Vornamen für die Katz?
Das Bruchsaler Stadtmagazin Willi veröffentlicht jeden Monat die Fotos und Daten der neugeborenen Babys der Stadt. Für uns textorientierte Leute sind dabei besonders die Vornamen interessant. Man staunt, was den Eltern so einfällt, kein Name ist ihnen zu abwegig. Ganz anders im Dienstleistungsgewerbe. Schaut man sich die Namensschilder des Verkaufsteams in der Bäckerei oder des Personals in der Kunsthalle an, überall das Gleiche. Die Damen heißen offenbar alle „Frau“ mit Vornamen und die Männer „Herr“. Da kann man ja nur auf den Tag hoffen, an dem die heute neugeborenen Leute soweit herangewachsen sind und in ihrem Job ein Namensschild mit ihrem Vornamen bekommen…
Ein Blick auf ihr Äußeres lässt keinen Zweifel daran, dass Frau Lehmann es nicht nötig hätte, durch den Zusatz „Frau“ herauszustellen, dass sie weiblichen Geschlechts ist. Oder möchte sie verhindern, dass sie mit „Fräulein“ angesprochen wird? Auch junge Mann mit dem Dreitagebart ist eindeutig als Vertreter des männlichen Geschlechts zu erkennen, sodass es des Zusatzes „Herr“ in seinem Namensschild nicht bedurfte. Zugegeben, angesichts der Erscheinung von Drag-Queens wie Conchita Wurst gerate ich da schon leicht ins Schwanken…
Während man sich gerade im angelsächsischen Kulturkreis eher mit dem Vornamen anspricht, hüten bei uns viele Mitbürger ihren Vornamen wie ein Geheimnis. Dabei hatten sich die Eltern doch so viel Mühe mit der Findung eines Namens gemacht (siehe oben). Ich habe Verständnis dafür, wenn eine Frau, die von ihren Eltern den Namen „Skyline“ erhielt, diesen Fauxpas lieber für sich behält. Aber allen Heikes, Annegrets, Julias und wie sie noch heißen mögen, rufe ich zu: „gebraucht doch bitte Euren Vornamen und meldet Euch auch nicht am Telefon mit ‚Sie sprechen mit Frau Müller‘!“
Autor:Joachim Tatje aus Wochenblatt Bruchsal |
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