Traditionsbetrieb trotzt Bäckereisterben
Von Cynthia Schröer
Queidersbach. Immer mehr traditionelle Betriebe schließen. Bei familiengeführten Unternehmen findet sich oft kein Nachfolger mehr. Anders ist das bei der Landbäckerei Schmitt in Queidersbach: Sie hält sich seit mehr als 150 Jahren im Ort. Im Sommer übernimmt der frischgebackene Bäckermeister Jan Hemmer den Familienbetrieb von seinem Opa Hans Schmitt. Davon ist auch Landrat Ralf Leßmeister begeistert, der bei seinem Besuch dort kürzlich selbst seine Bäckerkünste unter Beweis stellte.
Schon zwei Weltkriege hatte der Betrieb überstanden, als sein Vater Alfons Schmitt mit seiner Mutter die Bäckerei 1962 übernommen hat, erinnert sich Seniorchef Hans Schmitt. Die Familie seiner Mutter hatte den Betrieb1886 gegründet.erzählt der Bäckermeister, der jetzt 55 Jahre lang in der Bäckerei tätig ist. Seit 50 Jahren leitet er sie als Meister.
Im Sommer übergibt er den Staffelstab an seinen Enkel Jan Hemmer, der im Juli 2023 die Meisterprüfung als Bäcker bestanden hat. Dieser ist quasi in der Bäckerei aufgewachsen und seit acht Jahren in Betrieb tätig. „Ich fühle mich der Familientradition eng verbunden“, sagt Hemmer entschlossen. "Es ist toll, dass es in der Region noch Traditionsbetriebe gibt, die sich trotz aller Widrigkeiten halten", freute sich Leßmeister - der dann direkt in die Backstube geführt wurde und selbst einen Hefezopf flechten sollte. So bekam er einen praktischen Einblick in das Bäckereihandwerk.
Es sei sehr wichtig, dass durch solche Betriebe die Grundversorgung im Ort gewährleistet sei, sagte Ortsbürgermeister Ralph Simbgen.
Arbeitszeit beginnt bis zu zwei Stunden später als üblich
Bei seiner Berufswahl haben Hemmer auch die Arbeitszeiten nicht abgeschreckt. 2 Uhr morgens ist Arbeitsbeginn, sagt man. Aber: „Wir versuchen, die Arbeit durch Gärverzögerungs-Anlagen mehr in den Tag zu legen. Dabei kann das Brot länger gären, was auch gut für die Qualität ist. Und man kann den ganzen Tag über Brot backen“, erklärt der Experte. Dann könne der Arbeitsbeginn zumindest auf 4 Uhr morgens verlegt werden. Noch später sei allerdings nicht möglich, da die Produkte bis zur Auslieferung und zur Auslage in der Theke noch auskühlen müssen.
„Aus der Region für die Region“ lautet das Motto. So stammt das Mehl aus der Gumbsweiler-Mühle Schlemmer-Edinger in St. Julian, das Bier für das Schwarzbier-Krustenbrot und der Kaffee im Verkauf und für die Maschine werden von „Big Emma“ geholt.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben: Was übrig bleibt, wird an die Tafel gespendet, zu Weckmehl oder Knödelbrot verarbeitet oder als Viehfutter an die Metzgerei Strasser im Ort weitergegeben. Seit vergangenem Jahr läuft der Betrieb fast ausschließlich mit Solarstrom von Photovoltaikanlagen auf dem Dach.
Krisen machen sich bemerkbar
Corona, Inflation und Energiekrise haben für viele Betriebe das Aus bedeutet. Die Bäckerei Schmitt konnte die Kostensteigerung zumindest zum Teil auffangen, weil das Gebäude der Familie gehört und keine Pacht anfällt, erklärt Hemmer. „Sonst wäre das auch für uns eng geworden.“
Expandieren kommt für ihn allerdings nicht infrage: „Je größer man wird, umso größer muss das Angebot sein, dann würde die Qualität leiden.“
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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