VR Bank Kur- und Rheinpfalz präsentiert das Ergebnis des Fusionsjahres
"Wir verhalten uns wie eine schwäbische Hausfrau"
Speyer. Hinter der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz liegt kein leichtes Jahr: In Zeiten von Minuszinsen in vielen Bereichen ist das Umfeld für eine Regionalbank generell nicht einfach. Und die VR Bank Kur- und Rheinpfalz hatte zusätzlich eine Fusion zu bewältigen: Die neue Bank entstand aus der RV Bank Rhein-Haardt und der Volksbank Kur- und Rheinpfalz rückwirkend zum 1. Januar 2019. Die Genossenschaftsbank verwaltet jetzt mehr als 360.000 Konten für gut 180.000 Kunden. Sie beschäftigt 775 Mitarbeiter und hat 78.000 Mitglieder.
"Die Fusion hat unser Haus gestärkt", sagt Vorstandssprecher Rudolf Müller. Insgesamt zeigte sich der Vorstand bei der ersten Bilanzpressekonferenz unter neuem Namen sehr zufrieden mit Wachstum, Ergebnis und Ertrag des vergangenen Jahres, aber auch mit der fusionsbedingten technischen Umstellung und der Integration der Mitarbeiter.
Die neu entstandene Bank hat die Fünf-Milliarden-Grenze geknackt; die Bilanzsumme liegt damit knapp fünf Prozent über der aufaddierten Summe der beiden Vorgängerbanken aus dem Jahr 2018. Um sieben Prozent haben die Kundeneinlagen zugelegt, das Kreditvolumen ist um sechs Prozent gewachsen. Müller sieht darin einen Vertrauensbeweis der Kunden gegenüber der Bank.
Immer mehr dieser Kunden setzen dabei aufs Wertpapiergeschäft oder auf Investmentfonds. Knapp tausend neue Depots hat die Bank für ihre Kunden im Jahr 2019 eröffnet. Eine Besonderheit: Die VR Bank managt in Speyer selbst drei Fonds, die eine sehr gute Wertentwicklung vorzuweisen haben. Dirk Borgartz, stellvertretender Vorstandssprecher, geht davon aus, dass sich der Trend zur Investition in Wertpapiere auch 2020 fortsetzt - trotz der zu erwartenden Auswirkungen der Corona-Thematik auf den Aktienmarkt.
Ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal der Genossenschaftsbank mit Sitz in Speyer: Neben der Volksbank Kur- und Rheinpfalz Stiftung, zu der durch die Fusion noch die Stiftung der ehemaligen RV Bank Frankenthal und die Stiftung Raiffeisenbank Maxdorf hinzu gekommen sind, verwaltet die Bank sieben zum Teil zweckgebundene Treuhandstiftungen. Auch das ein Bereich, in dem man sich für das laufende Geschäftsjahr einen weiteren Schub erwartet. "Es gibt nur wenige Banken, die sich solch ein Geschäftsfeld zutrauen", hält Rudolf Müller fest. Und die Nachfrage sei da.
Mit der Fusion hat die Bank jetzt auch ein Bein im Warengeschäft. Das Verpacken von Kartoffeln und Zwiebeln für den Discounter Lidl zeige die Verbundenheit mit den Landwirten der Vorderpfalz. Treiber für das beste Neukreditgeschäft der Unternehmensgeschichte sind die niedrigen Zinsen. Eine Milliarde Euro an neuen Krediten gingen hauptsächlich für Baufinanzierungen an Privatkunden raus und für Investitionen an die Unternehmer der Region. "Wenn wir weiter wachsen wollen, dann müssen wir so aktiv bleiben", erläutert Tim Meßmer.
Das vorherrschende Zinsniveau bringt die Bank zugleich in die Bredouille: Es gäbe Neukunden, die ihr Geld bei der VR-Bank "parken", weil hier bislang keine Minuszinsen berechnet wurden. Das hat sich seit dem Spätjahr 2019 geändert, allerdings nicht pauschal. "Wir suchen das Gespräch mit unseren Kunden, die große Summen auf ihren Konten lassen", sagt Müller. Grundsätzlich sollen Privatkunden verschont bleiben und auch die betriebsnotwendige Liquidität bei Firmenkunden soll gewährleistet bleiben. Nur was darüber hinaus geht, dafür wird die Bank künftig zwischen 0,25 und 0,5 Prozent Negativzins berechnen. Das betreffe allerdings in nächster Zeit nur rund 300 Kunden, so der Vorstand.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreter, sollen 4,5 Prozent Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Darüber wie auch über Einstellungen in die Rücklagen entscheidet die Vertreterversammlung am 11. Mai in Frankenthal. Die Gesamtkapitalquote läge dann bei 18,1 Prozent und böte ausreichend Puffer, auch bei einer Verschärfung der Eigenkapital-Anforderungen an Banken. "Wir verhalten uns wie eine schwäbische Hausfrau", sagt Müller zur Eigenkapitalausstattung seiner Bank.
Geschäftsstellenschließungen seien für 2020 nicht geplant, allerdings werden Hettenleidelheim und Wattenheim zusammen gelegt. Die Geschäftsstelle zieht in einen Neubau am Ortsrand von Hettenleidelheim. Und Öffnungszeiten seien zum 1. Januar 2020 angepasst worden. In Böhl-Iggelheim ist eine neue Geschäftsstelle entstanden. In Oftersheim residiert die Bank gerade in Containern, zieht aber Anfang Juni in einen Neubau. Große Pläne gibt es für Frankenthal: Für den Bau am Jahnplatz fehlt derzeit zwar noch die Baugenehmigung, aber Thomas Sold hofft, dass die Regionaldirektion Frankenthal Mitte 2022 fertig sein wird - mit Tiefgarage für die Kunden.
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