Beim Musikverein Nanzdietschweiler
Dirigent mit Leib und Seele

Dr. Wolfgang Conrad Foto: Till Ibisch

Nanzdietschweiler. Der Musikverein verabschiedet seinen langjährigen Dirigenten, Dr. Wolfgang Conrad, mit einem Konzert am Sonntag, 12. Februar, um 18 Uhr in der Kurpfalzhalle Nanzdietschweiler. Über seine Zeit als Dirigent hat er dem Wochenblatt gegenüber Frage und Antwort gestanden.
Von Anja Stemler
Wochenblatt: Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Dr. Wolfgang Conrad: Mein Name ist Wolfgang Conrad, ich bin 63 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Töchter und zwei Enkelkinder. Von Beruf bin ich Chemiker, mittlerweile überwache ich als selbstständiger Sachverständiger Betriebe der Entsorgerbranche und zertifiziere des Weiteren Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagementsysteme in Deutschland und weltweit.
Wochenblatt: Wie sind Sie zum Musikverein Nanzdietschweiler gekommen?
Dr. Wolfgang Conrad: 1969 sollte ein Spielmannszug gegründet werden. Und so hat mich mein damaliger Lehrer, Herr Lehner, gefragt, ob ich da mitmachen will. Und so kam es…
Ich war in der ersten Probe des neu gegründeten MV Nanzdietschweiler (MVN) dabei, ich habe quasi die ersten Töne des neuen Vereins mitgespielt.
Da ich aber immer schon ein Blasinstrument spielen wollte, ging ich 1972 zum MGV Glan-Münchweiler, in dem mein Vater schon länger Flügelhorn spielte, kam aber nach der Gründung des Blasorchesters zurück zum MVN.
Wochenblatt: Seit wann sind Sie als Dirigent im Verein tätig?
Dr. Wolfgang Conrad: Als 1989 unser damaliger Dirigent, Reinhold Schwegel, aufhörte und wir trotz mehrfachen Suchens keinen geeigneten Übungsleiter fanden, übernahm ich übergangsweise das Dirigentenamt, solange, bis wir einen neuen Dirigenten gefunden haben – das war vor 33 Jahren.
Wochenblatt: Was bedeutet Musik für Sie?
Dr. Wolfgang Conrad: Musik ist für mich mehr als nur ein Hobby. Musik ist für mich eine Art Lebensphilosophie. Ich bin harmoniesüchtig im wahrsten Sinne des Wortes. Für mich gibt es in der Musik vier Leitbilder:
Musik verbindet Menschen: Man musiziert miteinander und nicht gegeneinander; es gibt keine Gewinner und Verlierer.
Musik überbrückt Altersunterschiede: Bei mir im Blasorchester haben schon 11-jährige Kinder mit 80-jährigen Senioren gemeinsam musiziert und jeder hat jeden akzeptiert und respektiert.
Musik verbindet Gemeinschaften: Egal, welches Alter, egal ob Musiker oder Dirigent, alle sind gleich und sofort per du miteinander.
Musik verbindet Nationen: Die musikalische Schrift, also die Note, ist international; jeder kann sie lesen und danach musizieren.
Diese vier Leitbilder haben auch meine Tätigkeit als Dirigenten geprägt. Ich habe immer versucht alle Musiker, die als Hobby im Blasorchester musizieren wollten, mitzunehmen, egal wie talentiert sie waren. Da gab es nie eine Ausnahme. Trotzdem habe ich auch immer versucht, das Gesamtniveau nicht aus dem Auge zu verlieren. Beides kann man kombinieren.
Wochenblatt: Gibt es ein Ereignis, welches Ihnen als Dirigent besonders in Erinnerung geblieben ist, was waren die größten Highlights, die Sie mit dem Musikverein erlebt haben?
Dr. Wolfgang Conrad: Es gibt nicht das große Ereignis oder das große Highlight. Grundsätzlich ist jedes eigene Konzert ein Highlight. Und von diesen Konzerten gab es in meinen 33 Jahren einige. In Erinnerung geblieben sind aber auch die unzähligen Auftritte bei Musikfesten, Sportfesten oder Kerwen. Ein Highlight der letzten Zeit war das Musikantenland-2.0-Konzert im Juni vergangenen Jahres in der Fritz-Wunderlich-Halle, bei dem Musiker und Musikerinnen der Musikvereine Jettenbach, Kottweiler-Schwanden und Nanzdietschweiler gemeinsam in einem Orchester zusammengespielt haben. Als Dirigent ein 70-Personen-Orchester bei einer Aufführung live zu dirigieren, das erzeugt schon Gänsehaut. Als letztes Highlight muss ich noch die seit 36 Jahren andauender Freundschaft zwischen Hartic Tisno und dem MVN erwähnen. Wir besuchen uns alle zwei Jahre gegenseitig, d.h. alle vier Jahre fahren wir als Verein im Bus für 5 bis 6 Tage nach Tisno in Kroatien. Das wir dafür extra ein Konzert vorbereiten ist selbstverständlich.
Wochenblatt: Wie blicken Sie auf das Abschlusskonzert am 12. Februar um 18 Uhr in der Kurpfalzhalle?
Dr. Wolfgang Conrad: Ich befürchte, das wird sehr emotional werden. Ich habe länger als die Hälfte meines Lebens als Dirigent das Blasorchester geformt und geprägt. Irgendwie ist es mir auch ans Herz gewachsen. Kürzlich sagte einer zu mir: Bei dir und dem MVN ist es so, wie mit der Queen und England. Ich kenn den MVN auch nur mit dir. Doch Spaß beiseite! Diese Emotionen darf und will ich während des Konzertes nicht an mich ranlassen. Ich will gemeinsam mit meiner Mannschaft noch einmal ein tolles Konzert spielen und das Publikum unterhalten. Dafür haben wir auch in den letzten Proben gearbeitet und geübt.
Ich persönlich hoffe, dass zu meinem Abschlusskonzert nochmals viele Zuhörer kommen und mit mir gemeinsam einen schönen Abend verbringen. Ich habe mir dafür ein wirklich schönes und abwechslungsreiches Programm einfallen lassen. Der Eintritt übrigens ist frei.
Wochenblatt: Mit welchem Gefühl beenden Sie ihre Tätigkeit als Dirigent?
Dr. Wolfgang Conrad: Was in mir, nachdem der letzte Ton der Zugabe verklungen ist, passiert, das weiß ich wirklich nicht. Ich wills mir auch gar nicht ausmalen. Ich verlasse als Dirigent eine Truppe, die sich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich gut versteht, eine Truppe, in der sehr oft gelacht wird. Und das wiederum macht mir das Aufhören etwas leichter. Ich werde als Trompeter jetzt wieder ein Teil dieser Truppe sein, aber ich trage keine musikalische Verantwortung mehr und muss auch keine Proben, Auftritte und Konzerte mehr vorbereiten. Da fällt schon eine gewisse Last an mir ab. 33 Jahren reichen.
Wochenblatt: Wie ist ihre Nachfolge geregelt?
Dr. Wolfgang Conrad: Meine Nachfolge ist geregelt. Es wird wieder ein Musiker aus den eigenen Reihen das Dirigentenamt übernehmen. Ich persönlich finde das großartig. Volker Kaufmann ist schon länger als Dirigent in anderen Vereinen tätig.
Ich habe das Gefühl, dass „mein“ Blasorchester des MVN in gute Hände gegeben wird. Die 33 Jahre andauernde Zwischenlösung endet.

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Autor:

Anja Stemler aus Kusel-Altenglan

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