Der Kreis schließt sich: Nach 20 Jahren läuft Lars Kegler seinen letzten Marathon in Würzburg
Speyer | Würzburg. Da, wo vor 20 Jahren alles begann, hat Lars Kegler aus Speyer am vergangenen Sonntag seine Marathon-Karriere beendet: in Würzburg. Am 16. Mai 2004 war der Marathon in Würzburg sein erster Lauf über die 42,195 Kilometer. Vier Stunden und 46 Minuten hat Marathon-Neuling Kegler damals gebraucht. 75 Marathons später steht er wieder in Würzburg am Start: in den alten Laufschuhen und im T-Shirt von damals und mit derselben Startnummer. Und findet: Es reicht jetzt mit den langen Läufen.
Nach dem ersten Langstreckenlauf in Würzburg war der damalige Bundeswehrsoldat im Marathon-Fieber. 2009 läuft er die Strecke beim Stadtmarathon in Frankfurt erstmals unter drei Stunden. Immer höher, immer schneller, immer weiter - die sportlichen Herausforderungen konnten Kegler gar nicht groß genug sein. Er ist einen Knast-Marathon im Gefängnis in Weiterstadt gelaufen, einen Marathon komplett unter Tage und einen anderen vollständig in einer Halle. Dazu gesellen sich schöne Erinnerungen an viele Stadtläufe: Marathon in Prag, Antalya, Basel, Hamburg, München, Berlin. Kegler ist sie alle gelaufen. Auch den Silvesterlauf in Zürich und den Zugspitze Ultra Trail.
Stolz ist Lars Kegler vor allem auch auf eines: In 20 Jahren hat er nie einen Marathon abgebrochen, ein DNF für "did not finish" stand noch nie hinter seinem Namen. Er ist davon überzeugt, dass die langen Läufe sein Leben entscheidend geprägt haben: "Auch wenn es im Alltag mal nicht so gut läuft, dieser Sport gibt Dir einfach das entspannte Gefühl, dass Du es schaffen kannst."
100 Kilometer-Läufe, Ironman, Triathlon über die Langdistanz - Lars Kegler hat viel Extremes gemacht. Auch ein 24 Stunden-Schwimmen. Danach, so erinnert er sich, schafft er nur mithilfe seiner Frau, sein T-Shirt anzuziehen. In Speyer ist der Berufsfeuerwehrmann vor allem mit seinen verrückten Weltrekorden bekannt geworden.
Kegler ist sehr ehrgeizig, doch der zeitliche Aufwand für die Vorbereitung auf die immer noch bessere Zeit, die noch bessere Platzierung ist dem zweifachen Familienvater inzwischen zu groß. Für seine Bestzeit von zwei Stunden 43 Minuten, die er in Kandel gelaufen ist, hat er in den zwölf Wochen davor 1.100 Kilometer Strecke gemacht - überwiegend alleine, denn wegen seines Jobs im Schichtdienst ist es schwierig, Laufgruppen oder Trainingspartner zu finden. Ein einsamer Sport. "Es war eine schöne Zeit, aber ich möchte das Thema jetzt abschließen und mehr Zeit für die Familie haben", sagt Kegler. Schon die Vorfreude auf den Marathon am Sonntag war nicht mehr so groß. Die schönste Erinnerung: Auf dem letzten Kilometer vorm Ziel hat ihn sein jüngster Sohn Ben begleitet.
Dass ihm jetzt die Herausforderungen ausgehen könnten, befürchtet Kegler nicht. Dieselbe Leidenschaft, mit der er sich extremen Läufen gewidmet hat, gehört inzwischen dem Fußball. Seit neun Jahren ist er Trainer, wechselt am 1. Juni zum JFV Ganerb Dudenhofen. Kegler hat gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Leon eine Ausbildung zum Schiedsrichter gemacht und startet gerade als Torwarttrainer durch.
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