Mannheimer Caritas plant ambulanten Dienst für Demenzkranke

Zum Auftakt fand ein Vortrag mit dem Schweizer Demenzexperten Michael Schmieder in der Kirche St. Franziskus in Mannheim-Waldhof statt. | Foto: Kathma
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Mannheim. Mit einem ambulanten Demenzdienst will der Caritasverband Mannheim Menschen mit einer Demenzerkrankung und ihre Angehörigen unterstützen. Eine Vortragsreihe, die jetzt gestartet ist, soll außerdem dazu beitragen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und einer Stigmatisierung der Krankheit entgegenzuwirken.

„Demenz ist eine große Belastung, sowohl für die Erkrankten als auch für die Angehörigen. Sobald die Krankheit erkennbar wird, beginnt eine rasch um sich greifende Isolation der Betroffenen. Dem möchten wir entgegenwirken“, sagt Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Mannheim. „Aufgrund unserer guten Erfahrungen mit dem ambulanten Hospizdienst möchten wir deshalb einen ambulanten Demenzdienst aufbauen.“

Großes Interesse an Expertenvortrag

Um über das Thema zu informieren und Ehrenamtliche für den Dienst zu gewinnen, fand als Auftakt ein Vortrag mit dem Schweizer Demenzexperten Michael Schmieder in der Kirche St. Franziskus in Mannheim-Waldhof statt. Das Interesse war groß: Rund 200 Menschen besuchten die Veranstaltung, in der Michael Schmieder einen Einblick darin gab, wie Demenzerkrankte die Welt erleben. Beispielsweise leben sie nur im jetzigen Moment, es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft. Und sie fühlen sich jünger als sie sind – weil im Kopf viele Jahre fehlen.

Erste Anzeichen für eine Erkrankung sind Verhaltensauffälligkeiten – der Mensch fühlt sich überfordert und zieht sich zurück. Er entwickelt Strategien, um seine Ausfälle zu überspielen: geht nicht mehr in Gesellschaft, bittet nicht um Hilfe, beschuldigt andere. Für den Umgang mit Erkrankten gab Schmieder viele Anregungen und Tipps: Das Wichtigste sei, den Stress wegzunehmen, indem man sie nicht überfordere. Man solle sie auch nicht dauernd mit dem konfrontieren, was sie nicht mehr können. Stattdessen gehe es darum, die Menschen ihre Normalität leben zu lassen, ehrlich mit ihnen umzugehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. „Ein Mensch mit Demenz hat die gleichen Bedürfnisse wie ein Mensch ohne Demenz: anerkannt zu sein, Gemeinschaft zu erleben, Nähe zu spüren.“

Betroffene Familien und Paare unterstützen

Genau dazu soll der geplante Caritas-Demenzdienst beitragen. Er soll betroffene Familien und Paare unterstützen, zum Beispiel indem sich die Mitarbeitenden mit dem Erkrankten beschäftigen, damit Angehörige Zeit für sich oder den Haushalt haben. Angehörige sollen Informationen und Tipps zum Umgang mit dem Erkrankten bekommen. „Es geht darum, mehr Teilhabe für demente Menschen in der Gesellschaft zu ermöglichen und die Lebensqualität der Erkrankten und ihrer Angehörigen zu steigern“, so Regina Hertlein. Ebenso wie der Hospizdienst soll der Demenzdienst von Ehrenamtlichen getragen werden, die von einem Hauptamtlichen begleitet werden. Die Ehrenamtlichen durchlaufen vor ihrem Einsatz eine Schulung. Zusätzlich haben sie die Möglichkeit, sich an die Fachkräfte des Caritasverbands zu wenden, zum Beispiel an die Seniorenberatung, den Pflegedienst oder den Caritassozialdienst.

Die erste Schulung ist für den Herbst 2023 geplant, starten soll das neue Angebot im Januar 2024. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit hat oder weitere Informationen benötigt, kann sich an Caritas-Mitarbeiter Martin Kohl wenden: Tel. 0621 1 26 02 31 oder martin.kohl@caritas-mannheim.de.

Der nächste Vortrag „Demenzielle Erkrankungen aus klinischer Sicht“ des Gerontologen Dr. Uwe Sperling vom Geriatrischen Zentrum der Universitätsmedizin Mannheim findet am 19. April, 18 Uhr, im Franziskussaal statt. Darin geht es um die Diagnostik und Behandlung von Demenzerkrankungen. juk

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Autor:

Wochenblatt Redaktion aus Ludwigshafen

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