Neueste Erkenntnisse zu:
Herkunft des Ortsnamens Kirrlach?
Waghäusel-Kirrlach. Eine doppeldeutige „Wendung“ im Ortsnamen Kirrlach tut sich auf. Muss die bislang bekannte Bedeutung der Wortschöpfung „Kirrlach“ ausgemustert werden?
Nicht unbedingt. Zumindest eine „weitere Lesart“ stellt der langjährige Vorsitzende des Heimatvereins Kirrlach, Roland Liebl, aufgrund umfangreicher Recherchen zur Disposition.
Immer wieder habe er gezweifelt, ob die bisherige Auslegung so stimmen könne, bekennt der ausgebildete Kirchenpädagoge, der sich – wie die ganze Berufsgruppe – mit Rätseln der Vergangenheit beschäftigt. „Ich halte es insbesondere nach Auswertung des neuen modernen digitalen Geländemodells für sehr wahrscheinlich, dass zunächst der Name Kirrlach/Kerrloch als Wegemarke vorhanden war und die Siedlung erst später dazu kam.“
Für den Hobbyhistoriker setzt sich Kirrlach aus zwei Silben zusammen, die in der Vergangenheit zwei Versionen zugelassen haben: Kirch-Wald (Wald im Eigentum der Kirche) und Kirche-im-Wald, wobei das „loh“ für Wald stand. Nach jahrelanger Auswertung des digitalen Geländemodells, mehrerer Luftbilder, historischer Gewann- und Wegekarten, alter Grenzkarten und der Hochwassergefahrenkarten kommt laut Liebl auch eine andere Interpretation in Betracht.
Demnach wäre „Kerrloch“, so wie der Ortsname noch heute im Dialekt ausgesprochen wird, wörtlich zu nehmen: „Ker“ bezeichnet demzufolge die im Mittelalter übliche Verkürzung der Wegekehre. „Loch“ ist - genauso wie „Lach“ – eine feuchte sumpfige Stelle, eine wohl große Wasserlach.
Im Althochdeutschen steht „Ker“ für Begriffe wie Wendung, Biegung und Wegscheide. Der früher von Lachen umgegebene Hoch- und Fixpunkt nordwestlich des Kirrlacher Friedhofs ist vermutlich der erste Kirrlacher „Verkehrsknoten“, der drei Ziele verband: St. Leon, (Alt)Lußheim und das Hegerfeld. Aus Kirrlacher Perspektive handelt es sich um eine Wegescheide, aus dem Blickwinkel von Altlußheim oder St. Leon war es eine Wendung.
Der Weg bildete die kürzeste, fast durchgängige trockene Verbindung zwischen Altlußheim und St. Leon als Teil einer Fernroute von Speyer bis nach Sinsheim. Alle Siedlungsspuren, etwa aus der Römerzeit, finden sich entlang der Wegeführung zur „Kehre“.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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