Chawwerusch Theater zeigt Stück über die Pflegesituation in Deutschland
Die polnische Maria hilft!
Kapellen-Drusweiler. „Maria hilf“ heißt das neue Chawwerusch-Stück über eine Mutter, eine Tochter und eine „unbezahlbare“ polnische Perle und kreist um ein sehr aktuelles Thema: den Pflegenotstand und die massenhafte Anstellung von 24-Stunden-Pflegekräften aus Osteuropa. „Maria hilf“ richtet den Blick vor allem auf die zwischenmenschliche Seite: Von jetzt auf gleich sind drei Frauen auf das Engste miteinander verbunden, und zwar im wörtlichen Sinne. Denn pflegebedürftig sein bedeutet, dass immer jemand da sein muss und dass der andere ganz nahe herankommt.
Magdalena (Felix S. Felix) lebt ihr Leben. Dazu gehören die Unternehmungen mit Freundin Elvira, das Beobachten der Vögel in ihrem Garten, die Pläne für die anstehende Urlaubsreise und ihr selbstbestimmter Ein-Personen-Haushalt. Aber nach einem Schlaganfall ist nichts mehr wie es war. Auch nicht für Tochter Michaela (Miriam Grimm), denn die muss sich jetzt kümmern, trotz ihres Vollzeit-Jobs und ihrer beiden Kinder, die sie allein erzieht. Ein Pflegeheim kommt für ihre Mutter nicht in Frage und so scheint Michaela nur eine Lösung praktikabel: Eine Polin, die vorübergehend bei ihrer Mutter einzieht und sich somit rund um die Uhr um die Pflegebedürftige kümmern soll. Die Tochter leitet alles in die Wege und Maria (Yaroslava Gorobey) wird die Dritte im unfreiwilligen Bunde.
Schon bei der Ankunft macht Magdalena der jungen Frau das Leben schwer. Sie will keine fremde Person im Haus und eine junge polnische schon gar nicht. Ihre Hilflosigkeit zwischen Toilettensitz und Duschkabine und die Einsamkeit führen zu bösartigem und herrischem Verhalten gegenüber Maria. Michaela schämt sich für die hässliche Seite ihrer Mutter und will vermitteln. Es soll doch für alle so gut wie möglich sein. Maria begegnet diesen Turbulenzen mit viel Pragmatismus und guter Laune. Was bleibt ihr auch sonst zu tun? „Wer Hoffnung vor Wagen spannen, fahren doppelt schnell.“
Maria packt zu, holt die Pantoffeln oder die Ausgeh-Garderobe, kocht Magdalenas Lieblingsessen und massiert den gelähmten Arm. 24 Stunden gemeinsam, da lernt man sich kennen – mehr als einem lieb ist. Bald wissen Maria und Magdalena, die ihre Großmutter sein könnte, so viel voneinander, dass sie gar nicht anders können, als Verständnis für die andere zu haben und sogar ein wenig Sympathie – trotz aller Zänkereien und heruntergeschluckten Kränkungen. Denn es gibt ja auch die guten Momente, zum Beispiel das gemeinsame Lachen beim Gesang des Stieglitz“, der in Polen als „Szcygiel“ unterwegs ist.
In den vielen gemeinsamen Stunden geben Vergangenheit und Gegenwart einander die Hand. So können auch die nicht (mehr) vorhandenen männlichen Mitglieder der Familie zumindest in den Erinnerungen eine Rolle spielen. Maria erfährt, wie er war, der Familienvater und „herzensgute“ Albrecht, während sie Magdalena in den Mantel hilft, um ihn auf dem Friedhof zu besuchen. Und Michaela muss gelegentlich die Zähne zusammenbeißen, wenn ihr Bruder Christian, „der Bub“, besonders gelobt wird – ausgerechnet er, der sich nie bei der Mutter blicken lässt und sich reichlich bedeckt hält, was die Organisation des Pflegealltags angeht.
In der kurzen Zeit, die Maria für sich alleine hat, zieht sie sich in ihr kleines Zimmer zurück. Aber was macht sie da und mit wem telefoniert sie? Auch die Tochter Michaela, die sonst so viel auf ihr soziales Engagement hält, fragt nicht nach. Aber das Publikum erfährt es noch vor Ende des Stücks.
Das Drama „Maria hilf“ beschreibt, wie sich drei Frauen einer unabwendbaren Situation stellen – und dabei trotz aller Widrigkeiten neue Wege zu sich selbst und zueinander finden. Autor und Regisseur Walter Menzlaw hat beim Schreiben des Stücks auf Material zurückgegriffen, das zuvor während einer ausführlichen Spurensuche gesammelt worden war: Gespräche und Interviews mit Pflegekräften aus dem Ausland und mit Angehörigen von Pflegebedürftigen haben die Basis für ein authentisches Stück Theater geschaffen, bei dem auch viel gelacht werden kann.
Reinhard Blaschke erstellte das Bühnenbild, Marlene Korbstein zeichnet für die Kostüme verantwortlich.
Das Stück wird aufgeführt am Samstag, 4. Mai, 20 Uhr, in der Wasgauhalle in Kapellen-Drusweiler. Einlass ist um 19 Uhr.
Karten kosten 15 Euro an der Abendkasse und 13 Euro im Vorverkauf.ps
Kartenvorverkauf und Infos
bei der Verbandsgemeindeverwaltung
Bad Bergzabern
Gleichstellungsbeauftragte
Marita Rothmann
Telefon 06343 701221
m.rothmann@vgbza.de
www.chawwerusch.de
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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