bestens vernetzt mit der Gynäkologie im Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer. Wenn die Frauen das möchten, kommt auch jemand von der Gruppe in die Klinik. „Niemand muss alleine mit der Diagnose Krebs klar kommen“, sagt Monika Willeke. Sie selbst glaubt an die Krise als Chance. „Die Menschen, die hierher kommen, suchen etwas“, sagt sie. Ihrer Erfahrung nach sind Menschen nach einer Krebserkrankung nicht mehr dieselben. Wut und die Frage „Warum ich?“ gehörten dazu, viele machten zusätzlich aber auch sehr positive Veränderungen durch.
Anja Mayer taut so langsam auf und kommt mit ihren Tischnachbarinnen ins Plaudern. Sie ist dankbar für das Informationsmaterial, mit dem das Leitungsteam sie versorgt, und für den persönlichen Austausch. Die Krankheit hat sie viel Kraft und Energie gekostet, bald beginnt bei ihr die Bestrahlung. Auch wenn jede mit ihrer Erkrankung anders umgeht: Was derzeit in Anja Mayer vorgeht, das verstehen hier alle.
Weitere Informationen
www.frauenselbsthilfe.de/speyer.html
Gruppe Speyer - Nachmittag
Monika Willeke
06232 679535
motoju@t-online.de
Gruppe Speyer - Abend-Aktiv
Manuela Schurhammer
06236 695507
fsh-speyer-abend-aktiv@gmx.de
Sylvia Zerech
06235 4554263
fsh-speyer-abend-aktiv-sz@gmx.de
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.