Stadt, EnBW und Daimler Truck
Wärmegewinnung durch Geothermie in Wörth am Rhein
Wörth. Daimler Truck, EnBW und die Stadt Wörth haben nach dem positiven Stadtratsbeschluss im Juli dieses Jahres das Joint Venture WärmeWerk Wörth GmbH gegründet. Dieses soll die Möglichkeiten einer klimaneutralen Energieversorgung des Mercedes-Benz-Werks Wörth sowie der Stadt Wörth am Rhein ausloten. Ziel ist die Feststellung der geothermischen Nutzbarkeit sowie gegebenenfalls der Bau und Betrieb einer Geothermie-Anlage zur Wärmegewinnung am Standort Wörth. Die überschüssige geothermische Wärme, mindestens jedoch 10 Prozent, soll zur Versorgung bestehender kommunaler Nahwärmenetze der Stadt Wörth am Rhein genutzt werden. Eine Stromgewinnung ist aktuell nicht geplant. Mit dem wissenschaftlich begleiteten Projekt sollen zudem neue Erkenntnisse bei der Erschließung von Geothermie als Energiequelle gewonnen werden.
Die drei Partner vereinen mit Daimler Truck den größten Arbeitgeber in der Südpfalz, mit der EnBW ein deutschlandweit führendes Energieunternehmen mit langjähriger Expertise in der Geothermie sowie mit der Stadt Wörth am Rhein eine dynamische Kommune mit innovativer Stadtverwaltung, die für die öffentliche Daseinsvorsorge steht. Als Geschäftsführer der WärmeWerk Wörth GmbH wurden Stefan Ertle, Asset-Manager Fernwärme im Erzeugungsbereich der EnBW, und Thomas Neckenich, bei Daimler Truck verantwortlich für Energieversorgung und Grüne Produktion am Standort Wörth, bestellt.
Klimaneutrale Energieversorgung als wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung
Auf der Suche nach umweltfreundlichen Alternativen der Energieerzeugung kommt der Tiefengeothermie eine besondere Bedeutung zu. Gerade der Oberrheingraben, in dessen Gebiet die Stadt Wörth am Rhein liegt, verspricht aufgrund seiner Geologie gute Voraussetzungen für die nachhaltige Gewinnung von Erdwärme. So kann Geothermie einen wichtigen Beitrag zur weiteren Dekarbonisierung des Produktionsstandorts Wörth und der Stadt Wörth am Rhein leisten. Das Vorhaben ist ein bedeutender Schritt der drei Partner zur konsequenten Umsetzung der Klimastrategie der Bundesregierung.
Ziel des Joint Ventures ist die Sondierung der Region auf die Eignung zur Erschließung geothermischer Energie. Nach sorgfältiger Prüfung der lokalen und geologischen Gegebenheiten in Zusammenarbeit mit unabhängigen Gutachtern und anerkannten Experten soll in einem zweiten Schritt der am besten geeignete Standort für eine geothermische Bohrung festgelegt werden. Bei erfolgreicher Bohrung und Bewilligung der beantragten Bundesförderung sind der Bau und die Inbetriebnahme einer Geothermieanlage vor Ort geplant.
