Interview zum Bundesfreiwilligendienst in der Reha Westpfalz
Erfahrungen für das eigene Leben sammeln
Von Stephanie Walter
Landstuhl. Mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) und dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) engagieren sich junge Menschen für das Gemeinwohl und haben gleichzeitig die Möglichkeit, Erfahrungen für das eigene Leben zu sammeln. Kaja Rittmann, Franziska Barthel und Kim Hilbert haben in einem Interview mit dem Wochenblatt über ihre Tätigkeit in der Reha Westpfalz gesprochen.
Warum habt ihr euch für den BFD/das FSJ entschieden?
Kaja Rittmann: Ich habe nach der zwölften Klasse die Schule verlassen und mein Freiwilligendienst in der Tagesförderstätte ist der praktische Teil für das Fachabitur. Ich bin seit August hier und habe mich durch meine Tätigkeit auch für eine Ausbildung in diesem Bereich entschieden.
Franziska Barthel: Nach meinem Abitur im vergangenen Jahr habe ich mich für den Bundesfreiwilligendienst in der integrativen Kita entschieden, weil ich mich für ein Studium im Bereich soziale Arbeit/Erziehungswissenschaften interessiere. Ich wollte einen Einblick in das Berufsleben bekommen und eine Auszeit vom Lernalltag. Damit hat sich auch meine Entscheidung für den Studiengang bekräftigt.
Kim Hilbert: Die Tätigkeit in der Kita war die Praxisstelle meines dualen Studiums für soziale Arbeit. Das Studium hat nicht zu mir gepasst, aber im Praxisteil habe ich gemerkt, dass das genau mein Arbeitsbereich ist und ich später Erzieherin werden möchte. Ich will nun Erfahrungen sammeln und die Zeit sinnvoll nutzen.
Warum hast du dich für deine Tätigkeit an der Reha-Westpfalz entschieden?
Franziska Barthel: Ich hatte zuvor noch nicht mit beeinträchtigten Menschen gearbeitet. Ich war neugierig auf das Berufsfeld und wollte gerne mit Kindern arbeiten. Ich dachte mir, dass ich in der Reha-Westpfalz mehr fürs Leben lerne und neue Erfahrungen machen kann und ich bin auf jeden Fall froh, dass ich mich so entschieden habe.
???: Bist du mit einer bestimmten Erwartungshaltung hergekommen?
Kaja Rittmann: Eigentlich nicht, bei mir war es eher Neugier. Ich habe schon viele Praktika in diesem Bereich absolviert. Da ich aber eher Erfahrungen mit Kindern gesammelt habe, war mein Ziel für den BFD, mit Erwachsenen zu arbeiten und zu schauen, ob mir das liegt.
???: Ihr arbeitet eng mit Menschen mit Beeinträchtigung zusammen. Gab es für euch zunächst eine Hemmschwelle?
Kim Hilbert: Anfänglich war es wirklich so, dass man einen besseren Zugang zu den Kindern bekommt, die fitter sind, denn die Spanne zwischen den Kindern ist sehr groß. Hier sind zum Beispiel auch autistische Kinder in der Gruppe, die nicht sprechen. Da braucht man einen anderen Zugang. Für mich war es eine tolle Erfahrung, dass ich gelernt habe die Kinder zu verstehen und dann ist die Hemmschwelle auch schnell gefallen.
Wie sieht es mit den Tätigkeitsmöglichkeiten aus. Könnt ihr einen Einblick in unterschiedliche Bereiche erhalten oder ist das festgelegt?
Franziska: Man hat hier ganz verschiedene Möglichkeiten, einen Einblick zu bekommen, denn es gibt viele unterschiedliche Krankheitsbilder und Gruppen. Mich interessieren die Bereiche Logo- Ergo- und Physiotherapie. Auch hier bietet man mir die Möglichkeit, die Therapie zu begleiten. Es ist wirklich unkompliziert in verschiedenen Bereichen und auch anderen Einrichtungen des Gemeinschaftswerkes hospitieren zu können.
Was gefällt euch bei eurer Tätigkeit am besten?
Kaja Rittmann: Man bekommt unheimlich viel von den Menschen zurück, mit denen man arbeitet, weil man ihre Freude spürt und sieht, wie sie auch kleine Dinge wertschätzen. Außerdem bringt dieses Jahr sehr viel, weil man einen großen Einblick ins Berufsleben erhält und auch Bereiche kennenlernt, die man zuerst vielleicht nicht auf dem Schirm hatte.
Franziska Barthel: Ich finde es toll, dass man hier komplett in den Arbeitsalltag eingebunden ist und wie ein Kollege behandelt wird. Die individuelle Problemlösung, der Umgang mit den Kindern und die Pädagogik im Allgemeinen gefallen mir sehr gut. Außerdem habe ich viel gelernt und bin froh, die Zeit in den Freiwilligendienst investiert zu haben. Früher habe ich gedacht, dass der BFD Zeitverschwendung ist. Heute weiß ich, dass er gerade im sozialen Arbeitsfeld wahnsinnig viel bringt. So merkt man nämlich sehr schnell, ob der Beruf in der Praxis auch zu einem passt.
Kim Hilbert: Man sieht die Fortschritte der Kinder direkt und freut sich mit ihnen. Es sind kleine Schritte, die für die Kinder aber sehr groß sind. Ich habe hier richtig viel in der Praxis gelernt, das ich auch in meiner Ausbildung anwenden kann.
Gibt es etwas, dass euch nach euren Erfahrungen besonders am Herzen liegt?
Kaja Rittmann: Viele Menschen haben Hemmungen, mit Menschen mit Beeinträchtigung in Kontakt zu treten. Ein BDF/FSJ hilft, diesen Kontakt herzustellen und auch Hemmungen abzubauen.
Kim Hilbert: Oft denkt man bei einer integrativen Kita immer nur an sehr schwere Behinderungen, aber nicht an die Kinder, die eine Verhaltensauffälligkeit haben. Mir ist es wichtig, dass das Verständnis dafür entsteht, dass die Beeinträchtigung nicht immer von Außen sichtbar ist. Die andere Art der Kommunikation, die so entsteht, ist sehr bereichernd.
Franziska Barthel: Durch unsere Rollstuhlexkursion habe ich selbst erfahren, wie andere Menschen auf mich reagieren und mich ansehen, wenn ich in einem Rollstuhl unterwegs bin. Man zieht die Aufmerksamkeit auf sich und das ist häufig unangenehm. Ich achte jetzt mehr auf meine Reaktion und finde es wichtig, dass das auch andere tun.
Kannst du abschließend den BFD/FSJ in einem Satz beschreiben?
Kaja Rittmann: Ein Satz? Eigentlich wäre ein Buch hier besser (lacht), denn der Tätigkeitsbereich ist so vielfältig und man arbeitet eng mit anderen Menschen zusammen, also gibt es immer gute und schlechte Tage.
Weitere Informationen:
Weitere Infos zum Gemeinschaftsdienst und zum Freiwilligendienst gibt es unter:
www.bundesfreiwilligendienst.de
www.gemeinschaftswerk.de
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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