„Mobilitätskonzept 2030+“ in Neustadt: Auf dem Weg zur Verkehrswende
Neustadt. Das Auto öfter mal stehen lassen oder ganz auf Alternativen umsteigen – das ist die Idee hinter dem „Mobilitätskonzept 2030+“, das Neustadt derzeit entwickelt. Damit die erforderliche Verkehrswende gelingen kann und das Mobilitätskonzept auch ankommt, werden die Neustadterinnen und Neustadter mit ins Boot genommen. Beim Mobilitätsforum mit Baudezernent Bernhard Adams am vergangenen Montag, 18. September, kamen rund 30 Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Verbänden im Neustadter Ratssaal zu Wort.
Was ist nötig, damit das Auto verzichtbar wird? „Diese Frage kann keiner besser beantworten als die Neustadterinnen und Neustadter selbst“, ist Baudezernent Bernhard Adams überzeugt. Deshalb startete die Stadtverwaltung das Projekt „Mobilitätskonzept 2030+“ im Jahr 2021 zunächst mit einer umfassenden Mobilitätsbefragung, im April und Mai diesen Jahres folgten der öffentliche Auftakt, ein Mobilitätsforum und eine Bürgerveranstaltung.
Die Beteiligung ging am Montag in die zweite Runde, dieses Mal waren erneut die Fachleute gefragt. Rund 30 Personen brachten Hinweise und Ideen aus ihrer Sicht ein. Die Experten kamen aus verschiedenen Fachämtern der Verwaltung, der Tochtergesellschaften, der Ortsverwaltungen und Fachverbände und von den Fraktionen. Weitere wichtige Akteurinnen und Akteure stellten die Polizei, die IHK, die Landwirtschaftskammer und der LBM. Im nächsten Schritt sind dann am 11. Oktober erneut Bürgerinnen und Bürger herzlich dazu eingeladen, sich am Prozess zu beteiligen.
Das Mobilitätsforum hatte nicht nur das Ziel, umfassend über den Prozess und die bisherigen Ergebnisse zu informieren, sondern es ging auch darum, die Aktiven besser zu vernetzen und vor allem darum, gemeinsame Maßnahmen zu durchdenken, die langfristig die Mobilitätswende vorantreiben und von allen Beteiligten mitgetragen werden.
Das Team des beauftragten Verkehrsplanungsbüros Köhler & Leutwein aus Karlsruhe und des Speyerer Büros Stadtberatung Dr. Sven Fries, das mit der Beteiligung der Öffentlichkeit beauftragt ist, moderierte die Veranstaltung und die vier Arbeitsgruppen. Zunächst wurde allen die vorläufige Zielmatrix präsentiert. An vier Stationen waren die übergeordneten Ziele die Präambel für die Mobilitätswende sowie die vier Handlungsfelder mit ihren Ober- und Unterzielen ausgestellt. Übergeordnet stehen als Präambel die fünf Zielvorgaben wie „Lebenswerte Stadt und menschengerechter Straßenraum“ und „Verkehr vermeiden – verlagern – verträglich abwickeln“ über den vier Handlungsfeldern, denen alle weiteren themenbezogenen Ziele untergeordnet werden. Während des so genannten Gallery-Walks konnten sich die Teilnehmenden über die Oberziele jedes Handlungsfeldes informieren, austauschen und diese priorisieren.
In der nächsten Arbeitsphase wurden in vier Gruppen Leitprojekte entwickelt. Das jeweilige Leitprojekt wurde hierbei hinsichtlich der Machbarkeit und der Durchführung geprüft, in dem konkret ein Zeithorizont, Akteure und mögliche Hindernisse identifiziert wurden.
Im Handlungsfeld „Verkehrssicherheit“ hob sich deutlich das Oberziel der „Geschwindigkeitsreduktion“ hervor und ein erstes Leitprojekt der Verkehrswende könnte die Straßenraumgestaltung in der Nord-Süd-Achse der Karl-Helfrich-Straße inklusive der Querungsstellen sein. Beim Handlungsfeld „Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz“ wurde das Ziel der „Priorisierung des Radverkehrs“ am häufigsten bepunktet und in der Diskussion um ein Leitprojekt auch in dieser Gruppe über die Achse der Karl-Helferich-Straße gesprochen sowie über ein „Autofreies Reallabor“, für dessen Quartiersauswahl Indikatoren und erste Hinweise zur Umsetzung gesammelt wurden.
Die Teilnehmenden der Gruppe, die sich mit dem Handlungsfeld „Flächen- und Kostengerechtigkeit“ beschäftigt hat, wählten unabhängig als Leitprojekt unter anderem die Achse Karl-Helferich-Straße/Exter Straße, machten sich aber auch Gedanken um die Zukunft des nördlichen Abschnittes der Friedrichstraße als Einkaufsstandort und Verkehrsraum. Das Oberziel mit der höchsten Priorität in diesem Handlungsfeld ist den Teilnehmenden nach die „Parkraumstrategie“.
Im vierte Handlungsfeld „Partizipation, Kooperation und Kommunikation“ zeigte sich, dass die „Einführung und Förderung von (betrieblichem) Mobilitätsmanagement“ für die Teilnehmenden das Ziel mit der größten Bedeutung für die Mobilitätswende ist. Als Leitprojekt ist hier das Reallabor „Testaktion/Phase alternative Mobilität“ entstanden. Hier ist angedacht, für einen begrenzten Zeitraum das Auto abzugeben und im Gegenzug Alternativen wie MoD oder andere Sharing-Angebote sowie den ÖPNV kostenlos zu nutzen. Die ausgewählten Teilnehmenden sind dabei angehalten, Tagebuch über den Zeitraum zu führen.
Baudezernent Bernhard Adams bedankte sich am Ende der Veranstaltung mit den Worten: „Schritt für Schritt nähern wir uns gemeinsam dem strategischen Mobilitätskonzept“. Er betonte aber auch, dass die heute besprochenen Leitprojekte nicht in Stein gemeißelt sind, sondern als Anregung in den Prozess zum Mobilitätskonzept 2030+ einfließen. Am Ende soll die Politik über das Papier entscheiden.
Am 4. Oktober werden im Zusammenhang mit einem Kooperations-Workshop die Gewerbetreibenden mit in den Prozess eingebunden, die in vielerlei Hinsicht bzgl. der Parkplätze oder des Lieferverkehrs bei möglichen Veränderungen tangiert werden. Im Anschluss sind dann „auch die Neustadterinnen und Neustadter noch einmal mit dabei“, kündigte Adams an. „Wir sind schon gespannt auf die Bürgerveranstaltung, mit der es am 11. Oktober um 17 Uhr weitergeht.“
Wer mitmachen möchte, kann sich über verkehrsplanung@neustadt.eu zu dem zweieinhalbstündigen Workshop anmelden. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Stadt unter www.neustadt.eu/Wirtschaft-Verkehr.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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