Neuankömmlinge willkommen
Fürsorgliche Aufnahme an der ASRplus
Von Claudia Bardon/Winnweiler. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind die ersten Kriegsflüchtlinge in der Donnersbergregion angekommen. Viele Schülerinnen und Schüler konnten in einzelnen Schulen im Kreis einen neuen Lernplatz finden. Auch in der Albert-Schweitzer-Realschule plus in Winnweiler wurden die ersten Kinder und Jugendlichen mit offenen Armen aufgenommen. Das Wochenblatt sprach mit Schulleiter Torsten Edinger über die aktuelle Situation in der Schule.
???: Herr Edinger, auch Ihre Schule in Winnweiler hat Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in den Unterricht aufgenommen. Wie ist der Ablauf zur Aufnahme und wie viele Kinder beziehungsweise Jugendliche haben Platz bei Ihnen gefunden?
Torsten Edinger: „Seit Montag, 28. März, besuchen acht Kinder und Jugendliche aus der Ukraine die Albert-Schweitzer-Realschule plus Winnweiler (ASRplus). Falls die Kinder bei Verwandten oder Bekannten in der Region untergekommen sind, dürfen sie sich 90 Tage visumsfrei in Deutschland aufhalten. Solange sind sie nicht schulbesuchspflichtig sind. Sehr wohl dürfen sie aber die Schule besuchen.
Auch für Kinder aus den Erst-aufnahmeeinrichtungen ist die Schulbesuchspflicht solange ausgesetzt, bis sie, beziehungsweise ihre Familie, einer Gemeinde zugewiesen wurden. In der letzten Woche gab es die ersten Anfragen für den Schulbesuch ukrainischer Mädchen und Jungen, die zunächst in den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen in Steinbach, beziehungsweise Falkenstein, oder die in privaten Familien aufgenommen wurden.
Zusammen mit unserem Schulsozialarbeiter Jan Rosbach führen wir standardmäßig gemeinsam Aufnahmegespräche, um individuelle Informationen über das jeweilige Kind, beziehungsweise den Jugendlichen, zu erhalten. So schafft die Schule die Grundlage, um auf die persönlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse eingehen zu können.“
???: Wie geht es den Ankömmlingen und wo gibt es Schwierigkeiten? Sind die Kinder stark traumatisiert?
Torsten Edinger: „Im Zusammenhang mit den ukrainischen Kindern hat sich schnell herauskristallisiert, dass ein direkter Einstieg in den Unterrichtsalltag nicht unbedingt sinnvoll ist. So wurde die Idee entwickelt, ukrainische Schülerinnen und Schüler grundsätzlich in einem bis zu zwei Wochen dauernden Willkommensprogramm langsam an die neue Umgebung und ihre neue Schule heranzuführen.
Der Schultag wird erstmal auf drei Unterrichtsstunden pro Tag eingeschränkt, um die Heranwachsenden, die alle ein persönliches Schicksal mit sich bringen, nicht zu überfordern. Schließlich ist davon auszugehen, dass viele aufgrund von kriegerischen Angriffen und Flucht Erfahrungen von Unsicherheit, Angst und Trauma mitbringen.“
???: Sie haben einen Aufruf gestartet, dass dringend Übersetzerinnen und Übersetzer gesucht werden. Inwieweit ist dies noch relevant und was benötigen Sie noch? Wo ist Hilfe am größten?
Torsten Edinger: „Es wurde ein kleines, dreiköpfiges Unterstützungsteam gebildet. Dieses besteht aus dem Schulsozialarbeiter Jan Rosbach sowie den beiden Mitarbeitern im Freiwilligen Sozialen Jahr Laura Schenkenberger und Marcel Dyck. Das feste Team wird die ukrainischen Schüler schrittweise auf den Schulalltag an einer deutschen Schule vorbereiten. Des Weiteren wird das Kennenlernen der Lebenswirklichkeit in einer neuen Umgebung wichtig genommen.
Da die Kinder größtenteils über keinerlei Deutschkenntnisse verfügen, haben die Verantwortlichen darauf geachtet, dass auch spielerische und sportliche Elemente in das jeweilige Tagesprogramm integriert werden. Gerade diese Angebote ermöglichen ein Miteinander trotz sprachlicher Hindernisse. Innerhalb der Einführungswochen lernen die „Neuen“ auch ihre zukünftigen Klassen und Klassenleitungen kennen. Sobald sie am Regelunterricht teilnehmen, erhalten sie Deutsch-Intensivkurse im Fach „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ).
Basis der, für die Kinder und Jugendlichen so wichtigen, individuellen Förderung, ist die langjährige Erfahrung der ASRplus bei der Begleitung von Familien deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Für viele Mitglieder der Schule stellt die bedrückende Situation in der Ukraine ein seit Wochen sehr präsentes Thema dar, welches sowohl ein enormes Maß an Anteilnahme, als auch den Wunsch, ganz aktiv zu unterstützen, ausgelöst hat. Festmachen lässt sich dies an etlichen Aktionen, die den Schulalltag in den vergangenen Tagen begleitet haben.“
???: Welche Aktionen sind das?
Torsten Edinger: „Lehrer- und Schülergruppen sammeln durch den Verkauf von Kuchen, Waffeln und ähnlichen Speisen Gelder zur Unterstützung von Hilfsaktionen. Die beiden Vorstandsmitglieder des Fördervereins der Schule, Birgit Lehr und Nina Gieser, stellten für die Neuankömmlinge eine Willkommenstasche bereit. Die Arbeitsgemeinschaft „Internationale Küche“, in der viele Kinder aus Syrien und Afghanistan sind, haben mit ihrer Lehrerin Annette Hinz, blau-gelbe Willkommenskekse gebacken.
Fest steht, dass die Schulgemeinschaft sich darauf freut, die neuen Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine in ihrer Mitte aufnehmen zu können.“ clh
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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