Einblick in die Arbeit des Public Health Command Europe
Deutsche Mikrobiologin und ihr Team haben Corona-Testverfahren entwickelt

Nina Gruhn, Programm-Managerin und Mikrobiologin beim Public Health Command Europe in Landstuhl, kombiniert Proben einzelner Personen in eine Gruppe, welche dann auf Covid-19 getestet werden  Foto: Public Health Command Europe
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  • Nina Gruhn, Programm-Managerin und Mikrobiologin beim Public Health Command Europe in Landstuhl, kombiniert Proben einzelner Personen in eine Gruppe, welche dann auf Covid-19 getestet werden Foto: Public Health Command Europe
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Von Stephanie Walter

Landstuhl.Die deutsche Mikrobiologin Nina Gruhn arbeitet im Public Health Command Europe, dem amerikanischen, militärischen Gesundheitsamt in Landstuhl. Zusammen mit ihrem Team hat sie eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, mehrere symptomfreie Personen gleichzeitig auf das Coronavirus zu testen. Diese Methode fand in Landstuhl ihre erste Anwendung und wird nun weltweit genutzt. In einem Interview mit dem Wochenblatt spricht Nina Gruhn über ihre Arbeit und die Entwicklung der Testmethode.

???: Können Sie etwas zu Ihrer Ausbildung erzählen? Wie sind Sie zu Ihrer Tätigkeit bei der US Army gekommen?

Gruhn: Ich habe Biologie an der Technischen Universität in Kaiserslautern studiert. Nach meinem Abschluss in Biotechnologie habe ich überlegt, ob ich promovieren oder weiterhin als Biologin arbeiten möchte, als ich auf die Ausschreibung des Public Health Command Europe aufmerksam geworden bin. Ich arbeite dort nun seit 2008 und habe die Entscheidung nie bereut.

???: Was ist Ihr eigentliches Arbeitsfeld und was finden Sie daran besonders interessant?

Gruhn: In meinem Labor arbeite ich vor allem in der Lebensmittelkontrolle und an der Untersuchung von Keimen. Das Public Health Command Europe ist mit dem deutschen Gesundheitsamt vergleichbar. Entsprechend überwachen wir die Lebensmittelsicherheit und prüfen auch die Umgebung der Militärangehörigen, zum Beispiel den Trinkwasserstandard. Mir ist es ein großes Anliegen, zu zeigen, warum Lebensmittelhygiene so wichtig ist. Besonders interessant finde ich die Arbeit mit den Militärangehörigen, da hier verschiedene Wisssenshintergründe zusammenfließen.

???: Wie hat es sich entwickelt, dass Sie im Bereich der Coronatestung eingesetzt wurden?

Gruhn: Anfänglich hat das Landstuhl Regional Medical Center, das größte Militärkrankenhaus außerhalb der USA, die Corona-Tests vorgenommen. Es hat sich aber schnell gezeigt, dass man den Bedarf nicht so schnell erfüllen konnte, wie er aufkam. Daher haben wir angeboten, bei der Analyse zu helfen und Personal sowie Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Zunächst haben wir vor allem bei der Aufbereitung der Proben unterstützt, Mitte April letzten Jahres hat man bei den Streitkräften dann überlegt, wie man die Einsatzfähigkeit trotz des Virus weiterhin gewährleisten kann, sodass wir unsere Testmethode entwickelt haben.

Wie genau funktioniert das Testverfahren?

Gruhn: Unsere Testmethode wird bei Personen angewendet, die keine Symptome haben, bei denen jedoch ausgeschlossen werden soll, dass sie das Virus in sich tragen. Wir können bis zu zehn Personen in einer Testgruppe zusammenfassen. Diese werden dann sozusagen als eine Probe behandelt.
Nach der Aufreinigung der Proben wird der PCR-Wert (Polymerase-Ketten-Reaktion) ermittelt. Wenn der Test negativ ausfällt, steht bei allen Getesteten aus dieser Gruppe fest, dass kein Coronavirus vorliegt. Ist der Test jedoch positiv, geben wir die Probe an das Krankenhaus weiter. Dort wird dann ermittelt, wer der Träger des Virus ist.

???: Warum ist dieses neue Testverfahren so wichtig für die amerikanischen Streitkräfte und Europa?

Gruhn: Die Idee hinter der Methode ist es, sowohl Zeit als auch Ressourcen zu sparen. Unsere Methode gewährleistet, dass die Streitkräfte in großem Stil einsatzfähig bleiben, da wir so viele Personen gleichzeitig testen können. Damit sorgen wir aber auch dafür, dass Amerikaner, die nach Deutschland versetzt werden, das Virus nicht mit in die EU bringen.
So konnten mit unserem Verfahren bereits mehr als 100. 000 Soldaten und deren Familien auf Covid-19 getestet werden.

???: Wird das Verfahren nur hier vor Ort angewendet?

Gruhn: Wir waren das erste Labor, das dieses Verfahren angewendet hat, mittlerweile ist es aber auf der ganzen Welt im Einsatz. Im Übrigen werden bei uns Proben der ganzen US Army untersucht, auch wenn die Soldaten nicht in Europa, sondern beispielsweise auch in Afrika oder im Mittleren Osten stationiert sind. Außerdem testen wir auch Proben der NATO vor Ort und sorgen daher mit unserer Arbeit für Menschen weltweit. Dabei halten wir uns im Fall eines positiven Testergebnisses auch genau an die Regularien der jeweiligen Regierung. So ist im Falle eines positiven Tests in Deutschland beispielsweise die Quarantäne vorgesehen.

???: Eigentlich liegt das Coronavirus außerhalb Ihres normalen Arbeitsbereiches. Wie war es für Sie, intensiv mit dem Virus zu arbeiten?

Gruhn: Viren und Bakterien sind sehr verschieden und dieser Einblick war für mich sehr spannend. Natürlich war die Arbeit an dem Testverfahren eine neue Herausforderung, aber eine, die wir schnell und gut gemeistert haben. Es war uns von Anfang an wichtig, ein verlässliches System zu entwickeln, das wirklich etwas bewirkt, nicht nur für die amerikanischen Streitkräfte, sondern auch für Deutschland und das ist uns gelungen.

???: Arbeiten Sie derzeit noch immer mit dem Coronavirus oder sind Sie schon wieder anderweitig im Einsatz?

Gruhn: Am Anfang war ich noch stark in den Prozess involviert, aber mittlerweile arbeitet mein Team eigenständig, sodass ich mich zum Großteil wieder auf andere Bereiche konzentrieren kann. Hierzu gehören zum Beispiel die Lebensmitteltestung oder die Tollwutanalyse.

???: Glauben Sie, dass Ihre Methode und auch weitere Verfahren in Zukunft eine Rolle spielen werden?

Gruhn: Es ist sehr wahrscheinlich, dass uns das Thema Corona noch lange beschäftigt und auch die Virentestung auf lange Sicht wichtig bleibt. Künftig wird es auch vor allem darum gehen, herauszufinden, mit welchen Viren die Menschen infiziert sind, wenn es sich zum Beispiel darum dreht, ob jemand am Coronavirus oder vielleicht doch an einer Influenza erkrankt ist. sw

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Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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