Drei Partner auf Augenhöhe und in der Region verwurzelt
Thomas Neckenich: „Energiegewinnung durch Erdwärme bietet uns die Chance, als Produktionsstandort eine nahezu CO2-freie Energiequelle in direkter Nachbarschaft für nachhaltige Produktion zu nutzen. Unsere beiden Partner bringen die entsprechende Expertise in Sachen Geothermie und Energieversorgung mit. Gegenüber der Bevölkerung sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Aufklärung und Transparenz über den gesamten Verlauf oberste Devise.“
Stefan Ertle: „Wir engagieren uns seit rund 20 Jahren bei der Erschließung und Nutzung der Tiefengeothermie. Gerade hier in der Oberrheinregion sind die geologischen Voraussetzungen dafür besonders gut. Umso mehr freuen wir uns über das Vorhaben, gemeinsam mit Daimler Truck und der Stadt Wörth eine umweltverträgliche Wärmeversorgung sowohl für den Lkw-Produktionsstandort als auch für die Menschen vor Ort zu realisieren.“
Dr. Dennis Nitsche, Bürgermeister der Stadt Wörth am Rhein: “Gemeinsam mit dem größten Arbeitgeber in der Stadt Wörth machen wir uns auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft. Dabei werden wir von einem erfahrenen Energieunternehmen und namhaften wissenschaftlichen Institutionen begleitet. Für die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Wörth am Rhein ist eine bezahlbare, zuverlässige und nachhaltige Wärmeversorgung von höchstem Interesse. Genauso wichtig ist aber auch der Schutz vor seismischen Aktivitäten. Die Stadt Wörth am Rhein, als Vertreterin gemeinnütziger Interessen und öffentlicher Daseinsvorsorge ist daher ein wichtiger Partner in diesem Vorhaben.“
Einladung zum Bürgerdialog
Ein zentrales Anliegen der Partner ist eine sachkundige, umfassende und transparente Information mit vielfältigen Beteiligungsformen für Bürgerinnen und Bürger über alle Phasen des Vorhabens hinweg. Geplant sind eine zentrale Informationsplattform im Internet, persönliche Bürgerdialoge sowie Informationsstände an zentralen Orten sowie dem Mercedes-Benz Trucks-Werk selbst. Durch wissenschaftlich fundierte Information und viel Raum für die Fragen und Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner sollen die Menschen in der Südpfalz auf dem Entwicklungsweg des Projekts mitgenommen werden. Allen Projektpartnern ist eine transparente und dialogorientierte Aufklärungskampagne zum Thema Geothermie gegenüber der Öffentlichkeit und den umliegenden Kommunen zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein zentrales Anliegen.
Aktuell ist geplant, 2024/2025 einen geeigneten Standort auszuwählen. Auf diesem sollen Tests und die Erschließung in den Jahren 2025-2027 folgen. Bei Bewilligung der beantragten Bundesförderung könnte ab 2027 das Geothermieheizwerk nach heutigem Stand gebaut und an das Wärmenetz angebunden werden, so dass die Inbetriebnahme im Jahr 2028 erfolgen könnte.
Umweltfreundliche Produktion soll CO2-Fußabdruck des Industriestandorts verbessern.
Dr. Andreas Bachhofer, Standortleiter des Mercedes-Benz Werks Wörth und Produktionsleiter Mercedes-Benz Trucks: „Der Einsatz erneuerbarer Energien für Strom und Wärme ist ein wesentlicher Faktor für eine grüne Produktion. Für Strom setzen wir bereits auf Grünstrom sowie auf unsere eigenen PV-Anlagen. Zusätzlich prüfen wir kontinuierlich, welche Prozesse wir energieeffizienter gestalten können. Beispielsweise wird unsere neue Lackieranlage weniger hohe Temperaturen benötigen als unsere bisherige. Das Werk befindet sich mitten in der Transformation.“
Ziel der EnBW ist es, bis spätestens 2035 als Gesamtunternehmen vollständig klimaneutral gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen zu werden. Dafür setzt sie sowohl auf den Ausbau der erneuerbaren Energien als auch auf den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung, der in Deutschland durch das Kohleausstiegsgesetz bis 2038 erreicht werden soll. Bereits bis 2028 will das Unternehmen komplett aus der Kohleverstromung aussteigen, sofern die von der Bundesregierung gesetzten Rahmenbedingungen dies ermöglichen. Neben der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien verfolgt die EnBW auch eine umfassende Strategie zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.
Klimaneutrale Wärmeversorgung soll CO2-Fußabdruck der Stadt Wörth mindern
Die Stadt Wörth am Rhein hat in ihrem Klimapaket I beschlossen, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung leistet dazu einen essenziellen Beitrag. Hierzu ist der Ausbau des vorhandenen Nahwärmenetzes erforderlich. Der Stadtrat hat bereits einen Beschluss zum Ausbau getroffen und damit entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt. red
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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