Fünf Jahre Hanau
Shisha, Kunst, Integration, Konflikte und Zusammenhalt
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| Foto: Foto: © Z. Haggag, ArtFusion Südpfalz, 2019"
- Eine Gruppe Jugendlicher in Schweigen-Rechtenbach – frei und ungestört beim gemeinsamen Wasserpfeiferauchen, fern vom Stadttrubel.
- Foto: Foto: © Z. Haggag, ArtFusion Südpfalz, 2019
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Wasserpfeifenkultur, Kunst und Integration als Weg aus der Spaltung
Bad Bergzabern/Südpfalz, 19. Februar 2025
Fünf Jahre sind vergangen, seit ein rechtsextremistischer Attentäter in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordete. Deutschland gedenkt an diesem Jahrestag erneut der Opfer, während die Debatten um Integration, Rassismus und gesellschaftlichen Zusammenhalt weitergehen – doch was hat sich seitdem wirklich verändert?
Dabei rückt zunehmend die Shisha-Kultur ins Visier: Häufig als Symbol einer „fremden Kultur“ oder „gescheiterten Integration“ stigmatisiert, kann sie zugleich Räume der Begegnung und Kreativität eröffnen. Jedoch sind negative Schlagzeilen – von Kohlenmonoxid-Gefahren bis zu Auseinandersetzungen in Shisha-Bars – ebenso Teil dieser Debatte. Gerade deshalb lohnt es sich, genauer hinzusehen: Wie können wir das Potenzial zur Integration fördern und die Risiken begrenzen?
Fünf Jahre nach Hanau:
Eine Mahnung und ein Blick nach vorn. Der 19. Februar 2020 hat sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Angehörige der Opfer fordern bis heute konsequente Aufklärung und Bekämpfung rechtsextremer Netzwerke. Bundesweit gibt es Mahnwachen und künstlerische Interventionen, um an die Opfer zu erinnern und vor Rassismus zu warnen. Zugleich stellt sich die Frage: Welche Rolle spielen Orte wie Shisha-Bars, die nach dem Anschlag zunehmend in die Kritik geraten sind?
Shisha-Kultur im Spannungsfeld zwischen Alltag und Vorurteilen
Für viele Menschen ist das Wasserpfeiferauchen ein Teil der Freizeit, unabhängig von ihrer Herkunft. Laut Zollstatistik stieg der legale Import von Wasserpfeifentabak in den letzten zehn Jahren von 755 auf über 4.000 Tonnen. Dennoch sorgen Schlägereien oder Kohlenmonoxid-Vorfälle in Shisha-Bars immer wieder für Negativschlagzeilen – auch in Bad Bergzabern kam es 2021 zu einer Rauferei mit rund 40 Jugendlichen.
„Smile with us“ – Kunst als Schlüssel zum Dialog
Die Künstlerinnen Anja Roth und Liz Helmke planen im Rahmen ihres Projekts „Smile with us“ künstlerische Workshops an Orten, die oft als „fremd“ oder konfliktträchtig gelten. Ein mögliches Konzept sieht vor, Shisha-Bars oder auch historische Gebäude wie die Augspurger Mühle in Bad Bergzabern für kulturelle Aktionen zu nutzen. Bislang sind jedoch keine konkreten Termine fixiert – vielmehr soll im Dialog mit den Betreiberinnen und Betreibern geklärt werden, ob, wann und wie Workshops vor Ort stattfinden können. Ziel ist es, mittels kreativer Aktionen Begegnungen zu fördern und Vorurteile abzubauen.
Outdoor-Alternative – Jugendkultur unter freiem Himmel
Auch abseits der Bar-Szene wird gepafft: Am Sonnenberg in Schweigen-Rechtenbach treffen sich Jugendliche zum Shisha-Rauchen an der frischen Luft. Dies entschärft innerstädtische Konflikte und mindert CO-Risiken, wirft aber Fragen zum Brandschutz und zum verantwortungsvollen Umgang auf. Kommunen und Vereine könnten hier präventiv unterstützen, statt nur zu kontrollieren.
Vom Gedenken zum Handeln
Gerade fünf Jahre nach Hanau wird deutlich, wie nah sich Ausgrenzung und konstruktive Begegnung sein können. Shisha-Kultur kann Diskriminierung befördern, wenn sie einseitig negativ dargestellt wird – oder integratives Potenzial entfalten, wenn sie mit Kultur- und Bildungsinitiativen verknüpft wird. Investitionen in Sicherheit, Aufklärung und kreative Projekte wie „Smile with us“ wären ein wichtiger Schritt, um aus dem Gedenken an Hanau konkrete Taten folgen zu lassen. Denn letztlich gelingt echte Integration nur durch Dialog und gegenseitiges Verständnis.
Zenhom Haggag
Autor:Zenhom Haggag aus Bad Bergzaberner Land |
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