Vorfreude auf eine neue Saison im Amateurfußball
Zurück zur Normalität
Südpfalz. Der Ball rollt bald wieder: Wenn am Sonntag, 7. August, der Pfiff der Schiedsrichter auf den Fußballplätzen der Region ertönt, stehen die Mannschaften des Amateurfußballs der A-Klassen und höher für eine neue Fußballsaison in den Startlöchern. Am darauffolgenden Sonntag kommen die B- bis D-Klassen dazu.
Dabei hoffen Verantwortliche und Spieler, dass nach zwei Corona-Jahren wieder Normalität ein- und die Saison ohne Unterbrechungen und Besonderheiten zur alten Kreisligaromantik zurückkehren kann. Rüdiger Werling ist stellvertretender Kreisvorsitzender der Südpfalz, Staffelleiter der Bezirksliga und Mitglied des Verbandsspielausschusses beim SWFV, dem Südwestdeutschen Fußballverband. Er lässt die vergangene Saison Revue passieren und schürt die Vorfreude auf die kommende Runde.
Notlösungen des SWFV in der vergangenen Runde
Die vergangene Runde ist seit Mitte Juni beendet. Es war die erste Saison, die man seit Corona wieder ohne langwierige Unterbrechungen durchspielen konnte. Doch war noch lange nicht alles normal. Die Lösung des SWFV gegen Corona-Probleme waren, so Rüdiger Werling, geteilte Staffeln sowie Aufstiegs- und Abstiegsrunden im Anschluss an die kleineren Hauptrunden. Durch die Teilung der Staffeln und somit weniger Spielen sollte gewährleistet werden, dass bei einem erneuten Abbruch zumindest die Hauptrunde fertiggespielt und damit Auf- und Absteiger rechtskräftig wären.
Werling nannte als weiteren Grund für die Auf- und Abstiegsrunde die Rückkehr zur eigentlichen Ligengröße. In der ersten Corona-Saison, die unerwartet abgebrochen werden musste, gab es nur Aufsteiger. Dadurch seien die Ligen teilweise immer noch „aufgebläht“.
Der 61-jährige Fußballfunktionär ist hauptberuflich Anlagenfahrer bei Stora Enso und seit 2016 ehrenamtlich in seinem jetzigen Amt tätig. Davor war er lange für den Spielbetrieb in Büchelberg verantwortlich, dort hängt sein Herz. 2015 gönnte er sich ein Jahr Auszeit, doch so schön das auch gewesen sei: „So ganz ohne Fußball geht’s dann doch nicht.“, schmunzelt der gebürtige Jockgrimer.
Zwischen Mai und Juni die meiste Arbeit
Die meiste Arbeit haben er und seine ehrenamtlichen Kollegen übrigens zwischen Mai und Juni. In den zwei Monaten muss die alte Runde beendet und die neue vorbereitet werden. Das koste viel Zeit. Wenn der Spielbetrieb einmal läuft, sind seine Aufgaben meist auf Spielverlegungen, Rote Karten und einzelne Problemfälle beschränkt.
„Corona hat dem Amateursport geschadet“
Während den Corona-Saisons war das anders. Zuerst gab es so gut wie keine Regeln und dann wurden die Verantwortlichen von Verordnungen regelrecht erschlagen. Mittlerweile sind alle Verordnungen aufgehoben. „Corona hat dem Amateursport sehr geschadet.“, resümiert Werling die letzten Jahre und bezieht bewusst den Amateursport neben dem Fußball mit ein. Es sei ein Schwund an zweiten Mannschaften zu vermerken, manche Vereine meldeten ihre Teams ab, andere gehen wiederum in Spielgemeinschaften.
Immer weniger Helfer
Dazu kommt die große Baustelle von Vereinen im Generellen: Helfer werden immer weniger. „Die Vereine müssen ganz schön baggern, dass sie Mitglieder zurückbekommen“, stellt auch Werling den Helferschwund von Spielern und Helfern bis hin zu Schiedsrichtern fest. Er vermutet, dass viele, vor allem Ältere, gemerkt haben, dass man Sonntagmittags auch noch andere Dinge als Fußball unternehmen kann.
Im Verbandsspielausschuss werden Veränderungen in der Spielordnung verankert, die Corona-Spielordnung gab es im ersten Corona-Jahr 2020 noch nicht. Jetzt ist man besser vorbereitet: Käme es noch einmal zu einem Abbruch, wäre die Hinrunde und die entstandenen Platzierungen gültig.
Gelernt habe man außerdem, dass Auf- und Abstiegsrunden in der durchgeführten Variante bei den Vereinen nicht so gut aufgenommen wurden. Mit dem aktuellen Wissensstand würden die Verantwortlichen die Staffeln in zwei Gruppen mit jeweils zehn Mannschaften teilen. So hätte jede Mannschaft in jeder Gruppe die gleiche Anzahl an Spielen. Die Punkte könnten so komplett mitgenommen werden. Das war bei ungeraden Staffeln nicht möglich.
Bisher ist das aber nicht notwendig. Werling ist besonders froh, dass zu großen Staffeln zurückgekehrt werden kann. Dafür sprachen sich auch die Mehrheit, laut Werling zirka 80 Prozent, der Vereine aus.
Organisatorisch in neue Welten abtauchen
Aber auch organisatorisch mussten die Fußballfunktionäre in neue Welten eintauchen. Normalerweise treffen sich die Werling und Kollegen in Edenkoben, während Corona gab es nur Videositzungen. Werling bevorzugt den Austausch in Präsenz, „da kann man dem Kollegen auch mal unter dem Tisch mit dem Fuß ,bumpen’“, meint Werling scherzhaft. Mehraufwand war auch die Vermittlungsarbeit mit und zwischen den Vereinen.
Kommentar: Stärkt den Amateurfußball!
Die Europameisterschaft der Frauen in England hat an den eigentlichen Fußball zurückerinnert. Der Gedanke an die Weltmeisterschaft in Katar bewirkt das Gegenteil. Während der DFB die erste Pokalrunde als ein Zeichen für den Klimaschutz nutzte, jetten Spieler und Fans im Dezember in klimatisierte Stadien. So verliert der Fußball seine Glaubwürdigkeit. Ehrlichen Fußball gibt es in den Amateurligen: Fußballfunktionäre arbeiten hier noch ehrenamtlich am Gelingen der Saison. Der Helferschwund macht sich bei den Dorfvereinen bemerkbar. Hier fehlen Einnahmen aus den Coronajahren, abgesagte Feste, fehlender Ausschank, kein Clubhaus-Betrieb und weniger Zuschauer. Auf der Ausgabenseite hingegen sammeln sich Kosten wie das Gehalt der Schiedsrichter, Instandhaltung der Infrastruktur. Doch ist die Problematik nicht fußballspezifisch: Der gesamte Amateursport wird nur mit Helfern, Mitgliedern, Spielern und Zuschauern am Laufen gehalten.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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