Auf der Nachbarschaftsbank gibt's kein Tabu
"Babbelle und Noochrischde austauschen"
Bellheim. Viele Fäden laufen in Bellheim bei Kornelia Schirmer zusammen. Sie ist ehrenamtlich engagiert und öffnet regelmäßig ihren Garten im Maxburgring interessierten Besuchern aus Nah und Fern. Seit einiger lädt sie immer mittwochs um 19 Uhr Bellheimer aus dem Maxburgring und der näheren Umgebung auf ihre "Nachbarschaftsbank" ein. "Wir treffen uns hier zu einem Bier, babbelle und tauschen die neuesten Noochrischde aus", erzählt die rührige 69-Jährige.
Mal kommen fünf Nachbarn, manchmal sind es auch zehn oder zwölf. Sie bringen einen Stuhl und ihre Getränke mit, dann sitzen sie zusammen und erzählen - was früher auf dem Dorf ganz alltäglich war, hat sich im Maxburgring zu einem echten Event entwickelt. Denn die Idee spricht sich rum, manchmal kommen deshalb auch Besucher aus anderen Teilen Bellheims vorbei. Jeder ist willkommen, man kann sich auch ganz spontan dazu setzen und mit "babbelle". Auch die jüngeren Familien aus dem Maxburgring seien herzlich eingeladen, erfährt man. Soziale Kontakte sind schließlich in jedem Alter wichtig.
"Bei Kornelia laufen die Fäden im Maxburgring zusammen", lachen die anwesenden Nachbarn. "Die weiß alles, kriegt alles mit und organisiert gerne." Und das ist auch gut so, denn manchmal braucht es Menschen, die andere mitreißen können und die Dinge in die Hand nehmen. Sie selbst habe die Idee der Nachbarschaftsbank im Fernsehen gesehen, so ungefähr vor 2 Jahren und war sofort begeistert. "Ich wusste einfach, das will ich für uns hier auch - und es hat gleich prima geklappt. Denn so was funktioniert ja nur, wenn auch die Nachbarn mitmachen und Interesse daran haben."
Man trifft sich in der Gartensaison - so lange man eben gemütlich abends draußen sitzen kann. "Frieren wollen wir nicht, dann gehen wir lieber in die Winterpause", ist sich die kleine Gesellschaft einig.
Diesen Mittwoch wird hauptsächlich über die in Bellheim anstehende Bürgermeisterwahl geredet. Man tauscht sich über die Kandidaten aus, äußert erste Präferenzen. Hier kann jeder seine Meinung sagen, muss sich nicht vor Mobbing fürchten. Auch über das Bellheimer Waldfest am vergangenen Wochenende tauscht man sich aus. Diejenigen, die beim Seniorennachmittag waren, berichten eifrig, die, die noch zu jung dafür sind, hören gespannt zu. Es wird viel gelacht, es werden Geschichten und Erlebnisse ausgetauscht und manchmal ziehen sich die alten Freunde auch gegenseitig auf.
Natürlich kommen auch schwierige Themen zur Sprache - die steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten, und wie die Politik gerade Rentner damit alleine lässt. Ein bisschen Sorge vor dem, was da noch droht, aber auch die Hoffnung darauf, dass sich das alles schon wieder irgendwie einrenken wird. Es gibt eben keine Tabus auf der Nachbarschaftsbank im Maxburgring.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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