Bewohner*innen von der Außenwelt abgeschnitten
Unmut im Afrikaviertel

Oberbürgermeister Marc Weigel im Gespräch mit den Afrikaviertel-Bewohnern.  Foto: Markus Pacher
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  • Oberbürgermeister Marc Weigel im Gespräch mit den Afrikaviertel-Bewohnern. Foto: Markus Pacher
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Neustadt. Mit einer Kundgebung reagierten am Montagmittag Anwohner des Neustadter Afrikaviertels auf die im April in der Humboldtstraße eröffnete Großbaustelle. In Gegenwart von Oberbürgermeister Marc Weigel und Stadtratsmitglied Dr. Andreas Böhringer griffen einige Betroffene zum Mikrofon und äußerten ihren Unmut über die desolate Situation.

Von Markus Pacher

„Die Zufahrt ist täglich von 7 Uhr bis 16.30 Uhr gesperrt. Für unsere älteren und gehbehinderten Menschen sind Arztbesuche und Erledigungen fast unmöglich geworden. Die Forderung nach einer kurzzeitigen Öffnung in der Mittagspause sowie alle weiteren Vorschläge zur Erleichterung unserer Situation wurden abgelehnt“, wirft Dr. Manfred Oesterle dem Bauamt vor. „Wir werden nicht gehört und nicht verstanden“, so Oesterle weiter und stellt klar, dass es sich im Falle der Humboldtstraße keinesfalls um eine einsturzgefährdete Brücke, sondern um eine gefahrlos belastbare Zufahrt handele, somit die Verhältnismäßigkeit der Anordnung nicht gegeben sei.

Postzustellung nur noch samstags

Nur ganz früh morgens, in den Abendstunden und am Wochenende können derzeit die Anwohner ihre Häuser, darunter auch jene von der gleichfalls tangierten Julius-Wilde-Straße, erreichen - ein kaum annehmbarer Zustand, der noch bis Ende des Jahres andauern soll. Bis dahin ist sogar eine Zustellung der Post unter der Woche nicht möglich. Gleiches gilt für alle weiteren Lieferdienste oder Handwerker, die ebenfalls nur nach 16.30 Uhr, also außerhalb der normalen Geschäftszeiten, zu den Bewohnern durchdringen können. Anwohnerin Brigitte Schmithausen wirft den Verantwortlichen, das heißt dem Neustadter Tiefbauamt und der ausführenden Baufirma, vor, bei den Planungen die gemischte Altersstruktur mit kleinen Kindern und teilweise Hochbetagten nicht berücksichtigt zu haben. Nur über Waldwege können die Anwohner ihre Häuser besuchen bzw. verlassen. Besonders von der Außenwelt abgeschnitten und isoliert sind derzeit körperlich beeinträchtigte Menschen, die beispielsweise mit einem Rollator unterwegs sind.

OB Weigel signalisiert Verständnis und Gesprächsbereitschaft

„Mit der Stadt diskutieren wir seit November letzten Jahres und haben bisher nichts erreicht“, bedauert Lambert Schmithausen. „Wir machen Vorschläge und sind kompromissbereit, aber es passiert nichts, das ist unwürdig“. Eine Sperrung der Straße erst nach 8 Uhr und eine Öffnung während der Mittagspause zwischen 12 und 13 Uhr würde die Situation entschärfen, sind sich die Anwohner einig.
Seine Gesprächsbereitschaft und viel Verständnis für die schwierige Situation signalisierte Oberbürgermeister Marc Weigel, wies aber den Vorwurf mangelnder Kommunikationsbereitschaft von sich und nahm gleichzeitig seinen Baudezernenten Bernhard Adams in Schutz. Dieser habe vor vier Wochen in einer Mail an die Bürgerinitiative ausführlich über den genauen Sachverhalt und die rechtlichen Hintergründe informiert und ausdrücklich seine Bereitschaft für einen gemeinsamen Gesprächstermin betont. Bei der Humboldtstraße handele es zudem um die erste Straße in Neustadt, die über sogenannte wiederkehrende Beiträge finanziert werde, so Marc Weigel mit Verweis auf die anstehenden Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro und die zur Zeit noch bestehenden rechtlichen Unklarheiten. Seine Empfehlung: Im Falle von Notsituationen mit Mitarbeitern der haftpflichtigen Baufirma reden und um Ausnahmegenehmigungen bitten.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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