Stunde der Wintervögel
Waldvögel sind vermehrt in Gärten zu finden
Baden-Württemberg. Bei der bundesweiten Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV haben sich vom 6. Januar bis 9. Januar erfreulich viele Vogelfreunde aus Baden-Württemberg eine Stunde Zeit genommen und die Vögel in Gärten, Parks und auf dem Balkon gezählt. Das Ergebnis: Trotz wechselhaftem Winterwetter haben rund 16.100 Menschen aus dem Südwesten aus 11.300 Gärten bislang 393.000 Vögel gemeldet. Die vorläufigen Zahlen sind vergleichbar mit 2020, werden aber noch steigen, da bis zum 17. Januar nachgemeldet werden kann. Aus ganz Deutschland haben inzwischen mehr als 146.000 Menschen von über 103.000 Beobachtungspunkten über 3,7 Millionen Vögel gemeldet.
In Baden-Württemberg wurden insgesamt 113 Arten gesichtet. Spitzenreiter ist und bleibt der Haussperling vor Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling. Publikumsliebling Rotkehlchen auf Platz zehn ist weiterhin in etwa zwei Dritteln aller Gärten anzutreffen. „Im Bundesdurchschnitt wurden etwa 36 Vögel und neun verschiedene Arten pro Garten gemeldet, im Südwesten waren es nur 34,7 Vögel. Im Vergleich mit den bundesweiten Zahlen hinkt der Südwesten bei Vielfalt und Menge der Vögel etwas hinterher. Schaut man sich die Trends der letzten Jahre an, geht bei sehr vielen Arten die Bestandskurve kontinuierlich nach unten. Die Vogelzahlen nehmen, passend zum Vogelschwund in vielen anderen Lebensräumen, auch in den Gärten seit Jahren ab“, sagt der NABU-Vogelexperte Stefan Bosch.
„Die zwitschernde Artenvielfalt in vielen Gärten geht zurück, weil es den Vögeln an geeigneten Strukturen, Nahrung und Nistplätzen fehlt. Mit vogelfreundlichen Hecken und Gebüschen, wilden Ecken und Nisthilfen kann man Vögel im Garten unterstützen“, rät Bosch. In einem typischen Garten sind heute Kohl- und Blaumeise sowie Amsel Dauergäste. In zwei von drei Gärten kommen Haussperling, Elster und Rotkehlchen hinzu. Buchfink und Buntspecht fliegen durch jeden zweiten Garten, während in jedem dritten auch Feldsperling, Rabenkrähe, Eichelhäher und Kleiber nach Futter suchen. Andere typische Gartenvögel wie Zaunkönig, Gimpel und Stieglitz sind in weitaus weniger Gärten anzutreffen.
Auffällig bei der diesjährigen Zählaktion: Typische Waldvögel wie Buntspecht und Kernbeißer wurden häufiger beobachtet und könnten verstärkt aus verschneiten Wäldern in die Gärten gekommen sein. Vielleicht gab es auch weniger Baumsamen. Der Buntspecht erreicht einen Spitzenwert und wurde doppelt so häufig gesehen, wie 2021. Der Eichelhäher tauchte seit Herbst in vielen Gärten auf und war insgesamt fast so häufig wie beim Masseneinflug 2019 zu sehen.
Auch der Kleiber verzeichnete ein Plus zum Vorjahr. Bis auf die Schwanzmeise haben im Südwesten alle Meisenarten (Kohl-, Blau-, Tannen- und Sumpfmeise) gegenüber 2021 deutlich zugelegt. Enttäuschend schnitt die Goldammer ab, mit gut einem Drittel weniger Besuchern, obwohl dieser Feldvogel gern Futterstellen an Ortsrändern anfliegt. Überschaubar war der Zuzug von Wintergästen aus dem hohen Norden, deren Bestände erfahrungsgemäß von Jahr zu Jahr stark schwanken. Bergfinken fanden sich zwar mehr als im Vorjahr ein, aber ein starker Einflug wie 2019 blieb aus. Ebenso verhielt es sich beim Erlenzeisig, der 2017 und 2020 in großer Zahl zu Gast war. Auch bei Schwanzmeise, Wacholder- und Rotdrosseln sowie Seidenschwanz blieb der große Einflug aus.
Die „Stunde der Wintervögel“ fand 2022 bereits zum zwölften Mal statt. Beobachtungen vom Zählwochenende können noch bis 17. Januar gemeldet werden: per App www.NABU.de/vogelwelt, unter www.stundederwintervoegel.de oder unter www.NABU.de/onlinemeldung.
Die nächste Vogelzählung findet vom 13. bis 15. Mai mit der „Stunde der Gartenvögel“ statt.ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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