Ausflug zu einem geschichtsträchtigen Gemäuer
Burg Meistersel
Dernbachtal. Lange Jahre war die Burg Meistersel wegen Instandsetzungsarbeiten für Besucher gesperrt. Seit Herbst 2020 kann die Ruine wieder besichtigt werden. Der Name ist wahrscheinlich auf den Begriff „Meister des Saales“ zurückzuführen. Zeitweise sollen hier die Ministerialen der Reichsburg Trifels ansässig gewesen sein.
Die Meistersel ist auch unter den Namen Modenbacher Schloss oder Modeneck bekannt und gehört zu den ältesten Burgen der Pfalz. Ihre genaue Entstehung ist nicht bekannt, in einer Schenkungsurkunde des Bischofs von Speyer, Johannes I. wird sie am Dreikönigstag 1100 zum ersten Mal erwähnt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde sie zur Reichsburg, wahrscheinlich zum Schutz des Trifels. Um 1300 wurde die Meistersel als Reichslehen an die Herren von Ochsenstein übertragen und von Grund auf erneuert. Die Anlage muss ziemlich umfangreich gewesen sein, denn Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Burg unter mehrere Besitzer aufgeteilt. Sie wurde als „Ganerbenburg“ gleichzeitig von bis zu acht Adelsfamilien bewohnt und verwaltet. So werden unter anderen 1391 Kurfürst Ruprecht II. von der Pfalz und ab 1404 der Bischof von Speyer, Raban von Helmstatt, als Besitzer aufgeführt. Im Bauernkrieg wurde die Anlage 1525 zum ersten Mal teilweise zerstört und wieder aufgebaut, und im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird sie endgültig zur Ruine.
Allerdings sorgen die Besitzverhältnisse auch in der Neuzeit für Spannung. Bis etwa 1995 wurde sie von der Erbengemeinschaft des Ludwigshafener Fabrikanten Friedrich Raschig verwaltet, der die Burg 1935 erworben hatte. Der folgende Eigentümer sorgte für etlichen Medienrummel als er die Burg Anfang 2006 über ein Internet-Auktionshaus verkaufen wollte. Dem Meistbietenden wurden enge Kontakte zur NPD nachgesagt, und Landesregierung von Rheinland-Pfalz rettete die Situation, indem sie ihr Vorkaufsrecht ausübte. In einem Vergleich einigten sich die damalige Eigentümerin und das Land.
Im Oktober 2011 wurde mit den Instandsetzungs-Arbeiten begonnen und die Ruine wurde während neun Jahren für Besucher gesperrt. Archäologische Funde während der Arbeiten lassen vermuten, dass es auf der Bergkuppe lange vor der Burg eine keltische Befestigung gab. Seit Ende Oktober 2020 ist die Burg wieder für Besucher geöffnet.
Die Meistersel wurde durch die Restaurierungsarbeiten wieder in einen gesicherten Zustand versetzt und die eindrucksvollen Mauer- und Grabenreste lassen die frühere Dreiteilung der Burganlage erkennen. Ein aus dem Felsen geschlagener Graben trennt das Vorwerk von der Kernburg, über den ein neuzeitlicher Metall-Steg führt. Von der Toranlage ist noch das innere Spitzbogentor als Original erhalten. Das während der Restaurierungsarbeiten im Graben gefundene äußere Tor wurde an der ursprünglichen Stelle wiedererrichtet. Dahinter erblickt man die Kernburg, deren noch erhaltene Mauern geschickt gesichert wurden und dabei teilweise so belassen wurden, wie sie seit Jahrhunderten dort stehen.
Auf jeden Fall sollte man in die dunkle Brunnenkammer über eine Felsentreppe hinabsteigen. Der Schacht ist durch den Felsen getrieben und auch von der Unterburg aus zugänglich.
Da vieles früher aus Holz gebaut war, sind viele Teile der Anlage nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form zu erkennen, nur noch Balkenauflagen in den Wänden zeugen von ihrer Existenz.
Die Restaurierung hat sich auf jeden Fall gelohnt und der Ausblick bis in die Rheinebene ist alle Mal grandios.
Von zwei Seiten ist der Parkplatz Drei Buchen unterhalb der Burg per PKW erreichbar, vom Modenbachtal und von Ramberg im Dernbachtal aus.
Vom Parkplatz geht es dann auf einem breiten Waldweg eine Viertelstunde lang steil zur Burg hinauf. Für den engagierten Wanderer gibt es die Drei-Burgen-Tour zu den Burgruinen im Dernbachtal: Ramburg, Meistersel und Neuscharfeneck.
Der Weg beginnt am Bürstenbindermuseum in der Ortsmitte von Ramberg hoch zur Ruine Ramburg, wo man einen herrlichen Blick zur Neuscharfeneck hat.
Von der Ramburgschenke führt der Drei-Burgen-Weg in Richtung Eußerthal vorbei am Fleischklotz und am Bauersplatz, am Eulenbrunnen und am Nellenköpfl zur Ruine Meistersel. Von dort geht es an den Drei Buchen vorbei zur Ruine Neuscharfeneck, die allerdings wegen Instandhaltungsarbeiten zur Zeit geschlossen ist.
Die Wanderung hat schöne Aussichtspunkte und verschieden Einkehrmöglichkeiten. beb
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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