Geheimnisvolle Heimat
Von künstlichen Bächen und einer cleveren Seniorin
Zeiskam. Seit vielen Jahrhunderten ist Zeiskam für seinen Gemüseanbau bekannt. Dabei ist traditionell bedeutend vor allem der Anbau von Zwiebeln. Auch wenn der Anteil der Landwirtschaft in der Zeiskamer Wirtschaft rückläufig ist, ist die Agrarbranche mit ihren Großbetrieben und rund 500 Hektar Anbaufläche nach wie vor prägend für die Gegend. Zu diesem Wohlstand wäre es wohl nicht gekommen, hätte eine Seniorin nicht vor vielen hundert Jahren einen Fürsten überlistet.
Bewässerungssystem für Gemüsefelder
Die Felder rund um Zeiskam wurden früher durch ein ausgeklügeltes System von Bächen und Ableitungen bewässert, das nicht minder landschaftsprägend, heute an vielen Stellen noch bestens erhalten und Zentrum zahlreicher Sagen und Legenden ist.
Der Fuchsbach ist das Hauptgewässer dieses Systems, er ist eine rund zehn Kilometer lange Ableitung der Queich. Der Fuchsbach entsteht bei der Fuchsmühle in der Nähe von Hochstadt durch Ableitung aus der Queich nach Nordosten. Er teilt sich am Mittellauf in Druslach und Hofgraben.
Knapp drei Kilometer im Verlauf des Gewässers wird westlich von Zeiskam ein Drittel der Wassermenge des Fuchsbachs Richtung Norden als Hofgraben abgezweigt, zwei Drittel fließen als Druslach nach Osten. Die Druslach mündet auf der Höhe Rheininsel Grün in den Lingenfelder Altrhein. Der acht Kilometer lange Hofgraben fließt nordöstlich von Zeiskam durch Westheim und Lingenfeld. Dort mündet er rund einen Kilometer nördlich der Druslach in dieselbe Altrheinschlinge.
Über Jahrhunderte diente das System der drei Wasserläufe der Bewässerung von Gemüsefeldern. Die Wasserläufe wurden großflächig zur Bewässerung der örtlichen Gemüsefelder eingesetzt. Zu diesem Zweck gibt es an vielen Stellen auch heute noch kleine Ableitungen, deren nicht verbrauchtes Wasser später wieder zurück mündet. Der Fuchsbach hatte damit über viele Jahrhunderte für das Dorf Zeiskam, seine Bewohner und den Gemüseanbau eine wichtige Bedeutung. Denn ihm hatte der Ort seinen Aufschwung und seinen wirtschaftlichen Wohlstand zu verdanken. Ohne den künstlichen Bach und seine Nebenläufe wäre der Gemüseanbau in Zeiskam in diesem großen Stil undenkbar gewesen- Die Schaffung der künstlichen Wasserläufe war damals technisch revolutionär und wirtschaftlich nahezu ein Wunder für Zeiskam. Das Bewässerungssystem überdauerte bis in die 1950er Jahre als die Beregnung der Felder eingeführt wurde.
Der Fuchsbach – ein Gnadenwasser
Den Fuchsbach, der auch „Gnadenwasser“ genannt wird, umgibt eine ganz besondere Mystik. Glaubt man der Legende, hat Zeiskam seinen Wohlstand allein diesem künstlichen Gewässer zu verdanken. Nach der Legende überbrachte eine alte Frau aus Zeiskam im Jahre 1428 einen Korb voller Gelbrüben an den Pfalzgrafen Ludwig III. Dieser war so erfreut über das Geschenk, dass er der alten Frau einen Wunsch – eine Gnade – gewährte. Die Frau wünschte sich daraufhin einen Zufluss von der Queich Richtung Zeiskam in der Größe eines Fuchsloches. Dieses Fuchsloch wurde daraufhin in Stein gehauen und in das Ufer der Queich eingesetzt, um so den Feldern und dem Dorf das nötige Wasser zukommen zu lassen. So entstand der Bach und sein Name „Fuchsbach“. Eine Nachbildung des „legendären“ Fuchsloches befinde sich deshalb heute noch im Sängerheim von Zeiskam.
Von Buwe und Mädchen
Geteilt wird der Fuchsbach beim so genannten „Buwenabloss"in der Zeiskamer Gewannen-Schnittstelle „Im Eichelgarten/In den Lachwiesen“. Von hier aus führt der Fuchsbach sein Wasser der Druslach (am Bubenabloss) und weiter nordöstlich (am Mädchenabloss) dem Hofgraben zu. Buben- und Mädchenabloss waren in früheren Zeiten die Badestellen für die Zeiskamer Jugend - wie es sich gehörte, züchtig nach Geschlecht getrennt.
Das beim Bubenablass ankommende Wasser des Fuchsbachs wird historisch-vertraglich geregelt im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel auf den Hofgraben und die Druslach aufgeteilt. Bis in die heutige Zeit finden sich am Verlauf von Queich, Fuchsbach, Hofgraben und Druslach noch alte Wehre und Bauwerke, die auf die wirtschaftliche Nutzung der Gewässer hindeuten. Etwa das Schwarze Wehr in den Hochstadter Queichwiesen, das diesen mystisch anmutenden Namen trägt, weil es einst am Abfluss der Schwarzlach erbaut wurde, einem der Be- und Entwässerungsgraben, der heute nicht mehr existiert. Es wurde um 1800 wurde mit Buntsandsteinquadern auf massiven Eichenbalken mörtelfrei errichtet- und 2003 restauriert.
Auch ein Waschhaus aus den 1920er Jahren findet sich am Fuchsbachufer im Hochstadter Wald noch. Hier wuschen die Zeiskamer Hausfrauen noch bis ins 20. Jahrhundert ihre Wäsche, ebenso wie am Hofgraben in Zeiskam, wo noch bis in die 1950er Jahre öffentlich Wäsche gewachsen wurde.
Geheimnisvolle Heimat erleben
Wer mehr über die Geschichte der Zeiskamer Bewässerungssysteme erfahren möchte, dem sei der Druslach Bach-Erlebnisweg empfohlen - eine rund 13 Kilometer lange Wanderung, die über die Geschichte und die Natur rund um das Gewässer informiert. Auch eine Wanderung von der Fuchsmühle bei Hochstadt durch den Wald entlang des Fuchsbachs nach Zeiskam ist ein sehr schöner Ausflug.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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