Monika Ben-Omrane ist neu im Projekt für wohnungslose Frauen in Ludwigshafen
„Ohne Vertrauen bin ich nur Sachbearbeiterin!“
Ludwigshafen. Das Angebot für wohnungslose Frauen in Ludwigshafen, das unter der Trägerschaft des Caritas-Förderzentrums St. Martin läuft, ist verlängert worden bis Ende März 2021. Neu eingestellt dafür wurde Monika Ben-Omrane. Sie und Peter Lehmann, der kommissarische Leiter des Förderzentrums, ergänzen sich und sind sich in der Ausgestaltung ihrer Arbeit einig.
„Zuerst geht es darum, Beziehung aufzubauen. Ohne tragfähige und vertrauensvolle Beziehung bin ich für die Frauen nur eine Sachbearbeiterin.“ So lautet einer der Grundsätze der 31-jährigen Ben-Omrane, die Sozialarbeiterin mit Bachelor-Abschluss ist. Dementsprechend ist ihre erste Zeit mit einer Halbtagsstelle davon geprägt, diese Beziehung zu den fünf Frauen aufzubauen, die in insgesamt drei Wohnungen in der Stadt leben. „Jede dieser Frauen ist anders, aber jede hat einen riesigen Rucksack auf und Schlimmes erlebt“, weiß Ben-Omrane. „Sie vertrauen niemandem, schämen sich oder verschließen sich einfach vor der Welt.“
Neben dem Knüpfen einer Beziehung ist die Sozialarbeiterin auch tatkräftig für die Frauen da:
Sie begleitet sie zu Behörden, unterstützt sie bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, hilft ihnen, ein soziales Umfeld aufzubauen – sei es mit alten Kontakten, etwa zur Familie oder ganz neuen, „damit ein Auffangnetz für sie da ist.“ Denn das Ziel der Arbeit ist klar: „Die Frauen sollen befähigt werden, wieder alleine in einer eigenen Wohnung zu leben“, so Ben-Omrane.
Lehmann formuliert seinen Anspruch an sich und seine Mitarbeiter so: „Die Frauen sollen glücklich und zufrieden sein!“ Und dafür, weiß er, reicht eine Wohnung alleine nicht aus. Die Frauen brauchen jemanden, der für sie da ist, sie brauchen Begleitung und Betreuung. „Einsam zu sein, macht alles schwierig. Um ihre Herausforderungen anzugehen, müssen die Frauen wieder beziehungsfähig werden und Vertrauen zu anderen Menschen fassen können.“ Peter Lehmann nennt das eine „Herkulesaufgabe“.
Für Ben-Omrane ist die Arbeit mit wohnungslosen Menschen nicht neu. Sie hat schon früher in Tagesstätten für Wohnungslose mitgearbeitet, war davor ehrenamtlich tätig gewesen und beschreibt sich selbst als sehr vielfältig. Diese Vielfalt und ihre Offenheit haben Lehmann dazu bewogen, sie nicht nur für das Frauenprojekt einzustellen, sondern auch als seine Assistentin. Das macht die weitere halbe Stelle aus.
Da Lehmann die kommissarische Leitung von St. Martin zusätzlich zur Einrichtungsleitung des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus in Kaiserslautern und der Sozialkaufhäuser in St. Ingbert, Germersheim und Speyer innehat, braucht er vor Ort Mitarbeiter, die ihn unterstützen und in seiner Arbeitsweise mitgehen. Die hat er im vorhandenen Team von St. Martin gefunden. Trotzdem ist ihm wichtig: „Ich setze auch auf die Jugend.“ Schließlich ist er als Dozent für Soziale Arbeit an der Hochschule Stuttgart tätig und nutzt die Begegnungen mit den Studenten auch für seine tägliche Arbeit.
„Wir bauen gemeinsam mit dem Team auf, was die Menschen hier brauchen, wir wollen gemeinsam die Zukunft gestalten.“ Dafür, betont er, brauche er Menschen um sich herum, die Ideen spinnen aus dem, was sie erleben und sich Neues vorstellen können. „Frau Ben-Omrane ist eine junge Frau. Sie kann auch ermessen, was Frauen heute brauchen“, sagt er. Und sie sei jung, habe beim Denken keine Schere im Kopf und vor allem: „Sie steht im Leben und ist tatkräftig und engagiert.“ ps
Autor:Judith Ritter aus Lingenfeld |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.