BRUCHSALER KULTURFENSTER
Erschließung des Bestandes Nachkriegswirtschaft – ein Werkstattbericht
Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. In dieser Woche stellt Dr. Tamara Frey vom Stadtarchiv den Bestand der Nachkriegswirtschaft vor.
Das Wasser färbt sich grau als ich mir vor der Mittagspause die Hände wasche. Der Staub von circa 50 Akten aus den Jahren 1945 bis 1950, die ich bis dahin durchgesehen, gereinigt, verpackt und verzeichnet habe. Sie stammen aus dem Bestand Nachkriegswirtschaft, der die Signatur A3 (=Altbestand Nr. 3) trägt. Etwa 25 Regalmeter, 100 Archivkartons mit fadengehefteten Akten und großen Karteikartenstapeln, zum Teil noch mit rauer Schnur zusammengebunden, bilden den Bestand, den ich gerade für die Nutzung erschließe. Er ist im Außenmagazin des Stadtarchivs, im Triwo-Technopark gelagert und umfasst inhaltlich so ziemlich alles über die Themen Versorgung mit und Zuteilung von Lebensmitteln und Verbrauchsgegenständen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Es beginnt mit Selbstversorgerkarten: jeder Haushalt, der über eine Nahrungsmittelquelle verfügte, und sei es nur ein kleiner Mohnblumenbestand für die Ölgewinnung, bekam so eine Karte. Danach folgen Akten über alles mögliche: Zuteilung von Seife, Möbeln, Fahrrädern, Spinnstoffen, Baumaterialien oder Tabak, über die Futtermittelgewinnung, Fleischversorgung, Kinder-Milchernährung und vieles Weitere. 99 Akten schaffe ich an diesem Tag zu erschließen.
Die dritte Abteilung des Bestandes bilden die Haushaltsblätter. Auf großen Karteikarten wurden die Bewohner eines Haushaltes, nach Straßen gegliedert, aufgelistet. Ein paar Bündel enthalten die Aufschrift „Verschiedene Straßen“, hier ist eine Nachordnung von Nöten, das dauert länger. Ein, zwei Bündel scheinen in ihrem Lagerungsverlauf einmal Feuchtigkeit abbekommen zu haben, die Tackernadeln zeigen Rostspuren und müssen entfernt werden, um den Aktenbestand nicht zu gefährden.
354 Verzeichnungseinheiten umfasst der Bestand A3 bis jetzt. Die vierte Abteilung, die unter anderem Kleinverteiler, also Lebensmittelgeschäfte, Bäcker oder Kolonialwarenläden sowie die Statistikakten umfasst, liegt noch vor mir. Ich bin gespannt, welche Erkenntnisse sich über Bruchsals Nachkriegszeit noch darin verbergen.
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