Ausstellung in der Orangerie Kirchheimbolanden
Detlof von Borries: Phasen – eine Retrospektive
Kirchheimbolanden. Der Kunstverein Donnersbergkreis zeigt im Rahmen seiner 13. Orangerie-Ausstellung von Samstag, 27. April bis Samstag, 12. Mai, eine umfangreiche Retrospektive seines langjährigen Mitglieds und ehemaligen Vorsitzenden Detlof von Borries.
Dieser ist im Kulturbetrieb zwar auch als Maler, in erster Linie aber als Funktionär bekannt. So engagierte er sich über 30 Jahre im Vorstand des Berufsverbandes Bildender Künstler RLP – einige Jahre davon als Vorsitzender. Vor allem hat ihn aber seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz bekannt gemacht. Projektförderanträge und die Finanzierung des Kultursommers liefen zum Beispiel über den Schreibtisch des Kirchheimbolandener Finanzamtschefs. Hinzu kamen seine vielfältigen China-Kontakte mit Ausstellungen und Symposien sowie der Gründung der Fujian-Gesellschaft als zivilem Arm der Landespartnerschaft Rheinland-Pfalz mit der chinesischen Provinz Fujian.
Der Maler Borries hielt sich im Kunstbetrieb auffallend zurück. Was ihn ehrt: Seine Funktionärsämter hätten sich nach seiner Auffassung nicht gut mit einer aktiven Teilnahme am Ausstellungsbetrieb und Kunstmarkt vertragen. Nichtsdestotrotz ist das Malen und das Selbstverständnis als Künstler Kern seiner Identität. Schon in der Kindheit hat er alte Meister geliebt und versucht, diese zu kopieren. In der Schulzeit war er zuständig, wenn es Plakate oder Ähnliches zu gestalten gab.
Auch bei der Berufswahl entschied sich von Borries bewusst für seine Kunst, aber auf seine Art: Er folgte der Familientradition und wurde Jurist – das Motiv: wirtschaftliche Absicherung und Freiheit für seine Kunst! Das Studium bedeutete indes eine Zäsur in seinem Schaffen. Von ersten Bildern (Bilder sind für ihn fast immer großformatig) ist ab Mitte der 80er Jahre die Rede. Die Freundschaft zu Karl Unverzagt, der zu einer Art Mentor wurde, war prägend.
Kernthema seiner malerischen Auseinandersetzung ist die Kunst selbst. Ihre Wurzeln in den Höhlen von Altamira, Lascaux und Rouffignac, die Veränderung ihrer Bedeutung von eben jener Frühzeit bis heute, bleibt Leitmotiv über eine Vielzahl, in formaler und technischer Hinsicht, verschiedener Phasen, die sich über - und nebeneinander in Detlof von Borries Oeuvre entwickelt haben.
So ist es konsequent, dass frühe Bilder sich an die Höhlenmalerei anlehnen: Pastoser Farbauftrag und die Einbindung von Sackleinen, Sand, Asche und so weiter erzeugen reliefartige Strukturen, die an den Stein der Höhlenwände erinnern. Hinzu kommen mythologische Themen. Hier seien die wuchtigen Stierbilder genannt. Geht es bei den Höhlenbildern noch um rituelles Handeln, kommt mit den Stierbildern die Auseinandersetzung mit dem Göttlichen hinzu. Als Opfer oder im Zusammenhang mit göttlicher Wiederauferstehung nimmt der Stier im Dionysos- und Mitraskult eine wichtige Rolle ein.
Dabei versteht sich von Borries eher als abstrakter Maler. Er verbindet seinen Blick auf die Ursprünge mit unbedingtem Experimentierwillen, löst die Motive, malerisch gekonnt, in Gestus und Farbflächen zu unabhängigen Farb - und Formkompositionen auf. Der Zufall spielt dabei eine unabdingbare Rolle. Dies hat aber nichts von Beliebigkeit, denn der „Suchende“ arbeitet, bis der „richtige“, willkommene Zufall eintritt.
Die Auseinandersetzung mit chinesischer Kunst und Kultur bildet einen weiteren wichtigen Einfluss fernöstlicher Philosophie ab. Augenfällig wird dies in Collagen mit und auf Reispapier. Genannt seien hier die Vogelbilder, in denen Zeitungspapier hinzukommt. Ihre Leichtigkeit bildet den Gegensatz zur Schwere der Stierbilder. Das Prinzip des Yin und Yang wirkt aber als Kompositionsprinzip in von Borries ganzes Werk hinein.
Aktuell beschäftigt sich der Maler mit Lackbildern, bei denen er mit Effekten von Farbabstoßungen experimentiert. Es entstehen glänzende Oberflächen voller Krakeluren. Je nach Perspektive verändert sich der Farbeindruck. Bewegt sich der Betrachter, verändert sich das Bild.
Die Frage nach der Bedeutung der Kunst im medialen Informationszeitalter, die Detlof von Borries schon in den achtziger Jahren zur Rückbesinnung auf ihren Ursprung in den Höhlen geführt hat, erweist sich angesichts der aktuellen Entwicklung künstlicher Intelligenz als geradezu visionär.
Die Ausstellung wird mit circa 40 Bildern, darunter etlichen Großformaten, einen repräsentativen Querschnitt umfassen. Angesichts seiner bisherigen Ausstellungszurückhaltung wird es also eine ganz besondere und einmalige Werkschau sein.
Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 26. April, 18 Uhr, geöffnet ist die Ausstellung bis Samstag, 12. Mai jeweils Samstag und Sonntag von 16 bis 19 Uhr.
Ein Künstlergespräch findet am Dienstag, 30. April, 19 Uhr, im Ostflügel der Orangerie, Dr. Edeltraut Sießl Allee 4, statt. hät/red
Weitere Informationen:
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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