Amokfahrt Mannheim - der aktuelle Ermittlungsstand

- Planken am Paradeplatz nach der Amokfahrt
- Foto: Ralf Vester
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Mannheim. Die Todesfahrt durch die Mannheimer Innenstadt schockiert Mannheim. Nicht einmal ein Jahr nach dem Tod des Polizisten Rouven Lauer auf dem Marktplatz wird die Stadt erneut Tatort eines entsetzlichen Anschlags.
Amokfahrt Mannheim: Was bis jetzt bestätigt ist
Vom Friedrichsring biegt am Montag um 12.14 Uhr der Ford Fiesta in die Planken ein, gibt Gas, rast Richtung Paradeplatz und hinterlässt ein Bild des Grauens... Eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann sterben, elf weitere Passanten werden zum Teil schwer verletzt, darunter ein Kind. Der 40-jährige mutmaßliche Täter, ein Landschaftsgärtner aus Ludwigshafen, rast die Straße weiter. Die Polizei findet um 12.26 Uhr das erheblich beschädigte Tatfahrzeug bei E7. Knapp eine halbe Stunde nach der Amokfahrt, um 12.43 Uhr, nimmt eine Streife den mutmaßlichen Täter in der Hafenstraße im Jungbusch fest, nachdem dieser sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen hat. Das sind die gesicherten Fakten zum Ablauf der Amokfahrt, die die Polizei bis jetzt bestätigt.
Stoppte Taxi den Amokfahrer?
Mehrere Medien berichten, dass ein Taxifahrer am Paradeplatz den Täter verfolgt und in der Sackgasse in E7 gestoppt habe. Der Fiesta wurde in Fahrtrichtung Paradeplatz aufgefunden. Der mutmaßliche Täter habe mit seiner Schreckschusswaffe auf den Taxifahrer geschossen, habe ihn jedoch verfehlt und flüchtete dann zu Fuß Richtung Jungbusch. Das konnte bis jetzt jedoch nicht bestätigt werden.
Landeskriminalamt ermittelt: Was stand auf dem Zettel?
Die Mannheimer Innenstadt blieb bis in den Abend weiträumig gesperrt. Beamten des Landeskriminalamts (LKA), das die Ermittlungen übernommen hat, sicherten auf den Planken die Spuren der Bluttat. Auch die Wohnung des mutmaßlichen Täters wurde durchsucht. Insgesamt waren allein über 300 Polizeibeamte im Einsatz, berichtete die Mannheimer Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer, die selbst Zeugin der Amokfahrt war.
In dem Tatfahrzeug wurde ein Zettel gefunden, bestätigt LKA-Pressesprecherin Lisa Schröder. Während der SWR berichtet, dass auf dem Zettel eine Skizze und Angaben zur Fahrt notiert waren, wollte die Pressesprecherin zum Inhalt nichts sagen.
Der mutmaßliche Täter war laut Polizei mehrfach wegen psychischer Probleme in Behandlung, so Oberstaatsanwalt Romeo Schüssler. Dort vermutet er das Tatmotiv, obwohl ihm die Art der psychischen Erkrankung noch unbekannt war. Das LKA untersuche unter anderem seine Social-Media-Aktivitäten, um mehr zu den Motiven herauszubekommen. Erkenntnisse dazu gab es bis bis jetzt nicht.
Trauer statt Fasnacht
Die Stadt Mannheim hatte unmittelbar nach der Tat die Krankenhäuser in der Region alarmiert, um Kapazitäten für die Versorgung von Verletzten zu schaffen. Oberbürgermeister Christian Specht hatte sich unmittelbar nach dem Vorfall vor Ort ein Bild verschafft. „Diese abscheuliche, unmenschliche Attacke auf friedliche Menschen erschüttert uns alle zutiefst“, sagte Specht, „unsere Gedanken sind bei den Toten und Verletzten, ihren Angehörigen und Freunden.“ Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Landes-Innenminister Thomas Strobl waren am Montagabend nach Mannheim gekommen, um gemeinsam mit dem Oberbürgermeister am Paradeplatz der Opfer zu gedenken.
Die für Dienstag geplanten Fasnachtsumzüge in den Vororten Feudenheim, Neckarau und Sandhofen wurden abgesagt, der Fasnachtsmarkt am Wasserturm hat nach dem Vorfall geschlossen und auch die Straßenfasnacht in der Innenstadt entfällt. Specht hat Trauerbeflaggung an den städtischen Dienstgebäuden angeordnet.
Am Dienstagvormittag wurde der Täter aus dem Krankenhaus entlassen und in Polizeigewahrsam übergeben, sagte die Pressesprecherin des LKA. Vor allem von der Vernehmung des Täters erhoffen sich die Ermittlungsbehörden Aufschluss über das Tatmotiv. „Wir schließen ein politisches Motiv aus“, sagte Oberstaatsanwalt Schüssler bei der Pressekonferenz am Montagabend, räumte aber auf Nachfrage ein, dass der Täter für einen rechtsradikalen Kommentar in den sozialen Medien im Jahr 2018 verurteilt wurde. [rko]
Autor:Roland Kohls aus Mannheim |
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