Wer wohnt im Wald?
Der Faltentintling oder acht Tage Alkoholverzicht
Natur. Unter dem Motto "Wer wohnt im Wald?" stellen wir in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Pfälzer Rheinauen Waldbewohner vor - bekannte und unbekannte, seltene und oft gesehene, kuriose Kerlchen und echte Sympathieträger. Denn, dass unser Wald schützenswert ist, haben die meisten Menschen begriffen, welcher Vielfalt an Lebewesen er jedoch direkt vor unsere Haustür wertvollen Lebensraum bietet, wissen viele noch nicht. Deshalb möchten die Wochenblätter gemeinsam mit Förster Volker Westermann in dieser Serie Waldbewohner ins Rampenlicht holen.
Hier gilt Pils oder Pilz
Manche Pilze haben eine einfach echt fiese Wirkung. Der Faltentintling beispielsweise ist so ein Spielverderber- zumindest für Menschen die einen edlen Tropfen zu schätzen wissen. Eigentlich ist der Fruchtkörper dieses Pilzes essbar und soll durchaus lecker schmecken. Allerdings nicht in Verbindung mit Alkohol. Dann führt der Pilz nämlich zu einer ordentlichen Vergiftung. Und das bei Alkoholkonsum bis zu vier Tagen vor und nach der Mahlzeit. Eine Woche kein Alkohol, das schaffen "normale Mitteleuropäer" eher selten.
Spannend ist wie das Gift wirkt. Das Pilzgift heißt Coprin. Dieses zerfällt unter anderem beim Erhitzen in die Bausteine Glutaminsäure und 1- Aminocyclopropanol. Die Namen muss man sich nicht merken. 1- Aminocyclopropanol hemmt das Enzym Aceldehyddehehydrogenase, das das Ethanol aus dem alkoholischen Getränks in mehreren Zwischenschritten zu Essigsäure verarbeiten soll. Der Alkohol baut sich also nicht weiter ab. Statt zu Essigsäure verarbeitet zu werden verbleibt im Körper das stark toxische Ethanal. Könnte man witzig finden, wenn die Symptome nicht wären.
Es geht mit den üblichen ersten Vergiftungserscheinungen bei Pilzen los: Schweißausbruch, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Danach soll es zum Kribbeln der Haut und zu Kältegefühlen in den Armen und Beinen kommen.
Schließlich verfärbt sich das Gesicht irgendwie violett, nur Nasenspitze und Ohrläppchen bleiben auffällig weiß. Am Ende stehen Herzrasen, Engegefühl und Kollabieren.Aber keine Sorge, der gesunde Mensch stirbt dabei nicht.
Das Ganze passiert aber nur bei Alkoholkonsum. Wer nüchtern bleibt kann ordentliche Mengen von diesem Pilz ohne Probleme essen.
Dass man den Pilz früher in Entzugskliniken eingesetzt hat, um herauszufinden wer weiterhin heimlich säuft, gehört wohl eher ins Reich der Legenden.
PS: Den Fruchtkörper dieses Pilzes findet man hin und wieder an den Wegrändern im Auenwald, aber auch in Parks und sonstigen Laubwäldern. Aber Fazit auf gut pfälzisch: Uffbasse beim Schoppetrinke!!
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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