Musikalische Akademie stellt neues Programm vor
Beglückende Rückkehr

Ein hervorragender Klangkörper: das Nationaltheater-Orchester.   | Foto: Marcel Götz
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  • Ein hervorragender Klangkörper: das Nationaltheater-Orchester.
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Von Christian Gaier

Mannheim. Acht Doppelkonzerte mit hochkarätigen Solistinnen und Solisten veranstaltet die Musikalische Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim in ihrer 243. Saison im Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens. Dass die Konzerte nach jetzigem Stand wieder vor Publikum stattfinden können, ist für Musiker und Zuhörer und beglückend, aus wirtschaftlicher Sicht aber auch überlebensnotwendig.

Als „kritisch“ bezeichnete Vorsitzender Fritjof von Gagern die finanzielle Situation der Musikalischen Akademie. Ein voller Saal sei überlebenswichtig, da sich die Akademie fast ausschließlich über den Verkauf von Eintrittskarten und Abonnements finanziere. Alle laufenden Kosten werden zu 90 Prozent über Ticketeinnahmen gedeckt und eine direkte Subvention erhalte der Verein bislang nicht.
Mit den Einnahmen müssen unter anderem die Miete für den Mozartsaal im Rosengarten sowie Honorare für Gastdirigentinnen und -dirigenten respektive Solistinnen und Solisten bestritten werden. Enorme Anstrengungen der Akademie haben in den vergangenen Jahren zu einem stetigen Besucheranstieg geführt: Von 71,2 Prozent in der Saison 2015/16) auf 88,2 Prozent ( Saison 2019/20) ist die Besucherauslastung im Mozartsaal angestiegen. Zuletzt kamen jährlich 27.000 Menschen in die Konzerte . Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten belief sich auf 2700.
Die Corona-Krise habe diese positive Entwicklung jäh gestoppt, die Zahl der Abonnenten fiel auch 2700. Erstmals in seiner über 240-jährigen Geschichte muss der Verein – trotz des Abrufens von Förder- und Hilfsprogrammen des Bundes – Rückstellungen und damit negative Jahressalden im sechsstelligen Bereich verzeichnen. Zusätzliche Ausgaben durch die Umsetzung von Hygienemaßnahmen, die organisatorische Bewältigung von Konzertabsagen und -verlegungen sowie die Durchführung von Konzert-Streams hätten die Situation weiter verschärft. Um die lange Tradition der in Eigenregie veranstalteten Akademiekonzerte zu sichern, bewerbe sich der Verein laufend auf Hilfsprogramme. Substanzielle Mittel in den Bereichen Marketing, Audience Development und Kundenbindung werden vonnöten sein, um den Stamm der Abonnements zurück auf den Stand vor der Corona-Pandemie zu bringen.
Umso erfreulicher sei es vor diesem Hintergrund, dass die Musikalische Akademie erstmals seit 15 Monaten auf bis zu 1300 Besucherinnen und -besucher im Rosengarten hoffen darf. Unter Beachtung gängiger Hygiene- und Abstandsregeln und der sogenannten „3G“ – getestet, geimpft oder genesen –, dürfen bis zu 60 Prozent des Mozartsaals belegt werden. Das 2. Akademiekonzert 2020/21, das wegen des November-Lockdowns auf 2021 verschoben wurde, kann nun am 26. und 27. Juli um jeweils 20 Uhr als Präsenzveranstaltung stattfinden. Generalmusikdirektor (GMD) Alexander Soddy und das Nationaltheater-Orchester präsentieren Werke von Maurice Ravel sowie den amerikanischen Komponisten Aaron Copland und Georges Antheil. Außerdem erlebt das Publikum die Uraufführung einer Auftragskomposition des mexikanische Komponisten Enrico Chapela: „Chinampa y Trajinera“.

