„Sweeney Todd“ und sein Rachefeldzug in London
Barbier trifft Pastetenbäckerin
Von Petra Rödler
Pfalztheater. Das Musical „Sweeney Todd“, Stephen Sondheims schwarze Operette über den Barbier und Teufel von Fleet Street, ist ab sofort am Pfalztheater zu sehen. Wer eingängige Musikmelodien erwartet, ist bei ihm falsch, denn neben gewohnten Musicalmelodien ertönen hier und da unerwartet schrägen Töne, die zum Teil abrupt endenden Lieder, dazu eine spannende Gruselstory, die durchaus jede Menge humorvolle Momente hat, machen das Musical zu einem spannenden Erlebnis der besonderen Art mit dem Prädikat „absolut sehenswert“.
Benjamin Baker kehrt um 1847 nach 15 Jahren nach London zurück. Der einst glückliche Familienvater leitete das einst gut gehende Barbiergeschäft in der Fleet Street, wurde aber von dem skrupellosen Richter Turpin in eine australische Strafkolonie verbannt, weil es dieser auf seine geliebte Frau abgesehen hatte. Zurück in der Fleet Street trifft Baker auf Mrs. Lovett, die unter seinem ehemaligen Barbiersalon eine angesichts ihrer nicht wohlschmeckenden und steinharten Pasteten eine eher minder erfolgreiche Bäckerei betreibt. Sie erzählt ihm vom angeblichen Selbstmord seiner Frau und dass seine Tochter Johanna als Mündel beim Richter lebt. Die Pastetenbäckerin übergibt ihm sein silbernes Rasiermesser, das sie aufbewahrt hat. Von Rachegedanken getrieben wird aus Benjamin Baker nun Sweeney Todd, der sich wieder seinen Barbiersalon einrichtet und daraufhin arbeitet, dass der gehasste Richter eines Tages auf seinem Rasierstuhl sitzen wird. Auf dem Weg dorthin verschwinden nach und nach seine zahlreich eintreffenden Kunden und auf einmal schmecken die Pasteten von Mrs. Lovett so köstlich, dass sie reißenden Absatz finden ...
Ein großartiger Alexander Franzen als Sweeney Todd und die grandiose Astrid Vosberg als Mrs. Lovett spielen und singen so lebendig, liebevoll leise, aber auch hinterhältig böse, dass man gebannt dem mörderischen Geschehen folgt. Dazu kommen, stimmlich ebenfalls sehr beeindruckend, die wunderbare Adrienn Cunka als Johanna und Nicholas Shannon als der in sie verliebte Seemann. Daniel Böhm überrascht in der Sparte Musical als böser Richter und sein gelungenes Debut feiert Stephan Hugo als Büttel Bamford, beide sehr überzeugend. Peter Floch sorgt für die komischen Momente als Quacksalber. Sie alle, gemeinsam mit dem Pfalztheater-Orchester unter der Leitung von Uwe Sandner, und dem Extra-Chor, machen das düster-komische Musical zu einem Gesamtspektakel, das temporeich, humorvoll und gruselig mit Songs im Bänkelsängerstil, einprägsamen Balladen und wirkungsvollen Duetten und Ensembles für unterhaltsame zweidreiviertel Stunden (mit Pause) sorgt.
Sieben gruselschöne Vorstellungen gibt es noch bis Ende Juni im Pfalztheater.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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