Kundgebung für Demokratie, Solidarität und Vielfalt in Hauenstein

Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung füllten den Rathausplatz aus. | Foto: W. G. Stähle
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  • Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung füllten den Rathausplatz aus.
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Hauenstein (Südwestpfalz). Gestern, Sonntag 3. März, läuteten in Hauenstein um 15 Uhr 50 die Glocken der Bartholomäuskirche. Auf dem in Sichtweite gelegenen Rathausplatz wurde gerätselt, ob es um diese Zeit eine religiöse Veranlassung geben könnte oder ob es mit der in zehn Minuten beginnenden Kundgebung zu tun hat. Es hatte, wie Pfarrer Robert Burger in seinem späteren Vortrag aufklärte. Die Kundgebung war angekündigt mit dem Motto „Heute wie vor 91 Jahren - Hääschde gegen rechts“ und vor genau 91 Jahren hatten in Hauenstein die Kirchenglocken aus außerordentlichem Anlass geläutet.

„Was war da los?“ hinterfragte Franz-Josef Schächter, der die Ansprachen sowie die musikalischen Einlagen der Schola Hauenstein moderierte, und klärte auf: Auf den 5. März 1933 waren Reichstagswahlen angesetzt. Per Verordnung des Reichspräsidenten Hindenburg (vom 28. Feb. 1933) waren bereits wesentliche Freiheitsrechte außer Kraft gesetzt und politische Gegner der neuen Herrscher in „Schutzhaft“. Die „schwarze Hochburg Hauenstein“ sollte geknackt werden. NS-Gauleiter Josef Bürckel hatte im Ort eine Kundgebung angesetzt und war mit auswärtigen SA-Leuten angerückt. „Hauensteiner waren nicht gekommen“, schilderte Franz-Josef Schächter, der als Journalist auch historische Aufsätze veröffentlicht. Sie seien zuhause geblieben oder hätten sich zum Gottesdienst versammelt, den Pfarrer Georg Sommer just auf diesen Zeitraum angesetzt hatte. „Sagt eurem Pfarrer wir kommen wieder“, habe der erzürnte Gauleiter drohend ausgerufen als er mit seinen militanten Leuten abzog.

An diese Ereignisse knüpfte Norbert Meyerer an, der für die örtliche Pfadfinderschaft sprach, die damals und in den Folgejahren „tragende Säulen“ des Widerstandes gewesen seien. Die Hauensteiner, schon unter dem Druck der Nazis stehend, hätten sich bei den Wahlen vom 5. März zu 90 Prozent gegen die NSDAP gestellt, erinnerte er. Demokratie sei kein Selbstläufer und keine Schlaftablette, sie müsse immer wieder erkämpft werden. „Lasst uns zur Wahl gehen, aber vorher genau hinschauen. Fragt sie, stellt fest ob sie Demokraten sind oder ob sie ein anderes Ziel verfolgen. Lasst uns der Gefahr bewusst werden, dass wir diese Gefahr aber auch besiegen können.“

„Die Kirchen dürfen hier nicht schweigen“, zeigte sich Pfarrer Robert Burger überzeugt. „Die Glocken haben geläutet wie vor 91 Jahren. Manche sagen, Kirchen sollen sich aus der Politik heraushalten. Das geht überhaupt nicht.“ Grundrechte seien die Grundlage für freie Meinungsäußerung. „Dorthin wie es in Russland gekommen ist wollen wir nicht.“ Niemand dürfe wegen Hautfarbe oder anderem ausgegrenzt werden. „Ausgrenzung widerspricht der christlichen Überzeugung.“ Gesellschaft, Kirchen und Staat müssten respektvoll miteinander umgehen, appellierte er.

Landesminister Alexander Schweitzer (Ministerium für Arbeit) freute sich, „dass so viele herausgehen, in Hääschde (Hauenstein im örtlichen Dialekt), Landau oder Kiel“. Die AfD habe vor, die Demokratie aus den Angeln zu heben, warnte er. „Wir müssen davon ausgehen, dass Nazis das tun werden was sie ankündigen.“ Explizit warnte er vor Björn Höcke: „Wer in seiner Familie Kinder und Menschen mit Behinderung hat sollte genau hinhören.“ Er sei stolz auf seine katholische Kirche die Position bezogen habe, ebenso auf die evangelische. Unsere Demokratie sei stark und stabil. „Am 9. Juli demokratisch wählen!“, rief er auf.

Die Schlussansprache an die rund 500 Personen die sich auf dem Rathausplatz versammelt hatten übernahm Hauensteins Ortsbürgermeister Michael Zimmermann „als Vertreter der Kommune“. Die Veranstaltung sei überfraktionell organisiert worden, betonte er. „Geht wählen, eine demokratische Partei“, rief auch er auf. „Extreme gehen immer wählen.“
   „Wir sollten nicht auseinandergehen ohne uns bewusst zu sein, wir sind mehr“, schloss sich Moderator Franz-Josef Schächter an und appellierte: „Politiker müssen Wege finden, diejenigen die den Rattenfängern auf den Leim gegangen sind zurückzugewinnen“.

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Autor:

Werner G. Stähle aus Hauenstein

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