Gerhard Metz hat den Titel als Deutscher Meister im Turnen in der Altersklasse 60 bis 64 Jahre geholt. In der Südpfalzwerkstatt in Wörth begeistert er Menschen mit und ohne Behinderung für den Sport.
Leidenschaft als Ansporn auch für andere
„Dran bleiben – das ist das Wichtigste!“ Davon ist Gerhard Metz überzeugt. Seit fast 20 Jahren nimmt der Sportlehrer aus der Südpfalz an den Deutschen Senioren-Meisterschaften im Turnen teil. Mehrfach schaffte er es auf das Podest, kam jedoch über Platz zwei nicht hinaus. Im Oktober 2021 konnte er sich endlich einen großen Traum erfüllen: Mit einer überragenden Leistung sicherte sich der 61-Jährige, der für den TV Hatzenbühl startet, in der Altersklasse 60 bis 64 Jahre den Titel als Deutscher Meister.
Lange schien es, als würde Gerhard Metz gegenüber einem früheren DDR-Leistungssportler knapp das Nachsehen haben. Doch am Barren – neben dem Pauschenpferd sein Lieblingsgerät – entschied er das Kopf-an-Kopf-Rennen für sich: „Die Übung hat so gut geklappt wie noch nie“, erinnert sich der Südpfälzer, der seit seinem zehnten Lebensjahr nahezu ohne Unterbrechung mindestens zweimal pro Woche trainiert. „Da wusste ich: Der Titel ist mir nicht mehr zu nehmen. Ein unbeschreibliches Gefühl!“ 2020 mussten die Meisterschaften pandemiebedingt ausfallen. Angesichts der geltenden Corona-Regeln fanden auch die Vorbereitungen auf den Wettbewerb unter deutlich erschwerten Bedingungen statt. „Umso größer war die Freude darüber, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.“
Seit 1985 arbeitet Gerhard Metz in der Südpfalzwerkstatt, einer Einrichtung der Lebenshilfe Südliche Weinstraße. An seinem Arbeitsplatz in Wörth besucht ihn an diesem Oktobervormittag Martin Heger, Geschäftsbereichsleitung Arbeit. Als kleines Zeichen der Anerkennung überreicht er dem Sportlehrer im Namen der gesamten Lebenshilfe einen Präsentkorb mit frischem Obst. „Herzlichen Glückwunsch zu dieser besonderen Leistung“, betont Martin Heger. „Die Menschen, die bei uns arbeiten und die wir begleiten, profitieren Tag für Tag von deiner Einstellung, deinem Einsatz und deiner Erfahrung.“
Sportlehrer: „Das ist mein Beruf“, erläutert Gerhard Metz. „Meine Berufung ist es, Menschen mit und ohne Behinderung die Freude an Bewegung zu vermitteln.“ Ob Spazieren, Schwimmen oder Leichtathletik: Mit vielfältigen Bewegungsangeboten leistet der 61-Jährige einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden und abwechslungsreichen Werkstatt-Alltag. „Corona-bedingt können wir derzeit leider nur mit Menschen Sport machen, die in der gleichen Gruppe arbeiten. Doch die Nachfrage ist gewaltig“, berichtet Produktionsleiter Lothar Scheurer, der seit 16 Jahren mit dem Sportlehrer zusammenarbeitet. „Das liegt auch an einer besonderen Stärke von Gerhard Metz: Er hat die Fähigkeit, individuell auf die Menschen zuzugehen. Er weiß, was sie in einem bestimmten Augenblick wollen und was sie brauchen.“ Häufig finden die sportlichen Aktivitäten in der Öffentlichkeit statt, etwa im Wald oder im Schwimmbad. „Das ist ein wichtiges Signal“, unterstreicht Martin Heger. „Damit zeigen wir, dass alle Menschen dazugehören und ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind. Ob sie eine Behinderung haben oder nicht, spielt keine Rolle.“
Durch seine Begeisterung für die Arbeit mit Menschen und für den Sport ist Gerhard Metz für viele ein Vorbild, das sie mitunter zu eigenen Höchstleistungen anspornt. „Betriebliches Gesundheitsmanagement spielt bei uns eine große Rolle. Seit einigen Jahren bieten wir den Angestellten der Südpfalzwerkstatt zum Beispiel die Möglichkeit, das Sportabzeichen zu machen. Der Teilnehmerkreis wächst stetig“, so der Sportlehrer. Auch die Mitarbeiter mit Behinderung unterstützt er dabei, Talente zu erkennen und sich Ziele zu setzen. „Über den Sport bekommen sie Anerkennung und Erfolgserlebnisse. Manche von ihnen nehmen sogar regelmäßig an Wettbewerben teil.“ Große Hoffnungen ruhen aktuell auf dem Badminton-Team im Werk Wörth. Wenn die Umstände es zulassen, geht im Sommer vielleicht ein gemeinsamer Traum in Erfüllung – die Teilnahme an den Special Olympics in Berlin.
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
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