Kaffeeanbieter der Vorderpfalz starten mit Pfandbechern
„Fünf Minuten in Gebrauch - 500 Jahre lang Müll“
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- Umweltministerin Ulrike Höfken (vorne, 4. von rechts) gab den Startschuss zur Kampagne „Besser Bechern“. Foto: bas
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Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Umweltschutz. Mal schnell auf dem Weg einen Kaffee an der Tankstelle oder beim Bäcker mitnehmen... Was für viele zum Alltag gehört, verursacht gigantische Mengen an Müll. 320.000 Einwegbecher werden in Deutschland weggeworfen. Und dies nicht etwa im Jahr, im Monat oder am Tag - sondern in der Stunde! Eine gigantische Menge. 40.000 Tonnen Müll im Jahr dafür, dass es „praktisch ist“, man den Becher „schnell wieder los wird“. Doch in dem Moment, wo man ihn nach einigen Minuten Nutzung (hoffentlich) in die Mülltonne wirft, fängt das Müllproblem erst an: 500 Jahre kann der Abbau des Plastiks dauern!
Die Mehrwegbecherkampagne „Besser bechern – Die Vorderpfalz auf dem Weg zu mehr Mehrweg“ möchte diesem Müllberg den Kampf ansagen. Im Restaurant LuTime wurde am 25. Juni der Startschuss für das interkommunale Pilotprojekt gegeben, an dem die Städte Ludwigshafen, Frankenthal, Neustadt an der Weinstraße und der Rhein-Pfalz-Kreis beteiligt sind.
Diese Kommunen und der Kreis hatten unter Beteiligung des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz einen Runden Tisch mit Kaffeeanbietern aus der Region ins Leben gerufen, um gemeinsam über den Einsatz von Mehrwegbechern zu diskutieren. Das Ziel: Kommunen wollten nicht einfach ein bestimmtes Pfandsystem vorgeben, sondern die Unternehmen mit ins Boot holen. Das wichtigste Ergebnis der Runde: eine gemeinsame Mehrwegbecher-Kampagne, an der sich möglichst viele Kaffeeanbieter beteiligen können. Nun starten die Ersten mit der Einführung von Mehrwegpfandsystemen durch.
„Mit ihrer Kooperation sind die Kommunen absoluter Vorreiter in Rheinland-Pfalz. Ich freue mich sehr, dass die drei Städte Ludwigshafen, Frankenthal und Neustadt hier zusammen mit dem Rhein-Pfalz-Kreis als Pilot für das Land vorangegangen sind“, sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken bei der Auftaktveranstaltung. „Sie haben gezeigt, wie man gemeinsam mit den Unternehmen über kommunale Gemarkungsgrenzen hinweg eine Lösung finden kann. Ich hoffe auf viele Nachahmer!“ Ziel sei es, die Bürgerinnen und Bürger nicht durch Verbote, sondern durch praktische Angebote „mitzunehmen“.
Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen und des Kreises waren sich einig, dass ihre Städte über die Pendlerströme so eng verbunden sind, dass nur eine gemeinsame Vorgehensweise zielführend ist. „Wenn man sich morgens in Schifferstadt auf dem Weg zum Bahnhof einen Kaffee in einem Pfandbecher holt und dann beispielsweise nach Ludwigshafen fährt, muss man den Becher dort auch wieder abgeben können, sonst hat so ein System für den Kunden keinen Wert,“ meinte Clemens Körner, Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises. „Das Umdenken fällt leichter, wenn es adäquate andere Angebote gibt.“ führte er weiter aus. Es soll nicht nur um die Mehrwegbecher gehen, auch in anderen Bereichen müsse ein Umdenken und eine Verhaltens- und Konsumänderung erfolgen.
Ein Mehrwegbecher-Pfandsystem für Coffee-to-go einführen werden nun zum einen große Bäckereiketten wie Theurer, Otto Schall und Görtz und zum anderen aber auch kleinere Bäckereien wie Brendel, Lanzet, Stadtbäckerei Lepold und De’Bäcker Becker. Auch das LuTime ist natürlich dabei. Darüber hinaus haben sich auch die beiden Shell-Tankstellen in Neustadt der Kampagne angeschlossen. Das Angebot wird ergänzt durch das der Hochschule in Ludwigshafen, die bereits seit April in ihren Cafeterien und Mensen das Pfandsystem Recup anbietet. Nun können die Studierenden ihre Becher auch außerhalb der Hochschule abgeben.
Alle beteiligten Unternehmen haben entweder schon ein Mehrwegbecherpfandsystem oder sind gerade dabei, es einzuführen. Ziel des Runden Tisches war es, mit den beiden Mehrwegbechersystemen zu arbeiten, die bereits in der Region zum Einsatz kommen. Die meisten der Kaffeeanbieter haben sich für das System der Firma Recup entschieden, ein klassisches Pfandsystem, welches nahezu bundesweit vertreten ist.
Waltraud Blarr, Umwelt- und Schuldezernentin der Stadt Neustadt an der Weinstraße, freut sich über das Ergebnis: „Bei uns in Neustadt gab es zum einen bereits einige Pioniere, die den Recup-Becher eingeführt haben. Auch in Landau und damit in unserer direkten Nachbarschaft kommt der Recup-Becher zum Einsatz.“ Damit sei sichergestellt, dass dieses Projekt keine weitere Insellösung schafft, sondern im Gegenteil zur Vernetzung beiträgt.
Mitmachen!
„Das System lebt vom Mitmachen“, betonte Bernd Knöppel, Bürgermeister der Stadt Frankenthal. „Wir müssen nun am Ball bleiben und die Bürgerinnen und Bürger für das Thema sensibilisieren.“bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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