Nordpfälzer Geschichtsblätter
Über Rathausbrunnen und Meuchelmörder im Nordpfälzer Land
Nordpfalz. Gleich sechs Themen und eine Buchbesprechung beinhaltet das neue Heft der Nordpfälzer Geschichtsblätter, das diesen Tagen erschienen ist. Neben Recherchen über den Göllheimer Rathausbrunnen und das Kloster Daimbach gibt es Beiträge zum neuen Schriftleiter des Geschichtsvereins, die Memoiren Peter Stabels vom Langheckerhof.
„Der Rathausbrunnen von Göllheim“ lautet der Titel eines Artikels von Berthold Schnabel aus Deidesheim. Der Brunnen wird im Jahr 1939 bei „Kunstdenkmäler der Pfalz, Bezirksamt Kirchheimbolanden“ wie folgt beschrieben: „Auf sechsseitigem Gusseisenbecken erhebt sich ein sechsseitiger steinerner Aufbau mit Rundbogenblenden und flachen Giebeln, darüber ein schlanker vierseitiger Obelisk. Wohl um 1830 – 1840“. Doch ist laut Schnabels Nachforschungen die immer wieder übernommene Entstehungszeit unzutreffend.
Anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums König Maximilian Josephs, das am 16. Februar 1824 feierlich begangen wurde, beschloss der Gemeinderat von Göllheim den auf ihrem Marktplatz befindlichen Brunnen mit einem Obelisken und einer passenden Inschrift zu zieren. Allerdings verstrichen drei Jahre bevor man dieses Vorhaben umsetzte.
Somit wurde der Brunnenstock mit dem Obelisken bereits 1827 und das gusseiserne Becken nach den Rechnungsbelegen der Handwerker erst im Frühjahr 1859 geschaffen. Nicht umgesetzt wurde allerdings der ursprüngliche Plan, mit einer Inschrift an das vorgenannte Jubiläum zu erinnern. Dadurch blieb der eigentliche Anlass für die Errichtung des repräsentativen Brunnens vor dem Rathaus in Göllheim bisher unbekannt.
Neuer Schriftleiter beim Nordpfälzer Geschichtsverein
Über seine Funktion als neuer Schriftleiter beim Nordpfälzer Geschichtsverein informiert Andreas Fischer aus Falkenstein. Die Liebe zur Heimat am Donnersberg, Interesse an deren Geschichte und Herausgeber einer eigenen kleinen Heimatzeitung, dem Falkensteiner Echo, das waren mit die Gründe der Verantwortlichen vom Nordpfälzer Geschichtsverein ihn nach der Übernahme der Schriftleitung zu befragen. Eine ehrenamtliche Tätigkeit, die Egon Busch aus Rockenhausen 34 Jahre lang ausübte. Zum Jahresbeginn 2020 hat Fischer diesen Posten übernommen. Satzungsgemäß gehört seit Gründung des Vereins im Jahre 1904 die Herausgabe der „Beiträge zur Heimatgeschichte“ zur vordringlichen Aufgabe. Dabei hat der jeweilige Schriftleiter die Aufgabe, die Beiträge zu sammeln, zu sichten, zu redigieren und herauszugeben. Chronologisch sind alle bisherigen Schriftleiter der „Nordpfälzer Geschichtsblätter“ aufgelistet.
„Meuchelmord im Sanger Wald“
Spannend liest sich der Beitrag von Willi Schattauer aus Kalkofen, wie es der Titel „Meuchelmord im Sanger Wald“ schon vermuten lässt. Diese schreckliche Tat geschah am 4. September 1835, nachmittags um ein Uhr im Sanger Wald. Ein Volksschullehrer aus Oberhausen an der Appel wurde beschuldigt, den Ackersmann L. W. von da, „freiwillig und mit Vorbedacht und Auflauern durch einen Schuss getötet zu haben“. Den allgemeinen Gerüchten nach soll er mit der Ehefrau des Getöteten in einem Liebesverhältnis gestanden haben. „Er war grausamer als gewöhnliche Straßenräuber, denn dieser mordet fremde, unbekannte Personen, nicht aber den lieben Freund, der ihm Herz und Haus einräumt“, hieß es in der Anhörung. Die öffentliche Verhandlung in dieser wichtigen Sache nahm drei volle Tage ein.
Das Assisengericht sprach über den Angeklagten die Todesstrafe aus, zu vollziehen auf dem Marktplatz der Stadt Zweibrücken. Doch wurde später die Strafe „durch die Gnade seiner Majestät des Königs“ in lebenslang Zuchthaus und Ausstellung an den Pranger, jedoch mit Erlass der Brandmarkung, gemildert.
