Interview mit Kreisjagdmeister Hubertus Gramowski
Klima Konkret

Vom Hochsitz beobachtet der Jäger die Natur  | Foto: Stephanie Walter
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Von Stephanie Walter

Klima konkret. Auch im Pfälzerwald ist der Klimawandel an vielen Stellen sichtbar und die Bemühungen sind groß, dem Prozess so gut es geht entgegenzuwirken. Der pensionierte Förster und Kreisjagdmeister Hubertus Gramowski hat mit dem Wochenblatt in einem Interview darüber gesprochen, welche Rolle die Jägerinnen und Jäger für den klimastabilen Waldumbau spielen.

Hubertus Gramowski   | Foto: Gramowski

???: Sie als Jäger sind häufig in Wald und Feld unterwegs. Welche Spuren des Klimawandels sind in der Region auffällig?

Gramowski: Alle, die in der Natur unterwegs sind, und vor allem wir Jäger sehen täglich deutlich die Auswirkungen des Klimawandels. Immer mehr Bäume sterben ab, es gibt weniger Bestäubungen durch Insekten und der Borkenkäfer ist auf dem Vormarsch. Dieser kann sich besonders gut durch die zahlreichen Monokulturen, die im Zuge der Plantagenwirtschaft entstanden sind, verbreiten. Hier ist aus finanziellen Gründen ganz klar falsch bewirtschaftet worden.

???: Wie tritt man diesem Prozess entgegen?

Gramowski: Generell lässt sich sagen, dass der Wald dann am besten gegen Schädlinge und die Auswirkungen des Klimawandels gewappnet ist, wenn eine möglichst bunte und vielfältige Mischung aus Laub- und Nadelbäumen, Sträuchern und Bodenvegetation vorhanden ist. Das versucht man im Rahmen der naturgemäßen Waldwirtschaft durch natürliche Verjüngung schon seit Längerem zu unterstützen. Hier bringt man zunächst Licht auf den Boden, sodass die Samen von heimischen Arten wachsen können und die Pflanzen von alleine gedeihen. Es werden aber auch neue Baumarten angepflanzt und man versucht sich an Neuzüchtungen, die beispielsweise besser gegen die Dürre gerüstet sind. Insgesamt ist man sich noch nicht so sicher, wie man dem Klimawandel richtig begegnen soll und es wird viel ausprobiert. Auch hier spielen wir Jäger eine Rolle.

???: Inwiefern sind Sie an diesem Prozess beteiligt?

Gramowski: Wenn man eine neue Baumart anpflanzt, von der man ausgeht, dass sie dem Klimawandel gut begegnet, weiß man zunächst nicht, ob der gewählte Standort geeignet ist - das muss man ausprobieren. Natürlich kann es da vorkommen, dass die neue Pflanze beispielsweise einem Rehbock besonders gut schmeckt. Um für entsprechenden Schutz zu sorgen, kann man die Pflanzen entweder mit einem Zaun oder Plastikhüllen schützen oder der Jäger kann da, wo es nötig ist, verstärkt schießen und an anderer Stelle eine Ruhezone einrichten.

Können Sie auch eine verstärkte Population an Tieren durch den Klimawandel feststellen?

Gramowski: Es liegt nahe, dass hier eine Verbindung besteht und es ist wahrscheinlich, dass sich manche Arten durch den Klimawandel besser vermehren. Durch die gestiegenen Temperaturen haben wir weniger Frost und damit auch mehr Masten. Das wiederum sorgt für ein größeres Nahrungsangebot für Wildschweine, Rehe und Rotwild und damit auch für mehr Nachwuchs.

???: Kann man also sagen, dass durch den Klimawandel auch mehr Tiere getötet werden, um eine Überpopulation zu verhindern?

Gramowski: Das kann man so nicht pauschal sagen. Wir Jäger haben die Aufgabe, für einen gesunden und artenreichen Wildbestand zu sorgen. Man muss einer Überpopulation und damit einer Ausbreitung von Seuchen, Krankheiten und Wildschäden entgegenwirken, aber man muss es im Sinne des Wildtiermanagements auch richtig machen und alle Aspekte betrachten. So sind Wildschweine beispielsweise auch sehr wichtig für den Wald, da sie bei der Suche nach Nahrung den Boden auflockern, was wiederum dafür sorgt, dass junge Bäume gut wachsen können. Auf den Feldern richten sie hingegen große Schäden an, sind aber auch schwer zu bejagen. Das Thema ist insgesamt sehr komplex.

???: Trotzdem bleibt die generelle Ausübung der Jagd an sich aber nicht ohne Kritik.

Gramowski: Das stimmt, es gibt immer wieder Bürger, die die Jagd stören und gerade bei den Hochsitzen haben wir es immer wieder mit Vandalismus zu tun. Es gibt sicherlich auch einige schwarze Schafe unter den Jägern, die Spaß am Schießen haben, aber die große Mehrheit, zu denen auch viele Förster und Landwirte gehören, lieben die Natur und jagen nicht zum Spaß, sondern des Nahrungsmittels wegen. Bei der konventionellen Tierhaltung werden die Tiere häufig schlecht gehalten und müssen lange Transportwege durchstehen. Diese Haltungsform ist nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, sondern auch im Hinblick auf die artgerechte Haltung äußerst kritisch zu betrachten. Im Gegensatz zur Massentierhaltung töten wir ein Tier in der Regel mit einem gezielten Schuss, ohne dass es etwas bemerkt.

???: Als Jäger geht es Ihnen also nicht nur um die Jagd an sich?

Gramowski: Nein, mir geht es vor allem darum, die Natur zu genießen. Wenn man den Wald richtig bewirtschaften will, gehört das Töten dazu, aber es geht um einen vernünftigen Zwischenweg. Ich möchte nicht nur auf dem Hochsitz sitzen und schießen, ich will die Natur erleben und daher tun wir Jäger auch alles dafür, dem Klimawandel zu begegnen, damit die Natur bestehen bleibt.

???: In welchen Bereichen engagieren Sie sich hier genau?

Gramowski: Wir als anerkannter Naturschutzverband setzen uns stark für den Artenschutz und die Artenvielfalt ein. Wir kaufen oder pachten beispielsweise Grundstücke und legen Weiher, Feuchtgebiete, Blüh- und Windschutzstreifen oder Streuobstwiesen an. Somit finden Insekten, kleine Tiere, aber auch Vögel Nahrung und einen Rückzugspunkt. Damit begegnen wir auch der Monokultur in der Landwirtschaft, die hier nur wenig Raum bietet. So leisten wir insgesamt einen großen Beitrag und das machen wir ehrenamtlich.

???: Wie sieht Ihre Zukunftsperspektive für Wald und Feld aus?

Gramowski: Unser Engagement ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn auch wenn wir in der Pfalz einen recht gesunden und artenreichen Wald haben, sind die Spuren den Klimawandels deutlich. Er lässt sich nicht aufhalten, aber wir wollen versuchen, einen Beitrag zu leisten und die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.

Klima konkret

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Doch wo betrifft das konkret unsere Alltag? Was können wir tun, um bewusster zu leben und dabei gleichzeitig Ressourcen zu schonen? Und wie kann ein nachhaltiger Lebensstil begeistern, statt eine Last zu sein? Diese und weitere Fragen will die Wochenblatt-Serie Klima konkret beantworten. Alle zum Thema bereits veröffentlichten Beiträge finden Sie auch auf https://www.wochenblatt-reporter.de/tag/klima-konkret

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Vom Hochsitz beobachtet der Jäger die Natur  | Foto: Stephanie Walter
Hubertus Gramowski   | Foto: Gramowski
Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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