Südwestpfalz Touristik spricht von Existenznöten
Gastro-Szene sitzt auf „glühenden Kohlen“
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens/Südwestpfalz. Gastronom Wolfgang Kuchem hat vorgesorgt: „Das Musikprogramm für den Sommer im Biergarten Neufferpark steht, die Bands sind gebucht“. Doch wann der Startschuss fällt, sei noch nicht abzusehen: „Wir werden erst öffnen, wenn auch Bewirtung in der Innengastronomie möglich ist“. Heißt: Darf im Brauhaus am Schlossplatz wieder Bier ausgeschenkt werden, spielt die Musik im Neufferpark. Nur von Außenbewirtung könne er nicht leben, sagt Kuchem.
Es geht um die Existenz des Hotel- und Gaststättengewerbes, macht Landrätin Dr. Susanne Ganster deutlich, denn schon seit über einem halben Jahr herrscht tote Hose in Kneipen, Lokalen, Cafés und Beherbergungsbetrieben. Trotz „überzeugender Hygienekonzepte“ lässt man diese Branche im Regen stehen. Deshalb hat der geschäftsführende Vorstand der Südwestpfalz Touristik, der aus Dr. Ganster, dem Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick, Heinrich Hoffmeister und Verbandsbürgermeisterin Silvia Seebach besteht, in einer Petition an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gefordert, sich für das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie die vielen Ferienwohnungsinhaber einzusetzen – insbesondere im Hinblick auf die Pfingstferien. Die Kommunalpolitiker führen dabei an, dass bereits in der vergangenen Saison die Hygienekonzepte in dieser Branche sehr gut funktionierten, „sodass in diesem Bereich keinerlei Infektionsketten nachzuweisen waren“, heißt es in dem Schreiben weiter.
„Sowohl die Inhaber von Ferienwohnungen, als auch Gastwirte und Hoteliers sitzen auf glühenden Kohlen“, beschreibt Birgit Ehrhardt die Situation unter den rund 39 Mitgliedern des Vereins. Sie führt derzeit kommissarisch die Geschäftsstelle des Südwestpfalz Touristik e. V., der seit 25 Jahren besteht. Dabei wird sie unterstützt von Michaela Herbort als Halbtagskraft und Volker Matheis. Bei den Betroffenen bestehe nicht nur eine gewisse Ungeduld, es gehe vielmehr ums Überleben, erklärt die Touristikerin.
Sie hat im letzten Jahr festgestellt, dass Corona das Stimmungsbild vieler Menschen verändert hat – was sich als Vorteil für die Südwestpfalz mit ihren beiden Städten Pirmasens und Zweibrücken erwies: „Plötzlich war Urlaub im eigenen Land begehrt und wir konnten im Jahresvergleich 2019 bis Oktober 2020 einen Zuwachs von 18,7 Prozent bei den Campingplätzen verzeichnen“. Sie profitierten deshalb von dem Trend, „weil dank der Weitläufigkeit die Urlauber dem Coronavirus etwas aus dem Weg gehen können“. Zugenommen haben auch die Anfragen von Tagesgästen zu Wandertouren etwa im Dahner Felsenland. Da war im letzten Jahr die Situation an den Ausgangspunkten so extrem, dass alle Parkplätze belegt waren.
Auch für die anstehende Saison scheinen die Aussichten recht hoffnungsvoll. „Wir haben in den ersten drei Monaten von 2021 Anzeigen in Ballungsgebieten wie Mannheim, Köln, Karlsruhe, aber auch Saarbrücken geschaltet und sind fast in dem Strom der Anfragen ertrunken“, berichtet Birgit Ehrhardt.
Jetzt wartet die ganze Branche auf baldige Öffnung der Hotel-, Ferienwohnungs- und Gaststättenbetriebe. Doch trotz der Lichtblicke durch die große Resonanz bleiben Wirte und Hoteliers noch zurückhaltend: „Es besteht zwar Hoffnung, aber wie sich die Situation letztendlich entwickeln wird, weiß niemand“, sagt die Touristikerin. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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