Erlebnistag Deutsche Weinstraße ade - Sicherheitskonzept nicht umsetzbar

Das war’s mit Jubel, Trubel, Heiterkeit auf dem Erlebnistag Deutsche Weinstraße.   | Foto: Markus Pacher
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  • Das war’s mit Jubel, Trubel, Heiterkeit auf dem Erlebnistag Deutsche Weinstraße.
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Erlebnistag Deutsche Weinstraße. Seit 1985 ein Erfolgsmodell, wird der Erlebnistag nun nicht mehr stattfinden, da der Gesetzgeber ein Sicherheitskonzept verbindlich vorschreibt und dessen Umsetzung über die Strecke von 80 km ein Unterfangen ist, was nicht für alle Kommunen entlang der Weinstraße umgesetzt werden kann.

Dazu kommen weitere Punkte, die in der Summe zu einer endgültigen Absage des Erlebnistages seitens der betroffenen Landkreise, Städte, Tourismus-Verantwortlichen und der Weinwerbung geführt haben.
Der „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“, 1985 zum 50. Jubiläum der Deutschen Weinstraße ins Leben gerufen, wurde schnell zur Erfolgsgeschichte. Auf der abgesperrten Deutschen Weinstraße tummelten sich tausende Menschen an jedem letzten Sonntag im August – mit dem Fahrrad, auf Inline-Skates oder auch zu Fuß. Für Autos blieb die über 80 Kilometer lange Straße gesperrt. Besucher und Besucherinnen konnten zwischen Bockenheim und Schweigen-Rechtenbach an diesem Tag ein Stück Pfälzer Lebensgefühl spüren und live erleben. Weit über die Pfalz hinaus bekannt, zog der Raderlebnistag zu Spitzenzeiten rund 400.000 Gäste in die Pfalz und verzeichnete auch zuletzt noch etwa 200.000 Teilnehmende.
Immer mehr Ortschaften konnten in den letzten Jahren die Frequenz an Aktionen und Angeboten am Streckenrand nicht mehr aufrecht halten, freiwilliges Personal zu finden wurde immer schwieriger. Dies führte zu einem ungleich verteilten Angebot und punktuell zu Besucheraufkommen mit übergroßem Andrang. Die Unfallgefahr durch das Zusammentreffen von Radfahrern und Fußgängern auf engstem Raum stieg und führte zu häufigeren Stürzen und Verletzungen.

Auch in Zukunft wird es keinen Erlebnistag mehr geben

Bedingt durch die Corona-Pandemie hat der „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ 2020 und 2021 nicht stattgefunden. Auch in Zukunft wird es keinen Erlebnistag mehr geben. Dafür gibt unterschiedliche Ursachen und Gründe: Der „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ war bislang ein dezentrales Event, bislang organisiert und veranstaltet von den Gemeinden, Orten und Städten entlang der Strecke. Pfalzwein e.V. war zwar Motto-Geber der Veranstaltung, jedoch nie zentraler Veranstalter des Erlebnistages. Das Polizei- und Ordnungsbehördengesetz Rheinland-Pfalz (POG) schreibt nun einen alleinig haftenden Veranstalter für ein Event dieser Größenordnung vor. Pfalzwein e.V. selbst darf ein (touristisches) Event dieser Größenordnung wegen gesetzlicher Vorgaben aus der Zweckbestimmung des Vereins nicht durchführen. Die Gebietskörperschaften können ebenso wenig als zentrale Veranstaltende des Events tätig werden. Die erhöhten Sicherheitsanforderungen haben damit auch zum Scheitern der Veranstaltung beigetragen.
Die Ereignisse der letzten Jahre, z.B. in Berlin, aber auch im benachbarten Ausland haben das Thema „Sicherheit von Großveranstaltungen“ in Deutschland in den Fokus gerückt. Deutlich verstärkte und erweiterte Sicherheitskonzepte auf Basis des POG sind die notwendige Konsequenz daraus, stellen aber Gemeinden bereits bei der Veranstaltung von Weinfesten vor große Herausforderungen. Viele Weinfeste haben sich dadurch deutlich verändert.

