Die Modebranche kämpft mit vollen Lagern
„Es wird viele Pleiten geben, die es ohne Corona nie gegeben hätte

Die Modebranche in der Corona-Krise: ein Unternehmer aus Bellheim berichtet | Foto:  iXimus/Pixabay
  • Die Modebranche in der Corona-Krise: ein Unternehmer aus Bellheim berichtet
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Bellheim/Wörth. Bernhard Müller ist gemeinsam mit seiner Frau Andrea Inhaber von drei Modeboutiquen in der Region: „Mode Müller“ in Bellheim sowie „Lifestyle by Mode Müller“ und "Catwalk by Mode Müller" im Maximiliancenter in Wörth. „Unser Geschäft in Bellheim besteht seit 1987 und unsere beiden Geschäfte in Wörth seit 2007 und 2010“, berichtet Müller. „Der zweite Lockdown innerhalb eines Jahres trifft uns - wie viele andere in unserer Branche - sehr hart. Seit 16. Dezember haben wir geschlossen. Aber schon seit 2. November, als der Soft-Lockdown die Gastronomie und andere Bereiche traf, hatten wir bereits erhebliche Umsatzrückgänge, weil der Lockdown die Menschen verunsicherte und auch der Bedarf für Kaufimpulse fehlte. Hinzu kam in unserem Geschäft in Bellheim die Baustelle in der Hauptstraße, durch die der Laden nur noch sehr schwer erreichbar war. Diese Vollsperrung unmittelbar vor unserem Geschäft dauerte von 2. November bis zu dem Lockdown am 16. Dezember, was zu zusätzlichen Umsatzverlusten führte. Wir haben 16 Aushilfen, die seit dem Lockdown keinen Lohn mehr bekommen“, beschreibt der Unternehmer seine schwierige Lage.

Online-Shop und Lieferservice

Auch Müller ging, um zumindest ein bisschen Verlust wieder wett zu machen, neue Wege; „Seit dem ersten Lockdown sind wir in Instagram aktiv, das hat uns auch neue Kunden gebracht. Wir bieten einen Abhol- und Lieferservice an - nach Terminvereinbarung. Außerdem bieten wir auch über unserer Homepage Angebote an“, so Müller.
Die von der Politik so viel gepriesenen Hilfen konnte Müller noch nicht beantragen: „Weil immer noch viele Punkte nicht klar sind. Insbesondere ist noch nicht klar wie man Saisonware geltend machen kann“, klagt der Unternehmer und fügt an: „Da die Schließung im Dezember nur wenige Tage vorher absehbar war, hatten wir gar keine Chance durch Rabatt-Aktionen noch Winter-Ware zu verkaufen. Die Lager waren voll und durch unseren Abhol- und Lieferservice können wir diese Mengen nicht mehr verkaufen. Wir sind über jedes Teil, das wir verkaufen können, sehr dankbar, aber sie decken bei weitem noch nicht einmal unsere Kosten. Uns würde eine Soforthilfe sehr helfen aber wie gesagt SOFORT und nicht erst nach Monaten, wenn überhaupt. Am Anfang wurde ja noch nicht einmal über eine Unterstützung des Handels nachgedacht, was ich unmöglich finde. Durch diese drastischen Maßnahmen werden viele Betriebe zerstört, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden und keine finanziellen Schwierigkeiten hatten.“

Steuerberater sind hoffnungslos überlastet

Ein weiteres Problem für Müller und für viele andere Unternehmen: Die Antragstellung der Soforthilfen läuft über den Steuerberater, die sind natürlich überlastet und die Antragstellung ist für viele daher noch immer nicht möglich.
„Es kann nicht sein, dass man von heute auf morgen die Geschäfte geschlossen bekommt und unverschuldet in Schwierigkeiten kommt, da Kosten weiterlaufen, aber die kalkulierten Umsätze ausbleiben. Es war schon längere Zeit absehbar, dass eine zweite Welle kommen wird, da hätten schon Pläne für den Ernstfall ausgearbeitet werden können damit schneller dort geholfen wird, wo es auch benötigt wird“, ärgert sich der Unternehmer aus Bellheim.
Nachdem im Sommer der Gesundheitsminister gesagt habe, dass es keinen zweiten Lockdown für den Einzelhandel wie im März/April geben werde, weil der wirtschaftliche Schaden zu groß sei. Habe er, so Müller, wie viele andere aus seiner Branche auch, seine Einkaufsplanung, die teilweise eine Vorlaufzeit von drei bis vier Monate hat, aufgrund eben dieser Aussage gesteuert. Jetzt sitzt sein Unternehmen, wie viele andere auch, auf der kompletten Winterware, die mittlerweile schlicht unverkäuflich ist.

Supermärkte und Discounter dürfen Kleidung verkaufen

„Ich persönlich finde, dass die Lockdown-Maßnahmen nicht mehr angebracht sind und auch nicht gerecht. Natürlich müssen Maßnahmen bei einer Pandemie getroffen werden, aber es kann nicht sein, dass sich Menschenmassen in den Supermärkten und Discountern tummeln und durch die Gänge schieben und wir durften die ganze Zeit noch nicht einmal einen Kunden in unsere Geschäfte lassen. In Supermärkten und Discountern dürfen Bekleidung, Schuhe, Wäsche sowie alles andere verkauft werden. Das ist eine Wettbewerbsverzerrung und hätte so nie erlaubt werden dürfen, sondern diese Bereiche hätten abgesperrt werden müssen“, findet Bernhard Müller. Und er hat nicht ganz unrecht, denn während in seinen Geschäften Kunden einzeln und mit angemessener Distanz bedient werden können, drängeln sich an den Wühltischen der Discounter oft dicht and dicht die Käufer, ohne dass jemand einschreitet.
„Im privaten Bereich darf man eine Person ungeschützt ohne Maske treffen, aber im Geschäft darf ich noch nicht einmal einen Kunden bedienen - auch wenn alle Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Wo liegt denn da die Logik? Ein Virus unterscheidet nicht zwischen privaten Zusammenkünften oder in Geschäften. Es wurde nie eine größere Ansteckungswelle im Handel oder auch der Gastronomie nachgewiesen, aber genau diese Branchen müssen darunter leiden“, fasst er frustriert zusammen.
Der Handel generell werde nach dem Ende des Lockdowns die schwierigste Zeit seit langem durchleben. „Es wird viele Pleiten geben, die es ohne Corona nie gegeben hätte“, ist sich Bernhard Müller sicher.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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