Hunderudel im Klassenzimmer
Lernen mit Hunden in der Schule am Turmberg
Mit dem Hunderudel ins Klassenzimmer - Tiergestützte Intervention in der Schule am Turmberg -
Jeden Donnerstag kam Nele Strahl mit ihren drei Hündinnen Lucy, Tinka und Fine in die erste Klasse der Schule am Turmberg. Das Projekt wurde durch die Schulsozialarbeit Karlsruhe initiiert und erstreckte sich über einen Zeitraum von zehn Wochen. In dieser Zeit lernten die Kinder eine Menge Wissenswertes über die Spezies Hund, z.B. wie man sich am besten Hunden gegenüber verhält, was Hunde mögen und was nicht. Die beiden Cockerpoos (Cockerspaniel-Pudel-Mischlinge) und die Labradorhündin sind ausgebildete und zertifizierte Therapiebegleithunde und gehören zum Team von Nele Strahl, die sich nach 25 Jahren Berufserfahrung als Ergotherapeutin nun seit sechs Jahren auf die Tiergestützte Therapie spezialisiert hat und in mehreren Schulen in Karlsruhe und Umgebung im Einsatz ist. Neben den Interventionen in den Klassengruppen, behandelt sie Kinder auch einzeln oder in Kleingruppen in ihren Therapieräumen.
Ihre Hunde sind im Kontakt zu den jungen Menschen geübt und durch ihr unterschiedliches Temperament ideale Aktionspartner für verschiedene Aufgaben. Diese beinhalten eine große Bandbreite an Fördermöglichkeiten und erstrecken sich von einfachen Futtersuchspielen über anforderungsreicheres Training von Tricks und Kommandoketten bis hin zu kleinen Hindernisparcours. Verschiedene Themenfelder werden im Klassenverband gemeinsam erarbeitet. Diese richten sich immer auch nach den Interessen der Schülerinnen und Schüler und werden mit den Lehrkräften abgesprochen. Zum Beispiel wird die Kommunikation des Hundes, seine Körpersprache analysiert. Die Vorfahren, die Verwandten und die vielen unterschiedlichen Rassen mit ihren Merkmalen werden besprochen. Es wird erarbeitet, was man für die Hundehaltung alles benötigt, was gefüttert werden kann und was giftig ist. Dabei haben die Kinder immer wieder die Möglichkeit von den Hunden, deren Eigenschaften und Bedürfnissen auf sich selbst zu schließen. Sehr interessant finden die Kinder meist die Beschäftigung mit der Anatomie. Die Hunde zu untersuchen, die Knochen zu ertasten oder wie ein Tierarzt ihr Herz mit einem Stethoskop abzuhören, das ist spannend. Auch lässt sich der Skelettaufbau des Hundes wunderbar mit dem anderer Tiere und von uns Menschen vergleichen. Kreativ können die Kinder Pfotenabdrücke anfertigen oder Collagen erstellen für die sie bei den beiden Cockerpoos selber Fell abschneiden dürfen, natürlich mit großer Vorsicht! Auf diese Weise werden ganz nebenbei sensomotorische Fähigkeiten wie Grob- und Feinmotorik, sowie Koordination und Sensibilität gefördert. Bei den Wissensthemen werden kognitive Fähigkeiten wie Konzentration, Gedächtnis oder Handlungsplanung und -umsetzung angesprochen. Es ist erstaunlich, welche Fähigkeiten die Kinder mobilisieren, wenn die Tiere mit im Raum sind. Die Motivation an sich zu arbeiten, um eine Aufgabe mit den Hunden zu schaffen, ist oftmals um ein Vielfaches gesteigert.
Die Kinder kommunizieren mit den Hunden, aber auch untereinander in der Gruppe. Dies schafft viel Raum für sozioemotionale Impulse und trägt enorm zum Gemeinschaftsgefühl der Klasse bei, was gerade in der ersten Klasse von großer Bedeutung ist. Ausgiebiger Streichelkontakt und Nähe zu den Tieren gehört natürlich auch zu dem Projekt. Besonders hierbei ist es wichtig behutsam vorzugehen. Kind und Hund müssen sich zu jedem Zeitpunkt sicher und wohl fühlen. Es gibt Regeln, die am Anfang der Projektzeit genau erklärt werden. Nele Strahl kann aus Erfahrung sagen, dass sich die Kinder zumeist sehr gewissenhaft an diese Regeln halten. Zwischen den Aktionen, die immer einzeln und sehr kontrolliert ablaufen, haben die Hunde Zeit sich in ihrer Box auszuruhen und zu entspannen.
Um Einsätze wie in der Schule am Turmberg fachkompetent planen und umsetzen zu können, ist eine umfangreiche Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam unverzichtbar. Es ist wichtig die Hunde „lesen“ zu lernen, evtl. auftretende Stressreaktionen müssen erkannt werden, um dann gegensteuern zu können. Lautstärke, Trubel und viele Menschen sind für Lucy, Tinka und Fine kein Problem. Sie gehen gerne und motiviert in ihre Einsätze und auch die Kinder der Schule am Turmberg freuten sich immer schon am Ende der Doppelstunde auf den nächsten Donnerstag. www.nelestrahl.de finden Sie weitere Informationen zu fachlichen Hintergründen und der Arbeitsweise von Nele Strahl mit ihren Hunden.
Autor:Schule am Turmberg aus Durlach |
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