Notwendiges Sicherheitskonzept zu kostspielig

Auch für den „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ ist ein umfangreiches, deutlich erweitertes Sicherheitskonzept unumgänglich, die Kosten enorm. Zu den vervielfachten Kosten, die im höheren sechsstelligen Bereich zu erwarten wären, käme noch ein deutlich erhöhter Bedarf an ehrenamtlichen Helfenden sowie Sicherheitspersonal hinzu. Ein notwendiges derart kostspieliges Sicherheitskonzept ist daher, auch im Hinblick auf die aktuelle Situation mit Pandemieereignissen, Energiekrise, Krieg und Inflation, schwer argumentierbar und nicht realisierbar.
Schon die letzten Jahren haben gezeigt, dass es zunehmend schwieriger wird, (ehrenamtlich) Mitwirkende und Helfende zu gewinnen. Verschärft wird dieses noch durch den zwar nicht neuen, aber trotzdem relevanten Umstand, dass der Termin des „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ in die Urlaubszeit und damit in die Hochsaison fällt. Somit ist die Situation im Hinblick auf ausreichend Mitwirkende und Helfer zumindest als sehr kritisch einzuschätzen.
In den letzten Jahren stieg die Zahl an Unfällen auf dem „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ kontinuierlich an. Die Konzentration auf bestimmte „Hotspots“ sowie auch die steigende Anzahl an E-Bikes und Pedelecs verschärfen die Situation weiter. Der Ausschank bzw. selbst der moderate Konsum von Alkohol verstärkt dabei noch einmal das Unfallrisiko. Der Konsum von Alkohol bei der Teilnahme am Straßenverkehr – auch per Rad – wird zunehmend kritisch gesehen. Alkohol im Straßenverkehr ist nicht hinnehmbar, daher war auch unter diesem Gesichtspunkt ein „weiter so“ beim „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ kritisch zu sehen.
Auch wenn einzelne der genannten Aspekte lösbar erscheinen, ist es die Gesamtheit dieser relevanten Punkte, welche die Grundlage für die Absage des „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ seitens der Landkreise, Städte, Tourismus-Verantwortlichen und der Weinwerbung bilden.

Alternative Themenfelder sollen gefunden werden

Aktuell arbeiten die Touristiker und Touristikerinnen in der Pfalz gemeinsam an Alternativen Themenfeldern, um die Pfalz weiter zu stärken, noch attraktiver zu machen und als nachhaltiges und zukunftsweisendes Reiseziel zu etablieren. Denn, wie eine erst kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, hat der Tourismus in der Pfalz hohe wirtschaftliche Bedeutung, schöpft aber sein Potenzial nicht aus. Es geht vor allem darum, Tagesgäste noch länger in der Region zu halten sowie um eine gezielte nachhaltige Lenkung des Tourismus, vor allem auch in Bezug auf Outdooraktivitäten wie Wandern und Fahrradfahren sowie die Entwicklung der Pfalz zur Ganzjahresdestination. Die künftigen touristischen Veranstaltungen sollen diese übergeordneten Ziele verfolgen. In diesem Sinne wurden in den letzten Jahren viele touristische Radwanderwege und Touren erarbeitet und eingerichtet und haben damit das Erlebnis des Rad-Erwanderns der Weinstraße von einem einzigen Tag auf saisonale Events verlagert. Für die ganze Pfalz ist hier der Radtourismus zentral, besonders im Ausbau und Angebot einer passenden Infrastruktur. Zentrales Ziel ist es, die Pfalz bewusster und stärker als Rad-Destination zu positionieren.

Fokus auf „Nachhaltiges Reiseziel Deutsche Weinstraße“

Kernpunkt bei der Weiterentwicklung des Tourismus in der Pfalz und entlang der Deutschen Weinstraße wird der Fokus „Nachhaltiges Reiseziel Deutsche Weinstraße“ sein, mit passendem Erlebniswochenende, Z.B. unter dem Motto „#nadierlich Pfalz“ mit Erlebnisangeboten bei den Partnerbetrieben des Nachhaltigen Reiseziels, passenden Gästeführungen, speziellen Pfalzcard-Angeboten u. ä. Pfalz.Touristik arbeitet gemeinsam mit den Städten und Landkreisen aktuell an einer pfalzweiten Qualitätsoffensive, um das Tourenangebot nochmal deutlich aufzuwerten und ein funktionierendes Qualitätsmanagement zu etablieren, damit diese auch nachhaltig unterhalten werden. Für die „Radregion Pfalz“ sollen auch passende Erlebnisse, wie geführte Radtouren oder Genießertouren mit Einbindung der lokalen Anbietenden entwickelt werden. (offizielle Pressemitteilung von Pfalzwein e.V. und Pfalz.Touristik e.V.) bev/ps

Autor:

Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße

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