Zweifelhafte Informationspolitik
Corona-Ausbruch im Seniorenheim Ludwigshöhe in Edenkoben
Im Edenkobener Seniorenheim Ludwigshöhe gibt es einen massiven Corona-Ausbruch. Am 13. Januar war den Medien der erste Fall zu entnehmen. Stand 21. Januar waren insgesamt 60 Bewohner und 16 Mitarbeiter infiziert. Das sind – volle Belegung vorausgesetzt – zwei Drittel der BewohnerInnen. Ein explosionsartiger Anstieg also, besorgniserregend für Bewohner, Angehörige, Mitarbeiter und Besucher. Das aktuelle Geschehen lässt die Fallzahlen im Landkreis Südliche Weinstraße steigen. Während andere Landkreise sinkende Zahlen melden können, liegt der Landkreis SÜW inzwischen offiziell bei einer 7-Tage-Inzidenz von rund 168. (Je nach Quelle - die Risklayer GmbH meldet einen Wert von mehr als 200.)
Das Seniorenheim Ludwigshöhe in Edenkoben wird betrieben von der GSD, Gesellschaft für sozialgerontologische Dienstleistungen mbH. Die Gesellschaft betreibt noch zwei weitere Heime in RLP (in Annweiler und Oberbieber/Neuwied). Auf der Webseite der GSD heißt es: "In unseren Seniorenheimen möchten wir älteren Menschen ein liebevolles neues zu Hause geben, ihre Lebenssituation verbessern und ihnen Zukunftsperspektiven aufzeigen." Meldungen zur aktuellen Corona-Problematik, etwa Hinweise für Angehörige oder sonstige Kontaktpersonen, findet man nicht. Sicher, die GSD hat momentan anderes zu tun als eine Webseite zu pflegen oder den eigenen facebook-Account zu bestücken. Es wird Personal gesucht, wie die Online-Stellenangebote zeigen. Dass aber auch mehrere Nachfragen der RHEINPFALZ bislang unbeantwortet blieben, stimmt nachdenklich.
Das Seniorenheim in der Edenkobener Spitalstraße bietet laut Webseite insgesamt 89 BewohnerInnen ein Zuhause. Eine davon hat Jürgen M.*, der in einer Nachbargemeinde wohnt, regelmäßig besucht. Die ältere Dame wurde inzwischen positiv getestet. Vor rund zehn Tagen hat er seine Besuche zugunsten von Telefonaten eingestellt. "Ich hatte immer einen guten Eindruck, und die ungünstigen Bewertungen im Internet kann ich nicht nachvollziehen", meint M. Tatsächlich schneidet das Heim auf Google mit einem Wert von 2,6 (von 5) durchschnittlich ab, jedoch ist die Datenbasis mit insgesamt nur zehn Rezensionen gering, und die jüngste Bewertung ist schon drei Monate alt. Repräsentativ ist das nicht.
"Hinein kam man als Besucher überhaupt nur mit Anmeldung und Maske, Anfang Januar waren wir noch zusammen zum Einkaufen unterwegs, aber zuletzt haben wir uns nur draußen auf dem Heimgelände und mit Abstand getroffen", sagt Jürgen M. Desinfektionsmittelspender würde es selbstverständlich geben, jedoch keine Temperaturmessungen bei Besuchern, obgleich diese vergleichsweise einfach durchzuführen sind. Vor rund zehn Tagen habe es dann geheißen: Zutritt nur mit negativem Testergebnis. Den geforderten Schnelltest hätte er selbst bezahlen sollen, und daraufhin auf den Test und weitere Besuche verzichtet. Jürgen M. verspürt keine Symptome und ist als Kontaktperson bislang auch nicht gebeten worden, sich in Isolation zu begeben. "Die Bewohner müssen sich in ihren Zimmern aufhalten, haben keinen Kontakt mehr zu ihren Mitbewohnern und bekommen ihre Verpflegung im Zimmer serviert", so sein ernüchterndes Fazit. Corona-Schutzimpfung? Vermutlich für einige leider zu spät.**
Heute, am 22. Januar, wurden für die Verbandsgemeinde Edenkoben neue Todesfälle gemeldet: Insgesamt fünf ältere, weibliche Personen sind "an oder mit" COVID-19 verstorben. Inwieweit diese Todesfälle im Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen im Edenkobener Seniorenheim Ludwigshöhe stehen, ist zur Zeit nicht bekannt.
*Name geändert.
**Am 4. Januar wurden im Alten- und Pflegeheim Meyerhof, ebenfalls in Edenkoben, die ersten rund 60 BürgerInnen aus dem Landkreis SÜW geimpft (Quelle).
Autor:Barbara Späth aus Edenkoben | |
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