Erinnerungen ans Kriegsende
Das Kriegsende in der Nordpfalz ist Thema des Aufsatzes von Michael Wiesheu aus Kaiserslautern: „Jagdbomber-Angriff mitten in Kerzenheim - als am 5. Dezember 1944 die Essenrolle nicht nach Eisenberg kam“. Es sind die Erinnerungen seiner Mutter Margot Wiesheu, Jahrgang 1928. Sie wohnte kurz vor Kriegsende in Kerzenheim und war als damals 16-Jährige in Eisenberg zu kriegsbedingten Arbeiten verpflichtet worden.
Das Mittagessen für die Arbeiterinnen wurde auf dem Hänger eines Pferdgespanns („die Esseroll“) gebracht. Ein älterer Mann namens Karl Marx fuhr täglich von Göllheim über Kerzenheim, holte dabei die Körbe mit den Henkelkannen ab und brachte sie in die verschiedenen Eisenberger Betriebe.
Am 5. Dezember 1944 kam jedoch der Essenwagen nicht. Ein Jagdbomber der US-Armee sei zur Dorfmitte von Kerzenheim heruntergeflogen und habe „auf alles Lebendige geschossen“.
Das Kloster Daimbach
Arno Erhard aus Ludwigshafen schreibt in seinem Beitrag über „Bemerkungen zur Entstehung des Klosters Daimbach“. Mit der Verbreitung der neuen Orden verdichtete sich im 12. und 13. Jahrhundert die Klosterlandschaft. Hatten die alten Klöster, die im 9. Jahrhundert oder früher entstanden waren, hochrangige Gründer und entsprechend großzügigen Ausstattungen, wollte jetzt auch der mittlere und niedere Adel nicht zurückstehen. Daimbach, eines dieser kleinen Klöster, liegt ganz an der Grenze der (heutigen) Pfalz zu Rheinhessen auf der Gemarkung von Mörsfeld, das im Besitz der Raugrafen war. Wenige vorliegende Urkunden zur frühen Geschichte des Klosters deuten darauf hin, dass Daimbach auf Initiative der Raugrafen - vielleicht auf Wunsch der geborenen Wildgräfin Ida - entstanden war. Sie bestätigte schließlich die Schenkung im Jahre 1277.
Die Nordpfalz im 19. Jahrhundert
Den interessanten Beitrag „Lebenslauf Peter Stabel, geb. 18. Oktober 1863 in Langheckerhof“ lieferte Dr. Walther Stabel aus Ottobrunn. Die Schilderung der Lebensbedingungen im 19. Jahrhundert und das harte ländliche Leben in der Nordpfalz schrieb Peter Stabel in seinen Lebenserinnerungen nieder „um meinen Kindern zu zeigen, dass mir im Leben nichts geschenkt wurde“. Aber auch seine Auswanderung um die Jahrhundertwende nach Amerika mit vielen Begegnungen und Eindrücken schildert er eindrucksvoll und schließlich die Rückkehr in die Heimat. Metzgermeister Peter Stabel nimmt uns mit auf seine ereignisreiche Reise quer durch die Vereinigten Staaten und lässt uns mitfühlen, was er alles erlebte und wie es ihm auch gesundheitlich erging.
Brücken an der unteren Alsenz
Eine Buchbesprechung rundet das neue Geschichtsblatt ab. Egon Busch aus Rockenhausen schreibt über die Veröffentlichung des reich bebilderten, 80 Seiten umfassenden Buches von Rolf Schaller: „Brücken an der unteren Alsenz - von der Kreisgrenze bis zur Mündung“.
Der Kreuznacher Heimatforscher beschreibt in seinem Werk nicht nur die Geschichte(n) der insgesamt 32 Stege, Unterführungen und Brücken über die Alsenz von der Kreisgrenze bis zu deren Mündung, sondern daneben auch die Ortsgeschichte von Hochstätten, Altenbamberg und Ebernburg. Er berichtet vom Bau der Alsenzbahn vor 150 Jahren, einem gerade noch verhinderten schweren Eisenbahnunglück in Altenbamberg, Geschichte und Ausbau von B 420 und B 48, von Steinbrüchen und Mühlen am Flusslauf, von Kriegseinwirkungen und Bombardierungen, den Hochwassern der Alsenz und vieles mehr.
Weitere Informationen:
Wer das neue Nordpfälzer Geschichtsblatt haben möchte, kann sich an Timo Scherne, Rognacallee 10, in Rockenhausen, wenden. Autoren können ihre Beiträge an Andreas Fischer, Friedhofstraße 2, 67808 Falkenstein senden. E-Mail: fischer-andi@t-online.de
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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