Jäger und Sammler
Warum ich Briefmarken sammle bzw. ein Philatelist geworden bin....
Schon die Menschen in der Altsteinzeit lebten von Jagd und Sammeln. Ihre ersten Werkzeuge waren bearbeitete Steine, und der Faustkeil war das wichtigste Werkzeug und die Hauptwaffe. Diese Epoche erhielt ihren Namen von dem vorrangig verwendeten Rohstoff: Stein.
Das Sammeln wie auch das Jagen liegen also im Ursprung der Menschheit begründet. Beide sind noch heute tief in uns verwurzelt und Teil unseres Wesens – auch noch beim sogenannten modernen Menschen, nur etwas anders. Wir jagen nach Rekorden oder den Dingen hinterher, die wir unbedingt erreichen wollen. In unserer zivilisatorischen Welt hat sich auch das Sammeln verändert. Weniger der pflanzlichen Nahrungsbeschaffung als vielmehr als (sinnvolle) Freizeitbeschäftigung. Wir sammeln Schönes und Seltenes, Skurriles und Außergewöhnliches. Dinge, die unser Interesse wecken oder vielleicht auch, was wir mal brauchen können.
So mancher Sammler hat hier seine Vorlieben. Denn ein Sprichwort sagt: „Die Geschmäcker sind grundverschieden.“ Und einige unter uns wissen vielleicht gar nicht, warum er dieses oder jenes sammelt.
Eine Sammlerleidenschaft in unserer Zeit, entwickelt sich entweder spontan oder durch ein Schlüsselerlebnis. Bei mir war es das blaue Briefmarkenalbum meines Vaters, das er im Keller in einem Schrank verwahrte. Dort waren Briefmarken aus aller Herren Länder zu finden. Postfrische und gestempelte Marken. Noch heute bin ich mir nicht sicher, nach was für Kriterien mein Vater sammelte.
Diese bunten Papier Zettelchen, mit vielen Zacken an den Rändern, weckten bei mir sehr früh meine Neugier. Meine Werkzeuge waren schon früh: Pinzette, Lupe und Trockenbuch…Ich habe mir nicht nur die Motive betrachtet, sondern stellte mir dabei auch zunehmend die Frage, was genau auf den Marken zu sehen ist. Vor allem die Frage nach dem Warum, beschäftigte mich. Meine Neugierde wurde dadurch noch mehr geweckt. Mir wurde klar, dass auf vielen Marken Personen oder Ereignisse zu sehen waren, was ich überaus spannend und für interessant hielt.
Gerade die Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland waren für mich von besonderem Interesse. Schnell merkte ich, dass die Marken für mich zu einer Art Wissensvermittlung wurden. Ich lernte beim Studium der Briefmarken viele Hintergründe zu Technik, Wissenschaft, Medizin, Sport, politische Ergebnisse und weiß Gott nicht alles. Über die Jahre trug so mein philatelistisches Hobby zu einer mehr und mehr aufbauenden Wissens- bzw. Horizonterweiterung bei – ähnlich die einer Datenbank. Und vor allem: ich konnte auf einmal mit und über Themen (mit)reden, wie dies kaum bei einigen anderen Gleichaltrigen der Fall war. Ich bin mir heute sehr sicher, dass ein Teil meines recht guten Allgemeinwissens auf das intensive Sammeln von Briefmarken zurückgeht. Für mich liegt also der Grund für das Sammeln von Briefmarken in der Kausalität zwischen der anfänglich liegenden „Schönheit im Auge des Betrachters“ bis hin zu einer persönlichen Horizonterweiterung durch intensive Hinterfragung der Motive begründet. Ohne das blaue Album meines Vaters wäre es in meinem Leben vielleicht anders gekommen….
Autor:Markus Steuerwald aus Wochenblatt Speyer |
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