Stolperstart vorprogrammiert? Kritik an DB wegen vorgezogener Streckensperrung

Ab kommenden Montag wird die Bahnstrecke zwischen Bad Dürkheim und Deidesheim gesperrt - drei Monate früher als geplant/Symbolfoto | Foto: Heike Schwitalla
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Bad Dürkheim. Mit deutlicher Kritik an der DB InfraGo reagiert der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV) auf die Ankündigung der Deutschen Bahn, die Bahnstrecke zwischen Bad Dürkheim und Deidesheim vorzeitig ab kommenden Montag voll zu sperren. Ursprünglich war geplant, den Zugverkehr ab 11. Juli, also rund drei Monate später, auf einen Schienenersatzverkehr umzustellen, um den durch Dachsbauten instabilen Bahndamm bei Wachenheim bis Mitte Dezember 2025 zu sanieren.

Die Kritik des ZÖPNV setzt an zwei Punkten an: Die späte Information darüber, dass sich die Situation zugespitzt hat und die offenkundig vernachlässigte Vorbereitung der Sanierung, die nun zu einer weiteren Verlängerung der Sperrphase führen könnte.

Vorgesehen ist, dass anstelle der Züge zwischen Deidesheim und Bad Dürkheim halbstündlich Busse verkehren, die bis Freinsheim und dann stündlich bis Grünstadt durchfahren. Der Zugverkehr zwischen Freinsheim und Bad Dürkheim muss aus betrieblichen Gründen erheblich eingeschränkt werden, weil durch die Streckenunterbrechung die Fahrzeug- und Personaleinsätze aufwändiger werden. Stand heute können aber zwischen Bad Dürkheim und Freinsheim einige wenige Züge für den Berufs- und Schülerverkehr angeboten werden.

Der Zugverkehr zwischen Ramsen/Monsheim - Grünstadt, Freinsheim und Frankenthal ist nicht betroffen und sollte planmäßig verkehren können. Auch zwischen Neustadt und Deidesheim verkehren die Züge, in Richtung Neustadt allerdings mit verändertem Fahrplan.

Für die Kundinnen und Kunden bedeutet die vorgezogene Sperrung nicht nur, dass zunächst neun Monate kein Zug fährt, sondern auch, dass es den Planern bei der DB Regio, den Busunternehmen und dem ZÖPNV Süd gar nicht mehr möglich war, das Buskonzept in Detail durch zu planen. Der Zweckverband geht daher davon aus, dass ein Stolperstart beim Ersatzkonzept vorprogrammiert ist. Es sei nicht möglich gewesen, die Busfahrzeiten zu testen, die Festlegung der Haltestellen sei nicht abgeschlossen, mögliche Straßenbaumaßnahmen mit Umleitungen konnten noch nicht abgefragt und in den Fahrplänen berücksichtigt werden. Ob die nötige Anzahl an Bussen und Fahrpersonal nun schon drei Monate vorher zur Verfügung steht, sei ebenfalls nicht garantiert.

Aufgrund der Kurzfristigkeit der Streckensperrung sei zudem eine sachgerechte Kundeninformation schwierig. Die DB Regio wird auf Initiative des ZÖPNV Süd ab Ende dieser Woche die Kunden in den Zügen über die bevorstehende Streckensperrung informieren.
Die in aller Eile erstellten Fahrpläne werden Zug um Zug in die Online-Auskunftssysteme eingepflegt, möglicherweise müsse aber auch noch nachgebessert werden.

Im Internet können die Ersatzfahrpläne ab Ende der Woche auf den Seiten der DB AG und unter www.rolph.de eingesehen werden. Sie werden dort auch bedarfsweise aktualisiert. Die Radmitnahme in den Bussen ist grundsätzlich nicht möglich.

Ausgehöhlter Bahndamm muss saniert werden

Auslöser der Sperrung sind Dachsbauten im Bahndamm nördlich von Deidesheim. Die Tiere graben zum Teil komplexe und umfassende Höhlensysteme und haben dort einen instabilen Untergrund der Bahnstrecke verursacht. Die Kritik des ZÖPNV richtet sich also nicht gegen die Sanierung an sich, sondern vielmehr gegen das Vorgehen der DB InfraGo im konkreten Fall.

Die Sperrung ab Juli 2025 war vor rund zwei Jahren von der DB InfraGo selbst festgelegt, die Sanierung während der verkehrsreichen Zeit mit Weinfesten und Bad Dürkheimer Wurstmarkt als unumgänglich bezeichnet worden. Jetzt stellte man fest, dass die Dachse den Höhlenbau verstärkt und offenbar räumlich ausgedehnt haben - mit der Folge, dass sich in Randlage des Gleisbettes schon Anlagenteile der Bahnstrecke verschoben haben.

Offenbar wusste man das bei DB InfraGo schon seit Ende vergangenen Jahres Bescheid,  habe aber nicht darüber informiert, dass mit einer vorgezogenen Sperrung zu rechnen sei. In der Folge müssen die Planer nun ad hoc ein Ersatzkonzept realisieren. Der Zweckverband geht davon aus, dass das am Ende die Kunden ausbaden müssen. Außerdem muss sich die Bahn die Frage gefallen lassen, warum es überhaupt zu einer derart starken Unterhöhlung des Bahndamms durch die Dachse gekommen ist. Diese entstehe nicht innerhalb weniger Wochen. Bislang ist Sanierungsabschnitt noch nicht gerodet - und das, obwohl er im Bereich eines  Natura 2000/Vogelschutzgebietes liegt. Die DB braucht also eine Ausnahmegenehmigung um während der Brutzeit der Vögel den Bahndamm roden zu können, bevor die Sanierung starten kann. red/cobc

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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