"Die Brezel gehört in Speyer einfach dazu"
Speyer. Für viele gehört sie zum Besuch in Speyer einfach dazu: die echte Speyerer Brezel. Drei Brezelhäuschen stehen in der Maximilianstraße und bieten sie an, die Berzel Brezel, die seit 1964 nach Traditionsrezept gebacken wird. Lona Wenzel ist gerade dabei, "ihr" Häuschen vor Galeria Kaufhof zu bestücken, räumt das Laugengebäck in Körbe, sortiert Wechselgeld in die Kasse, schiebt die Bäckersteigen unter ein Regal. Auf engstem Raum finden hier sogar noch ein Kühlschrank für gekühlte Getränke und eine Mikrowelle Platz.
Noch ist es nicht 9.30 Uhr und damit noch gar nicht offiziell geöffnet, aber die ersten Stammkunden kommen schon vorbei. "Zwei Käsebrezeln, bitte!" - "Helle, wie immer?" Die 82-jährige Speyererin kennt viele ihrer Kunden, wünscht hier ein schönes Wochenende, winkt dort Bekannten zu. Sie hat ihr gesamtes Arbeitsleben über im Verkauf gearbeitet, hat schon auf der Hauptstraße gelernt. Seit vier Jahren bessert sie sich ihre Rente im Brezelhäuschen mit Blick auf Altpörtel und Dom auf. Es gäbe viel zu gucken, auf der Maximilianstraße ist immer was los, aber dafür bleibt wenig Zeit. Schon bildet sich eine kleine Schlange aus Menschen, die auf die Öffnung des Kaufhauses warten.
"Morgens ist das meiste los", weiß Lona Wenzel. Sie packt Specktaler und Kräuterbrezeln in Papiertüten. Und mit dem Laugengebäck gehen auch immer ein paar freundliche Worte der jung gebliebenen Rentnerin über die kleine Verkaufstheke. Lona Wenzel mag ihren Job und ihre Kunden; das merkt man. Bis 13.30 Uhr wird sie heute Brezeln verkaufen. "Die Brezel gehört in Speyer einfach dazu", sagt sie. Oft schon für die Kleinsten im Kinderwagen.
Gerade lässt sich eine Kundin noch eine Käsebrezel extra einpacken. "Die bringe ich meiner Mutter mit, dann freut sie sich", erzählt sie. Der nächste Kunde ist an der Reihe und hätte gerne eine Butterbrezel. "Ich hätte heute auch einen Butter-Ring", bietet die Brezelverkäuferin an und hat Erfolg; der Herr entscheidet sich um. Viel zu lachen gebe es, wenn ausländische Gäste sich bei ihr versorgen wollen. Denn Lona Wenzel spricht kein Englisch. "Wir haben das damals in der Schule ja noch nicht gelernt", sagt sie. Trotzdem klappt die Verständigung. "Mit Händen und Füßen", lacht sie.
Dann posiert sie auch schonmal für die Touristen vorm Brezelstand und lässt sich fürs Urlaubsalbum fotografieren. Nur als ein asiatischer Tourist unbedingt die Butterbrezel in der Mikrowelle aufgewärmt haben wollte, hat sie kapituliert. Sie konnte ihm nicht erklären, warum das keine allzu gute Idee ist. "Ich hab sie dann nur ganz kurz warm gemacht, am Ende war er glücklich - das ist die Hauptsache." Gerade wenn die Flusskreuzfahrtschiffe in Speyer anlegen, kommen viele Touristen zu ihr an den Stand.
Lona Wenzel selbst zieht es nicht in die Ferne. Sie ist aus ganzem Herzen Speyererin. "Wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme, fahre über die Brücke und sehe den Dom - dann bin ich glücklich", sagt sie. Spricht's und dreht mit viel Schwung eine Brezeltüte zu.
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