Clowndoktoren in der Klinikum-Seniorenresidenz
Wenn Piepmatz Anton pfeift
Von Monika Klein
Kaiserslautern. Das Leben ist nicht immer lustig. Das wissen auch die Clowndoktoren, die ein Jahr lang zweimal monatlich die Seniorenresidenz des Westpfalz-Klinikums besucht haben. In der vergangenen Woche waren sie bei ihrer letzten Visite in der Einrichtung unterwegs.
Fröhliche Banjo-Klänge hallen durch den Flur im vierten Stock. Clownin Kosinus spitzt durch die Tür ins Zimmer von Karl Horn und sagt: „Ich habe meine Fluse dabei.“ Der Senior lächelt, er freut sich über den Besuch und hat Piepmatz Anton, ein pfeifendes Kuscheltier, griffbereit. Ruckzuck entspinnt sich ein „Vogelkonzert“, wie Fluse lachend das gemeinsame Zwitschern nennt, wenn sie mit ihrem Spielgerät einstimmt.
Für Kosinus, alias Melanie Schlich vom Verein Clown Doktoren in Wiesbaden, und Fluse, alias Stefanie Schnitzler vom Verein Xundlachen mit Sitz in Heidelberg, geht es nicht nur darum, den Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Sie agieren nicht nach einem starren Muster, sondern setzen ihre Improvisationskunst ein.
Das geschieht, wenn sie mit tieftraurigen Senioren zu tun haben. Dann nehmen sie die Gefühle ihres Gegenübers an, spiegeln sie wider und versuchen, sie in etwas Leichtes zu verwandeln. Das kann zum Beispiel über eine „Gehhilfe“, eine Zuckerstange, oder ein Trostpflaster mit lustigen Tiermotiven geschehen. „Aber die Senioren dürfen auch in ihrer Traurigkeit bleiben“, betonen die Clowninnen. Im Verlauf können innige Beziehungen wachsen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. In ihre Visiten sind auch Demenzkranke oder Wachkomapatienten eingeschlossen. Zu ihnen versuchen sie einen Zugang zu erlangen.
Welcher Bewohner Besuch bekommt, wird mit dem Sozialdienst, dem Team des Hauses und anhand der Erfahrungen und Beobachtungen der Spaßmacherinnen immer wieder neu abgestimmt. „Die Clowns sind eine Bereicherung. Unsere Bewohner sind sehr empfänglich dafür und freuen sich darauf“, erzählt Heimleiterin Hella Blinn. Sie bedauert, dass die Anschubfinanzierung der BKK Pfaff nun nach einem Jahr ausgelaufen ist. Eine Verlängerung wäre mit Hilfe von Sponsoren möglich, aktiv sucht sie jedoch nicht nach Unterstützern.
Bei den jeweils eineinhalbstündigen Besuchen handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen den Vereinen Clown Doktoren und Xundlachen. Die Finanzierung geht auf eine Studie der Technischen Hochschule Deggendorf zurück. Ihre Ergebnisse besagen, dass die Humorvisiten das Wohlbefinden in der Langzeitpflege steigern können und haben dazu geführt, dass Betriebskrankenkassen deutschlandweit diese Projekte unterstützen. Finanziert wird auch der Workshop „Balsam für die Seele“ im November für das Team und die Bewohner der Einrichtung. [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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