Umfrage * Uneinigkeit in der Politik
Soll die Corona-Testpflicht an Schulen kommen?
Corona. Mit einem dringlichen Appell hat sich Dr. Fritz Brechtel, Landrat im Kreis Germersheim, am Mittwochmorgen an die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig gewandt: Er fordert eine indirekte Testpflicht für Schüler und Schulpersonal an den Bildungseinrichtungen in Rheinland-Pfalz. Corona-Tests sollen demnach verpflichtend eingeführt werden und ein negatives Testergebnis Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht sein. „Wir sind uns sicherlich alle einig, dass für Schüler der Präsenzunterricht nicht nur hinsichtlich des Lernerfolgs, sondern auch der Sozialkontakte enorm wichtig und unersetzlich sind. Die Offenhaltung der Schulen ist daher von großer Bedeutung. Deshalb halten wir es für unumgänglich, die Teststrategie an Schulen auszuweiten und eine indirekte Testpflicht für alle Schüler, sowie für das gesamte Schulpersonal von Seiten des Landes anzuordnen“, heißt es in dem Schreiben.
Aber wie ist das wirklich? Leiden Kinder unter dem "Testdruck", was passiert, wenn ein Jugendlicher positiv getestet wird, was sagen die Eltern zu dem Vorstoß des Landkreises?
Stimmen aus den sozialen Netzwerken
Auch wenn soziale Netzwerke keine repräsentativen Umfrageergebnisse darstellen können, zeigen sie doch, was die Menschen in der Region Germersheim von der Idee des Landrates halten. Wir haben uns deshalb mal auf Facebook umgeschaut.
"Bin absolut dafür! Monatelanges Homeschooling wird die Bildungsbiographien unserer Kinder definitiv nachhaltiger negativ beeinflussen als zwei mal in der Woche einen Selbsttest zu machen! Wer dagegen ist, kann seine Kinder gerne wieder zu Hause beschulen. Ohne Tests müssen wir das sowieso bald alle wieder", sagt Facebook-User Eva Dollt.
"Absolut richtiger Vorschlag! Testpflicht für Schüler, Lehrer und Schulsozialarbeiter sowie die Impfungen für Lehrer und Schulsozialarbeiter", sagt auch Bernhard Keller auf der Facebookseite des Wochenblatts.
Aber es gibt natürlich auch andere Stimmen, die genau das Gegenteil äußern:
"Nein, einfach Nein! Gesunde Kinder die nicht getestet werden möchten eben weil sie gesund sind diskriminieren und ausschließen. Wisst ihr eigentlich was ihr den Kindern seelisch seit über einem Jahr zumutet und aufbürdet?", fragt Facebook-User Isabella Amberger.
Und Sandra Jäger schreibt: "Bei einer Inzidenz von 196,9 überhaupt noch Schulen offen zu halten, gefährdet Kinder, ihre Familien, uns alle. Selbst mit Testpflicht wäre diese Gefährdung untragbar, schließlich entdeckt man mit Selbsttests längst nicht alle Infektiösen. Wenn die Tests noch dazu derart dilettantisch durchgeführt werden, wie man letztlich an einer Mainzer Realschule im Beisein von Dreyer und Hubig beobachten konnte, findet man damit gar nichts, sondern erhöht mit gemeinsamen Masken abnehmen, husten und niesen noch die Infektionsgefahren."
Und abschließend berichtet Tanja Tiemann von den Erfahrungen ihres Sohnes: "Die Tests in der Schule sind laut meinem Sohn halb so wild."
