Südpfalzwerkstatt: Besuch aus Ruanda im Werk Wörth
„Mit der richtigen Haltung kann aus einer Vision Wirklichkeit werden“
Nicht immer braucht es Worte, um einander zu verstehen. Mitunter genügen ein aufmerksamer Blick und ein zugewandtes Lächeln. Bewusst suchen die beiden Besucher aus Ruanda an diesem Maimorgen den persönlichen Kontakt zu den Menschen, die in der Südpfalzwerkstatt in Wörth arbeiten. Von der Metallverarbeitung bis zur Verpackung und von der Küche über die Näherei bis zum Berufsbildungsbereich lernen Zacharie Dusingizimana und Justin Nshimiyimana das Werk kennen. Bei ihrem gut zweistündigen Rundgang mit Annika Rastetter (Rehaleitung Werk Wörth) und Christof Müller (Fachbereitungsleitung Rehabilitation der Südpfalz-werkstatt) von der Lebenshilfe Südliche Weinstraße werden sie von Jenny Bauer (Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Referat Partnerland Ruanda/Entwicklungszusammenarbeit) und Dr. Dennis Nitsche (Bürgermeister der Stadt Wörth am Rhein) begleitet.
Seit mehr als 40 Jahren pflegt Rheinland-Pfalz eine Partnerschaft mit Ruanda. Als eine von mehreren Kommunen ist Wörth am Rhein eingeladen worden, die Partnerschaft auf lokaler Ebene durch einen Austausch zu unterstützen. Ende Januar reiste eine Delegation aus Wörth um Bürgermeister Dr. Dennis Nitsche in den ruandischen Distrikt Rubavu an der Grenze zum Kongo. Schnell entstanden erste Projektideen. Beim Gegenbesuch von Vertretern des Ubumwe Community Center (UCC) steht nun unter anderem der Rundgang durch die Südpfalzwerkstatt auf dem Programm. Dabei nutzen alle Beteiligten die Gelegenheit, mehr über die jeweiligen Voraussetzungen und Vorgehensweisen zu erfahren.
Tief bewegt, berichtet Bürgermeister Dr. Dennis Nitsche von Erfahrungen, die er in Ruanda gewonnen hat: Staatliche Strukturen zur Unterstützung und Förderung von Menschen mit Behinderung gibt es kaum. Insbesondere im ländlichen Raum sind die Menschen auf Initiativen von engagierten Privatpersonen wie den UCC-Verantwortlichen angewiesen. Diese erhielten von der Regierung lediglich ein Stück Land. Fast ausschließlich mit Spendengeldern finanziert, haben sie unter anderem eine Tagestätte mit integrativer Schule aufgebaut. Das UCC-Team hilft jungen Menschen mit Behinderung dabei, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten. Zudem vermittelt es ihnen vielfältige grundlegende Fertigkeiten. Daneben berät es auch im familiären Umfeld. Ziel ist es, allen Menschen Erwerbsmöglichkeiten und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. „Wenn Menschen die richtige Haltung haben und über ein hohes Maß an Überzeugungskraft verfügen, kann aus einer Vision Wirklichkeit werden“, bringt Christof Müller eine der wesentlichen Erkenntnisse des Vormittags auf den Punkt. „Wir sind sehr dankbar für die Chance, uns mit Zacharie Dusingizimana und Justin Nshimiyimana auszutau-schen. Schließlich können wir viel voneinander lernen.“
Zugleich ist Christof Müller davon überzeugt, dass die Begegnung im Werk Wörth einen hervorragenden Grundstein für eine langfristige Partnerschaft gelegt hat. Als einer der nächsten Schritte könnte die Südpfalzwerkstatt orthopädische Hilfsmittel wie etwa Rollstühle zur Verfügung stellen. Insbesondere für Kinder geeignete Modelle sind in dem ostafrikanischen Land nur schwer zu bekommen. „Wir sind dankbar, dass wir dabei auf die Unterstützung und die über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerke des Landes Rheinland-Pfalz zählen dürfen“, unter-streicht Christof Müller. Unter dem Stichwort „train the trainer“ ist zudem eine wechselseitige fachliche Beratung angedacht.
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
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