Wie kommen Karnevalsvereine mit Pandemie zurecht?
Narrenschiffe gegen Coronawellen
Südpfalz. Sie lassen sich ihre gute Laune nicht durch einen dahergelaufenen Virus vermiesen, die Narren in der Südpfalz. Auch in Zeiten der Pandemie wird hier versucht durch Humor und Zusammenhalt keine Krisenstimmung aufkommen zu lassen und für etwas bunte Abwechslung im grauen Coronadunst zu sorgen.
So auch bei der Karnevalsgesellschaft Hameckia e. V. in Bad Bergzabern. Als sich die Lage nach der ersten Welle im Frühjahr 2020 etwas beruhigt hatte, fingen die Garden und die verschiedenen Gruppen ab Sommer wieder an zu trainieren. Als sich allerdings dann im Spätherbst die Lage wieder zuspitzte, wurde entschieden, dass das alte, das neue Prinzenpaar bleibt und die eigentliche Kampagneneröffnung im November 2020 abgesagt wird.
Gerade noch kurz vor dem Lockdown konnte dann wenigstens noch die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen abgehalten werden.
Leider mussten dann im Anschluss schweren Herzens der Ordensabend, die Prunksitzungen, der Kinderfasching und auch das traditionelle Heringsessen abgesagt werden.
Aber so ganz ohne Gegenwehr wollte man dem Virus das Feld nicht überlassen, und so kam bei den Bergzabernern Narren spontan die Idee auf, im Januar und Februar einen unterhaltsamen Faschingskalender zu erstellen, und so einen närrischen Wellenbrecher gegen Corona zu erschaffen.
Ursprünglich sollte dieser nur intern und nur für zwei oder drei Tage Online durchgeführt werden. Nach einem Aufruf kurze närrische Videos oder auch Foto-Collagen zu schicken, war die Resonanz allerdings so bombastisch, dass mit dem Material ein täglicher Faschingskalender zusammengestellt werden konnte, der vom 5. Februar bis zum Aschermittwoch lief.
Zu faschingsüblichen Uhrzeiten wurden täglich ein bis zwei Beiträge in einer internen Whats-App-Gruppe, auf der vereinseigenen Homepage und auf der Facebook Seite veröffentlicht. Es entstand so ein toller Mix aus Fotocollagen, Sketchen, Stand-up-Comedy und Gesang. Da wurde getanzt, alleine oder auch gemeinsam, und viele lustige Ideen entstanden. Um weitere närrische Augenblicke oder Szenen zu schaffen, wurden zusätzlich immer wieder Aufgaben an die Vereinsmitglieder vergeben.
Dies gipfelte dann in einem gemeinsamen Tanz, den jeder erst alleine absolvierte, und diese Darbietungen dann zu einem gemeinsamen Tanz zusammen geschnitten wurden. Ein echtes Highlight, das gerade in der Corona Zeit für ein tolles Gemeinschaftsgefühl unter allen Mitgliedern sorgte. Eine Aktion, die Aktiven und Zuschauern sehr viel Spaß gemacht hat und dafür sorgte, dass man trotz Lockdown gerade in der Whats-App-Gruppe doch sehr eng zusammenrückte und so gemeinsam und überdies auch noch regelkonform Fasching feiern konnte.
Die Hoffnung auf eine normale Folgekampagne war dann natürlich auch sehr groß. Bestärkt wurde diese durch eine gelungene Kampagneneröffnung Mitte November im Schlossinnenhof. Hier wurde sogar ein neues Prinzenpaar gekürt. Dem Virus geschuldet wählte man als Motto „Gradzelääd“.
Aktuell trainieren wieder viele der aktiven Hameckia-Narren und bereiten sich auf normale närrische Zeiten vor, allerdings steht da wohl Omikron im Weg.
Wie es jetzt letztendlich weiter geht, weiß man auch bei der Karnevalsgesellschaft Hameckia noch nicht genau.
Viele Mitglieder freuen sich, wenn irgendetwas geschieht, viele Aktive sind hochmotiviert und auch kreativ und flexibel genug um auf alle Möglichkeiten reagieren zu können, aber man merkt leider auch, dass das lange Pausieren und die mangelhafte Planungssicherheit demotiviert und viele mit ihren Plänen ausgebremst hat.
Finanziell sieht es hier noch ganz gut aus, man hat von Anfang an versucht so zu planen, dass es nicht so weh tut, wenn plötzlich ein Lockdown kommt. So entstanden bisher nur laufende Kosten.
Alle Infos über den Verein und geplante Veranstaltungen auf www.hameckia.de
Auch beim Carneval-Verein „Kelterdricker“ im benachbarten Pleisweiler-Oberhofen sorgt Corona für den Ausfall närrischer Aktivitäten. Konnte man im Jahr 2020 die Kampagne noch komplett durchführen, hat man auch seither nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten den Fasching zu feiern, und auch hier weiß keiner so richtig, wie es weitergehen soll.
Die „Kelterdricker“ hoffen darauf, wenigstens mit einem närrischen Umzug Straßenfasching feiern zu können und so wie im letzten Jahr Corona mit närrischer Zuversicht Paroli zu bieten.
Da ansonsten keinerlei Veranstaltungen stattfinden können, hat der Verein finanzielle Einbußen. Allerdings sind auch die Ausgaben coronabedingt ein Stück weit zurück gegangen und man hofft zuversichtlich auf die kommenden Kampagnen in ruhigerem Gewässer. Infos auf www.kelterdricker.com
Nächste Woche wird das Wochenblatt über weitere Narrenschiffe aus der Region berichten, was sie so vorhaben und wie sie sich halten im schweren Corona-Wellengang.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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