Das sagt die Landesregierung
"Dort, wo die Inzidenz 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen überschreitet, berät das Gesundheitsamt mit den Verantwortlichen vor Ort und der Schulaufsicht, ob weiter Wechselunterricht stattfinden kann oder auf Fernunterricht umgestellt werden muss", sagt Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig. Sie betont: "Begleitet wird der Wechselunterricht mit der konsequenten Umsetzung der Hygienekonzepte sowie der Erweiterung unserer Teststrategie: Zwei Mal pro Woche finden Selbsttests für Lehrkräfte und Beschäftigte sowie für Schüler in den Schulen statt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich jederzeit im Rahmen des ‚Testens für Alle‘ in einem Testzentrum des Landes testen zu lassen.“
Dennoch macht Landesregierung bisher auch vehement klar: Eine Testpflicht wird es vorerst nicht geben. Den Rheinland-Pfälzern sei der Ernst der Pandemie sehr bewusst und sie verhielten sich überwiegend sehr verantwortungsvoll. Auch deshalb habe sich die Landesregierung gegen eine Testpflicht entschieden, verkündete unlängst Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Mainz.
Explizit heißt es in einem Schreiben der Landesregierung: "Die Selbsttests sind ein kostenloses und freiwilliges Angebot für die Schüler. Die Familien erwarten keine Konsequenzen, wenn sie es nicht annehmen. Aber je mehr Kinder an dieser regelmäßigen Testung teilnehmen, desto sicherer wird der Schulalltag für die ganze Schulgemeinschaft."
Eine Testpflicht - wie sie Landrat Dr. Fritz Brechtel heute fordert - ist also vorerst nicht in Sicht. Die Fallzahlen im Landkreis Germersheim wiederum erklären seine Haltung: In den vergangenen drei Tagen gab es gehäuft Fälle in Kitas und Schulen, es ist nicht auszudenken, was passieren würde, wenn auch nur einige dieser Corona-Fälle unentdeckt blieben.
Was ist, wenn ein Kind positiv auf Corona getestet wird?
Für viele Eltern stellt sich - auch wenn sie den Selbsttests positiv gegenüber stehen - die Frage: Was wenn mein Kind positiv getestet wird? Ist sichergestellt, dass es angemessen betreut wird, wie reagieren die anderen Schüler, wie verhalten sich die Lehrer? Auch hier gibt die Landesregierung klare Handlungsvorgaben: Die Lehrkräfte sollten dabei insbesondere gruppendynamische Prozesse im Blickbehalten, heißt es im Leitfaden für die Schulen. Und weiter: "Gemeinsame Regeln helfen, den größtmöglichen Schutz insbesondere in Bezug auf die Privatsphäre jedes einzelnen Schülers sicherzustellen. Schüler, die sich nicht an der Testung beteiligen, dürfen nicht bedrängt und nicht ausgegrenzt werden. Persönliche Grenzen sind zu respektieren.
Zur Vorbereitung gehört auch die Kommunikation über den Umgang mit positiv getesteten Schülern. Es muss klar sein, dass von einer positiv getesteten Person keine unmittelbare gesundheitliche Gefahr für die restliche Lerngruppe ausgeht. Schüler müssen im Vorfeld wissen, welche Abläufe sich an eine positive Testung anschließen. In diesem Fall ist es erforderlich, dass der positiv
getestete Schüler umgehend die Lerngruppe verlässt und in einem separaten Raum betreut wird. Dies darf jedoch in keiner Weise den Eindruck erwecken, aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen zu werden oder „schuld“ zu sein. Es ist von besonderer Bedeutung, dass die Schule in einem solchen Fall für eine sensible und unterstützende Begleitung sorgt (...).
Wie das im Alltag umgesetzt wird, ist nicht bekannt. Beschwerden habe es bisher jedoch auch noch nicht gegeben. Auch einige falsch positive Schnelltests habe es im Landkreis Germersheim gegeben - unter anderem bei einem Kind, das an einer akuten Herpes-Infektion litt, die den Coronatest beeinflusst habe. Ist der Schnelltest positiv, muss das Kind schnellstmöglich von der Schule abgeholt werden, Quarantäne und ein PoC-Antigentest zur Bestätigung des Testergebnisses folgen. Ist der PoC-Antigentest (oder PCR-Test) negativ, kann das Kind wieder zur Schule gehen, ist auch dieser Test positiv, begeben sich das Kind und seine Kontaktpersonen in Quarantäne.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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