Trauriges Sturmwochenende für Kandel
Die 151 Jahre alte Friedenslinde musste gefällt werden
Kandel. Der Donnerstag, 17. Februar 2022, wird den Menschen in Kandel vermutlich noch lange als ein ganz besonders trauriger Tag in Erinnerung bleiben. Denn an diesem Tag hatte die 151 Jahre alte Kandler Friedenslinde ihren letzten Lebenstag. Die starken Windböen setzten dem kranken Baum zuletzt so stark zu, dass es einen großen Riss im Stamm gab. Leider musste daher die Entscheidung getroffen werden, die alte Linde nun zu fällen.
Den jahrelangen Bemühungen des Kandler Bauhofs, die Linde zu erhalten - sei es durch intensive Bewässerung oder der Begutachtung durch einen Sachverständigen zweimal im Jahr - wurde damit ein bitteres Ende gesetzt.
Und wer sich fragt, warum in Kandel um einen einzelnen Baum so viel Wirbel gemacht wird, muss in die Stadtgeschichte blicken: Die alte Linde was über viele, lange Jahren „der Baum“ für Kandel. Sie wurde am 10. Mai 1871 gepflanzt, dem Tag, an dem der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich von 1870/1871 beendet wurde. Der Baum wurde symbolisch für den Frieden gepflanzt. Unter ihm wurden legendäre Feste gefeiert und viele Märkte abgehalten. Unter ihm fand das Kandler Leben statt.
Die letzte Ehre erwies die Stadt Kandel gemeinsam mit der Künstlergruppe um das Projekt „rurreal“ am 12. November 2021. An diesem Abend wurde an die Geschichte der Linde gedacht und Abdrücke ihrer Rinde genommen. Ein Lindenfond als Geld- und Ideenpool entstand. Mittlerweile sind mehr als 800 Euro zusammengekommen.
Kreative Ideen gesucht
"Auch das Holz wurde nicht entsorgt und wird erstmal aufbewahrt, um zu überlegen, was wir mit diesem großen Stück Geschichte machen“, so Stadtbürgermeister Michael Niedermeier.
Die Stadt Kandel hat neben dem Lindenabdruck einen Briefkasten für Lindenpost aufgestellt. Alle Bürger sind herzlich dazu eingeladen, Abschiedsbriefe für die Linde einzuwerfen. Die Briefe werden auf www.kandel.de/linde veröffentlicht und so dem kollektiven Gedächtnis der Stadt Kandel zugefügt. Wer Ideen hat, was mit Stamm oder dem Plätzel allgemein geschehen soll, kann sich an jennifer.tschirner@vg-kandel.de wenden oder ebenfalls einfach den Briefkasten nutzen.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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