Ein Shootingstar und ein Herzenswunsch

Auf einen Shootingstar der Klassikszene und einen „Herzenswunsch“ Soddys darf sich das Publikum zum Auftakt der 243. Saison am 18. und 19. Oktober freuen. Die niederländische Geigerin Noa Wildschut ist die Solistin bei Max Bruchs „Schottischer Fantasie“ und Generalmusikdirektor Alexander Soddy freut sich darauf, Edward Elgars Symphonie Nr. 1 dirigieren zu können. Zum Auftakt erklingt Ralph Vaughan Williams’ „Fantasia on a Theme by Thomas Tallis“.
Der Geigenvirtuose Frank Peter Zimmermann kehrt als Solist in Bohuslav Martinůs „Suite concertante“ beim 2. Akademiekonzert am 29. und 30. November nach Mannheim zurück. Ergänzt wird dieses violinistische Feuerwerk von Béla Bartóks Rhapsodie Nr. 1; beide Werke erklingen zum ersten Mal bei den Akademiekonzerten. Darüber hinaus kann Sidney Corbetts „Violence and Longing“, eine Auftragskomposition der Musikalischen Akademie, endlich aus der Taufe gehoben werden. 2019/20 musste das Werk situationsbedingt verschoben werden. „Violence and Longing“ kommuniziert auf besondere Weise mit dem letzten Programmpunkt des Abends: Unter anderem Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 4 diente als Inspiration für Corbetts Opus.
Zu einer musikalischen Reise nach Russland lädt das Nationaltheater-Orchester im 3. Akademiekonzert am 20. und 21. Dezember ein. Neben Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 mit Kirill Gerstein als Solist erklingt Tschaikowskis Symphonie Nr. 4. Die musikalische Leitung obliegt Jordan de Souza. Der polnische Pianist Rafał Blechacz ist unter dem Dirigat von Michał Nesterowicz Solist beim 4. Akademiekonzert am 17. und 18. Januar. in Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 1. Die Kleine Suite von Witold Lutosławski und Mendelssohns „schottische“ Symphonie Nr. 3, vervollständigen das Programm. GMD Alexander Soddy steht beim 5. Akademiekonzert am 21. und 22. Februar wieder am Dirigentenpult. Dann werden Olivier Messiaens „L’Ascension“ und Anton Bruckners 6. Symphonie erklingen. Im 6. Akademiekonzert am 21. und 22. März interpretiert Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner Philharmoniker, Mozarts Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 in G-Dur. Er debütiert ebenso an der Musikalischen Akademie wie Ivan Repušić, der Carl Maria von Webers Ouvertüre zu Oberon sowie Hector Berlioz“ Symphonie fantastique dirigiert.

Krönendes Finale mit Gustav Mahler

Der Dirigent Roberto Rizzi Brignoli widmet sich beim 7. Akademiekonzert am 9. und 10. Mai Franz Schuberts Ouvertüre zu „Die Zauberharfe“ und dessen 4. Symphonie sowie Beethovens Eroica. Während er dem Nationaltheater-Orchester bis 2023 als Chefdirigent der Akademiekonzerte verbunden bleibt, neigt sich Alexander Soddys Engagement als Mannheims Generalmusikdirektor dem Ende zu: Das krönende Finale seiner GMD-Zeit feiert die Musikalische Akademie am 13. und 14. Juni mit Gustav Mahlers Auferstehungssymphonie. Nomen est omen: Zwei Chöre, die beiden Gastsolistinnen Anne Schwanewilms und Okka von der Damerau sowie das riesig besetzte Orchester sorgen für üppig gefüllte Bühnen.
„Der Austausch mit dem Publikum hat uns Musikerinnen und Musikern ungemein gefehlt – und mit unseren neuen Programmen möchten wir Lust auf die neue Saison wecken“, sagte Fritjof von Gagern. Der Vorsitzende ist sehr zuversichtlich, die Konzerte plan- und programmgemäß realisieren zu können und r verweist auf das mit dem Mannheimer Rosengarten erarbeitete Hygienekonzept, das auf wissenschaftlichen Studien basiert. Es ermögliche „eine gute und sichere Umsetzung unserer Veranstaltungen“, argumentierte der Vorsitzende. Optimistisch stimme auch die kontinuierlich steigende Impfquote in der Bevölkerung.

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Ein hervorragender Klangkörper: das Nationaltheater-Orchester.   | Foto: Marcel Götz
GMD AlexanderSoddy (links) und Fritjof von Gagern.  Foto: Miina Jung
Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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