Interview mit Fenja Keune
"Verlorene Spielpraxis wieder aufholen"
Speyer. Die Bundesligaspielerin Fenja Keune, seit der Saison 2020/21 im Kader der Towers und Nachwuchs-Trainerin der U10 mix, macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Basketball Abteilung TSV Towers Speyer-Schifferstadt. Seit einigen Wochen organisiert sie das Online Training. Unter der Führung von Cheftrainer Mike Gould haben Jugendwart Markus Steudtner und Fenja ein Trainingskonzept für die Zeit entwickelt, wenn wieder ein gemeinsames Training in Freien oder der Halle stattfinden darf.Michael Klingenburg, der Pressewart des TSV Towers Speyer-Schifferstadt, sprach mit der FSJlerin.
???: Fenja, bevor wir zum Trainingskonzept kommen, möchte ich im Vorfeld wissen, wie du die letzten Monate in Speyer erlebt hast.
Fenja Keune: Das alles bestimmende Thema Corona hat unser aller Leben mehr oder weniger aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Großteils meines Lebens in Speyer dreht sich um den Basketball und seit dem wir wieder trainieren und an den Wochenenden Bundesliga Spiele machen, fühlt sich mein Leben einigermaßen normal an. Für unsere Jugendmannschaften, die schon seit Monaten nicht mehr gemeinsam in der Halle trainieren konnten ist die Situation eine völlig andere.
???: Im Februar wurde auf der Abteilungsleitungssitzung beschlossen, das ein Online-Training stattfinden soll. Das kannten einige nur von Alba Berlin und anderen Top Mannschaften. Wie war es für dich, als Cheftrainer Mike Gould mit diesem Thema auf dich zu kam?
Keune: Spontan war ich direkt Feuer und Flamme. Als es aber dann in die Planung zum Training ging, bekam ich auf einmal kalte Füße. Ich meine, das ist schon was ganz anderes als Hallentraining. Andererseits dachte ich mir aber auch, das wird schon irgendwie klappen. Wir müssen halt aus der Situation das beste machen und dazu die neuen Medien nutzen, ist für alle eine neue Erfahrung.
???: Bei wem hast du dir Rat eingeholt?
Keune: Wenn so eine Idee ins Leben gerufen wird, und so neu ist sie nicht, dann findet man im Netz viele tolle und gute Anregungen dazu. Das Online-Trainingskonzept ist die eine Sache, die Gegebenheiten bei den Kinder vor Ort die andere. In einer Etagenwohnung mit dem Ball prellen, das wird kein Nachbar auch die Dauer tolerieren. Dehn-, Kraft- und Stabilisationsübungen werden die Kinder, die zwischen sieben und neun Jahre alt sind, auf die Dauer langweilen. Nachdem ich in Erfahrung gebracht habe, was vor Ort möglich ist, habe wir Coaches uns miteinander besprochen und Ideen ausgetauscht. Jeder hat seine Erfahrungen eingebracht und so sind wir auf viele unterschiedliche Übungsformen gekommen. Trainieren mit kleinen und großen Bällen, Fußarbeit Koordinationsschulung halt und leichte Kraftausdauerübungen werden oft im Training geübt.
???: Verstehe. Kommen wir nun zum Trainingskonzept, wenn die Inzidenzen fallen und wieder die Möglichkeit besteht, gemeinsam Sport zu treiben: Cheftrainer Gould, du und Martin, ihr habt euch Gedanken gemacht, wie man die verloren gegangene Spielpraxis wieder beleben kann.
Keune: Das mit dem Online-Training ist schon eine gute Sache. Die Kinder behalten Ballgefühl und machen einige Übungen zu Koordination. Das sind wichtige Bestandteile im Basketball. Um die fehlende Spielpraxis wieder vermehrt in den Fokus zu nehmen, wollen wir ein 3x3 Basketball als permanenten Bestandteil ins Training einbauen.
???: 3x3 Basketball ist seit 2020 offiziell olympische Disziplin. Reden wir davon oder meint ihr mit 3x3 Basketball was anderes?
Keune: Ja, genau. Und hätten die olympischen Spiele statt gefunden, dann wäre die Disziplin sicherlich einem breiten Publikum bekannt geworden. Das gute bei dieser Disziplin ist, das nur jeweils drei SpielerInnen gegen einander antreten und auf einen Korb spielen. Die Angriffszeit, also die Zeit, wo ein Wurf auf den Korb erfolgen muss, liegt bei zwölf Sekunden. Das Spiel wird dadurch verdammt schnell. Das erfordert besondere Fähigkeiten. Die Kinder müssen reaktionsschnell sein, sind ständig in Bewegung, müssen noch mehr auf die Aktionen der Mitspieler acht geben und immer aufmerksam dem Spielverlauf folgen. Das bedeutet schnelles Handeln, hohe Konzentration und gleichzeitig werden athletische Fähigkeiten geschult und das alles in einer spielerischen Umgebung. Wir denken, das wir mit diesem Konzept Lust, Laune und Spaß am Basketball fördern und die verlorene Spielpraxis wieder aufholen können.
???: Wann soll das Konzept umgesetzt werden?“
Keune: In erster Linie müssen natürlich die Corana-Zahlen sinken und wenn die Behörden dann grünes Licht geben, dass wieder Kontaktsportarten mit mehreren erlaubt werden, dann wollen wir loslegen. Mal angenommen, die Zahlen sind Ende Mai wieder so niedrig, dann können wir uns sogar vorstellen, auch in den Sommerferien mit dem 3x3 Basketball Training zu beginnen.
???: Dann hoffen wir mal das Beste. Vielen Dank, Fenja, für deine Zeit und alles Gute und viel Erfolg bei den nächsten Bundesligaspielen.
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